Vom Niedrigwasser im Rhein ist der Kehler Hafen nur indirekt betroffen, da der Fluss zwischen Basel und Iffezheim aufgestaut ist. Die Konsequenzen bekommen die dort angesiedelten Betriebe jedoch deutlich zu spüren. Foto: Rheinhafen Kehl

Der Kehler Rheinhafen bekommt die Folgen des Niedrigwassers flussabwärts zu spüren: Schiffe können auf der Wasserstraße nur noch maximal 40 Prozent Fracht befördern. Die Kosten haben sich daher mittlerweile sogar versechsfacht.

Kehl - Eigentlich ist der Kehler Hafen vom Niedrigwasser im Rhein nicht direkt betroffen, denn von Basel bis Iffezheim bei Baden-Baden ist der Fluss gestaut. Trotzdem bekommt der Betrieb die Konsequenzen der Trockenheit und der Pegeltiefststände stromabwärts massiv zu spüren. "Es gibt erhebliche Beeinträchtigung bei uns", berichtet Jürgen Preiß, Sprecher des Kehler Hafens, unserer Zeitung. Denn der Hauptwarenverkehr finde hauptsächlich von und nach Rotterdam statt, viele Rohstoffe kommen aus Übersee.

Flussabwärts von Iffezheim liege der Pegel mittlerweile so niedrig, dass Schiffe nur noch einen Bruchteil ihrer eigentlichen Frachtkapazität befördern könnten. Der Pegelstand bei Köln etwa lag am Montagmorgen bei 76 Zentimetern – sieben Zentimeter über dem bisherigen Tiefststand von 69 Zentimetern. In Düsseldorf wurden 34 Zentimeter gemessen.

Schiffsraum ist derzeit rar

Ob Zellulose, Schrott oder landwirtschaftliche Erzeugnisse – in Kehl kommt damit nur noch ein Bruchteil der benötigten Rohstoffe an. "Zuletzt konnten Schiffe nur noch 30 bis 40 Prozent der normalen Mengen laden", weiß Preiß. Auf dem Rückweg laden viele Binnenschiffer beispielsweise Walzdraht von den Badischen Stahlwerken, Getreide von ZG Raiffeisen oder machen Station bei Kieswerken in der Region.

Die niedrigeren Frachtmengen einfach durch eine größere Zahl Fahrten oder Schiffe auszugleichen, ist offenbar keine Option. "Es ist derzeit schwierig, an Schiffsraum heranzukommen", berichtet der Kehler Hafen-Sprecher. "Viele Binnenschiffer fahren grade Kraftwerkskohle." Das hänge mit den aktuellen Verwerfungen am Energiemarkt zusammen. Falls es im Winter zum Gasengpass kommt, sollen zumindest die Kohlekraftwerke über ausreichend Brennstoff verfügen. "Wenig Schiffsraum und wenig Wasser – die zwei große Problemen der Logistik auf dem Rhein zur Zeit", fasst Preiß zusammen.

Güterumschlag seit Jahresbeginn um 23 Prozent eingebrochen

Beziffern könne er den Schaden für den Kehler Hafenbetrieb noch nicht. "Der hafenseitige Güterumschlag ist in ersten sieben Monaten um 23 Prozent zurückgegangen", so Preiß. Wie viel davon dem Niedrigwasser geschuldet sei, lasse sich nicht sagen. Ganz dramatisch hätten sich die Pegelstände erst in den vergangenen drei, vier Wochen entwickelt.

Einer der im Kehler Hafen angesiedelten Betriebe, die die aktuelle Situation massiv zu spüren bekommen, ist das Kraftfutterwerk der ZG Raiffeisen. "Wir bezahlen derzeit das sechsfache der üblichen Frachtrate", berichtet Einkaufsleiterin Susanne Paukstadt im Gespräch mit unserer Zeitung. Das Kraftfutterwerk benötigt große Mengen landwirtschaftlicher Erzeugnisse – etwa Raps oder Soja – für die Produktion.

Kraftfutterwerk versucht auf Lastwagen auszuweichen

Auf dem Wasserweg sind die derzeit nicht heranzuschaffen. "Wir hatten ganz aktuell ein Schiff mit 2500 Tonnen Frachtkapazität, das nur 500 Tonnen transportieren konnte", so Paukstadt – das über die Straße auszugleichen, sei nur teilweise möglich. "Alles, was wir einigermaßen per Lkw holen können, kommt auch per Laster." Der Abtransport des Futtermittels laufe jeher über die Straße – das Hauptvertriebsgebiet des Werks liegt im Elsass und im Schwarzwald. Im Gespräch mit unserer Zeitung blickte Paukschlag am Montag mit Sorge in die nächste Zukunft: "Je weiter der Wasserstand fällt, desto teurer wird es", konstatierte die Einkaufsleiterin.

Dass der Warentransport auf dem Rhein ganz zum Erliegen kommt, ist laut Hafen-Sprecher Jürgen Preiß unwahrscheinlich. "Sperrungen" aufgrund des Niedrigwassers gebe es auf dem Rhein nicht. Jeder Schiffer sei jedoch eigenverantwortlich unterwegs – und muss entscheiden, wie viel er laden könne. "Ich gehe davon aus, dass in den kommenden Tagen kaum noch Schiffe fahren können", so Preiß. Er geht davon aus, dass in Folge der drastisch ansteigenden Transportpreise auch alle Güter teuerer werden. Abhilfe könne nur "Regen, Regen, Regen" bringen, so der Hafen-Sprecher.

Das Wasser- und Schifffahrtsamt Rhein erwartet erst ab Mitte der Woche eine leichte Entspannung bei den Wasserständen. Inwieweit da der kurze Starkregen vom Montagnachmittag dabei hilft, ist fraglich.