Der Besuch des Nikolaus durfte auch in diesem Jahr nicht fehlen. Foto: Beiter

Corona hatte es ihnen in diesem Jahr nicht leicht gemacht. Doch für die Mitglieder des Jugendraums Bietenhausen stand das Anzünden des traditionellen Nikolausfeuers nie in Frage. Am Sonntag loderten die Flammen in den nächtlichen Sternenhimmel.

Rangendingen -

Pünktlich um sechs Uhr steckten Tim Leins und seine 14 Mitstreiter vom Jugendraum den meterhoch aufgeschichteten Reisighaufen mit langen Standen in Brand – was sich wegen des Regens der vergangenen Tage allerdings als nicht einfache Aufgabe herausstellte. Doch irgendwann stoben die Flammen aus dem Scheiterhaufen. Langsam löste sich die am Beginn hoch in dem Himmel ziehende Qualmwolke in der Hitze des riesigen Feuers auf.

Feuer sollte "unbedingt" brennen

In normalen Jahren brennen am Abend des 5. Dezember in der Gegend drei Nikolausfeuer. Doch dieses Jahr war es wie schon am vergangenen Nikolausfest ganz anders. Das Feuer in Hirrlingen war bereits am Samstag abgebrannt worden – allerdings ohne Öffentlichkeit, wusste Tim Leins vom Jugendraum Bietenhausen zu erzählen. Das Feuer in Höfendorf war vom dortigen Jugendraum gar bereits frühzeitig abgesagt worden.

Doch das kam für die Bietenhausener Jugendlichen nicht in Frage. Nachdem im letzten Jahr erstmals seit dem Beginn des traditionsreichen Nikolausfeuers in den 1920er Jahren die Veranstaltung im vergangenen Jahr abgesagt werden musste, "wollten wir es dieses Mal unbedingt wieder anbrennen", erzählt Leins.

Jugendliche erstellen stimmiges Hygienekonzept

Was durchaus mit Schwierigkeiten verbunden war – wegen Corona. Doch die Jugendlichen hatten sich ein stimmiges Hygienekonzept ausgearbeitet und daraufhin von der Gemeindeverwaltung das Okay zur Durchführung erhalten. Sogar den Verkauf der Leberkäswecken konnten sie beibehalten. Und es gab, sehr zur Freude der Besucher, auch Glühwein und Kinderpunsch. "Alles ist eigentlich wie jedes Jahr", freute sich Tim Leins.

Allein: tummelten sich in anderen Jahren hunderte Gäste auf der Wiese auf dem "Bibbes" hinter dem Schützenhaus, so waren es dieses Mal doch deutlich weniger Besucher – zumeist junge Familien mit kleinen Kindern, die sich dann auch am Besuch des Heiligen Nikolaus und seines Knecht Ruprechts freuten.

Nikolaus und Knecht Ruprecht kommen zu Besuch

Nachdem das Feuer lichterloh brannte, kamen die beiden Figuren glöckchenklingelnd auf die Wiese vor dem Feuer gestapft und hatten für alle Kinder ein kleines Säckchen mitgebracht – das diese tapfer persönlich bei ihnen abholten. Zum Glück hat der Nikolaus und vor allem dessen Knecht sein eher furchteinflößendes Image aus vergangenen Tagen gegen das des gutherzigen Gabenbringers eingetauscht.

In den Kostümen steckten Tim Leins und Jonas Eberhart. Sie hatten auch nach dem Besuch beim Nikolausfeuer noch einiges zu tun. Auf Bestellung besuchten sie im Anschluss die Kinder in den Häusern in Bietenhausen. Auch das, ganz korrekt und unter Corona-Bedingungen, wie Leins erzählt.

Mut und Verantwortung wird gelobt

Auch Rangendingens Bürgermeister Manfred Haug war zu dem traditionsreichen Spektakel auf die Anhöhe hinter dem Schützenhaus gekommen. Ortsvorsteher Josef Pfister war schon einer der ersten, die dort auf das Entzünden des Feuers warteten. Ihm war anzumerken, dass er die ganze Sache auch mit einem gewissen Maß an Stolz betrachtete. "Ich freue mich und finde es richtig , dass die Jugendlichen den Mut gefunden und die Verantwortung für die Traditionsveranstaltung übernommen haben und so verantwortungsvoll durchführen", stellte er lobend fest.

Und an dieser Aussage ist etwas dran. Die Nikolausfeuer in Bietenhausen brennen schon seit fast 100 Jahren. Doch dieses Feuer im Corona-Jahr 2021 wird wohl vielen als ein ganz besonderes in Erinnerung bleiben.