Ziel des Anschlags war die Stadt Jos. Foto: dpa

In der nigerianischen Stadt Jos sind zwei Bomben explodiert und haben mindestens 118 Menschen in den Tod gerissen. Kurze Zeit später starben 30 Menschen bei einem Terroranschlag in dem Dorf Shawa. Als Urheber wird die Terrorgruppe Boko Haram vermutet, die weiter mehr als 200 Mädchen in ihrer Gewalt hat.

In der nigerianischen Stadt Jos sind zwei Bomben explodiert und haben mindestens 118 Menschen in den Tod gerissen. Kurze Zeit später starben 30 Menschen bei einem Terroranschlag in dem Dorf Shawa. Als Urheber wird die Terrorgruppe Boko Haram vermutet, die weiter mehr als 200 Mädchen in ihrer Gewalt hat.

Abuja - Kein Ende des Terrors in Nigeria: Bei einem Bombenanschlag auf den belebten Markt der zentralnigerianischen Stadt Jos sind 118 Menschen getötet und 56 weitere verletzt worden. Zwei Autobomben waren am Dienstagnachmittag gesprengt worden.

Keine zwölf Stunden später töteten islamistische Terroristen Medienberichten zufolge in dem Dorf Shawa im Nordosten Nigerias 30 Menschen. Dorfbewohner berichteten der Zeitung "Leadership", die Männer hätten unter den Rufen "Allahu akbar" (Gott ist groß) um sich geschossen.

Der Terroranschlag in Jos war nach Angaben der nationalen Katastrophenschutzbehörde Nema besonders tückisch, weil eine Bombe erst 30 Minuten nach der Explosion des ersten Sprengsatzes gezündet worden war. Zahlreiche Helfer der Rettungsdienste, die sich nach der ersten Explosion am Dienstagnachmittag um die zum Teil unter Trümmern begrabenen Opfer und Verletzten bemühten, wurden dabei in den Tod gerissen.

Eine Bombe habe sich in einem Lastwagen befunden, ein anderer Sprengsatz in einem Minibus, berichtete ein Offizier der Spezialeinsatzkräfte. Bis in die Morgenstunden suchten Rettungskräfte nach Angaben der nationalen Katastrophenschutzbehörde Nema am verwüsteten Tatort nach Toten und Verletzten. Rund um den zentralen Markt von Jos waren ein Krankenhaus, zahlreiche Läden und andere Gebäude beschädigt worden. Bis zum Abend lagen mächtige Rauchwolken über dem Ort.

Nigerias Präsident Goodluck Jonathan sprach von einem "tragischen Anschlag auf die menschliche Freiheit". Die Regierung werde die Anstrengungen im Kampf gegen den Terror noch weiter intensivieren, sagte er am späten Dienstagabend. Dabei sollten auch multinationale Truppen helfen, die am Tschadsee im Nordosten Nigerias stationiert sind.

Anschlag wird Terrorgruppe Boko Haram zugeschrieben

Zunächst bekannte sich niemand zu den Anschlägen. Als Urheber wurde aber wiederum die Terrorgruppe Boko Haram vermutet. Die islamistische Organisation ist seit 2009 verantwortlich für den Tod Tausender Menschen in Nigeria, dem bevölkerungsreichsten Land Afrikas. Die Terrorgruppe mit Kontakten zu nordafrikanischen Al-Kaida-Ablegern will zumindest im muslimischen Norden Nigerias einen fundamentalistisch-islamischen Staat errichten.

Mitte April hatte die Terrorgruppe mehr als 200 Schulmädchen im Norden Nigerias entführt. Die Islamisten drohen, die Mädchen zu verkaufen, wenn die Regierung in Abuja gefangene Boko-Haram-Mitglieder und deren Angehörige nicht freilässt. Bisher fehlt trotz der Unterstützung von amerikanischen und europäischen Experten und dem Einsatz von westlichen Aufklärungsflugzeugen noch jede Spur von den Mädchen.

Nigerianische Streitkräfte des Landes hatten im Mai 2013 eine Offensive gegen die Gruppe begonnen, jedoch ohne großen Erfolg. Allerdings kritisierten Menschenrechtsorganisationen das angeblich brutale Vorgehen der Militärs gegen die Zivilbevölkerung.

Frankreich und Nigeria sowie vier andere afrikanische Länder hatten am vergangenen Samstag bei einem Anti-Terrorgipfel einen Aktionsplan gegen die Terrororganisation beschlossen. Man werde den Informationsaustausch der Geheimdienste verstärken, die Aktionen afrikanischer Militärs koordinieren und die Grenzen in Afrika kontrollieren, sagte der französische Präsident François Hollande. Eine Militäraktion des Westens gegen Boko Haram schloss Hollande allerdings aus.

Der Terror der Extremisten treibt im Norden Nigerias immer mehr Menschen in die Flucht: Rund ein Jahr nach der Verhängung des Ausnahmezustands in den besonders schlimm betroffenen Bundesstaaten Yobe, Borno und Adamawa wurden dort nach UN-Angaben 250 000 Menschen vertrieben. Rund 61 000 weitere hätten in Kamerun, Tschad und Niger Zuflucht gesucht.