Beim Taubenmarkt in Sinkingen gibt es nicht nur Geflügel. So waren gestern auch viele Stallhasen im Angebot. Marktleiter Karl Buksmann (Mitte) ist den ganz Sonntagvormittag über unterwegs und schaut nach dem Rechten. Foto: Bantle Foto: Schwarzwälder-Bote

Sonntag für Sonntag kommen viele Besucher / Palette der angebotenen Tiere hat sich erweitert

Von Albert Bantle

Niedereschach-Fischbach. Selbst in der Urlaubszeit ist der Sinkinger Taubenmarkt gut frequentiert. Das zeigte sich auch am gestrigen Sonntag.

Dabei wurde einmal mehr offensichtlich, dass der Traditionsmarkt eine sehr große Anziehungskraft ausübt. Nur so lässt sich erklären, dass Sonntag für Sonntag viele Besucher zum Taubenmarkt "pilgern", wobei sich an den Autonummern ablesen lässt, wie weit das Einzugsgebiet des Marktes reicht. So kommen die Besucher neben dem Schwarzwald-Baar-Kreis auch aus den Landkreisen Rottweil, Tuttlingen, Freudenstadt, Freiburg, Waldshut, Stuttgart, Böblingen, Offenburg, Tübingen und noch weiter her.

Mit Blick auf die Geflügelpest hat diese Anziehungskraft auch ihre Nachteile, denn nach den Vorgaben des Landratsamtes dürfen dort, damit die Ausbreitung dieser Geflügelkrankheit verhindert wird, nur noch Geflügeltiere aus dem Schwarzwald-Baar-Kreis und den angrenzenden Landkreisen angeboten werden, und selbst da nur unter strengen Auflagen und mit entsprechenden Impfbescheinigungen. Für Marktleiter Karl Buksmann und den Vorsitzenden des Vereins Sinkinger Taubenmarkt, Claus Zoch, ist es mitunter gar nicht so einfach, die vielen Vorschriften zu überwachen, zumal der Markt fünf verschiedene Zugänge hat, und überall können die Beiden auch nicht gleichzeitig seien.

Seitens des Tierschutzes ist man zwischenzeitlich sehr zufrieden, wie alles läuft, so Karl-Heinz Strittmatter, der stets den Kontakt zu Zoch und Buksmann hält. Längst hat sich der Taubenmarkt, was das Angebot angeht, gewandelt. Aber Tauben und Vögel spielen bis heute eine große Rolle, und es kommt nicht von ungefähr, dass im Anwesen der Familie Flaig neben dem Gasthaus Kreuz extra ein "Vogelraum" eingerichtet wurde.

Heute werden auf dem Markt neben Tauben und Vögeln auch Hasen, Hühner, Meerschweinchen und vieles mehr angeboten. Hunde und Katzen dürfen aufgrund behördlicher Auflagen jedoch nicht mehr angeboten werden. Dafür können die Besucher, darunter auch viele Fischbacher, von Direkterzeugern auch Obst und Gemüse kaufen.

Seine Blütezeit, was die Besucherzahlen angeht, erlebte der Taubenmarkt in den 70er Jahren, als der in Fischbach unvergessene Kreuzwirt Jakob Dieter den Kreuzsaal baute und dort jeden Sonntag neben dem Taubenmarkt zum Frühschoppenkonzert einlud. Noch heute tauchen Gäste auf, die den Kreuzsaal suchen. Doch sie kommen vergebens, denn den Saal gibt es nicht mehr. Dort wurden Wohnungen eingebaut. Geblieben ist das sonntägliche Markttreiben rund um das Gasthaus Kreuz und im "Vogelraum" der Familie Flaig.

In Sinkingen gibt es den Taubenmarkt seit 1889. Die Anfänge des Marktes gehen jedoch noch weiter auf einen Fischbacher Vogelliebhaber zurück, den man "Bachpeter" nannte. "Bachpeter" bewohnte der Überlieferung zur Folge ein Haus, das heute die Königsfelder Straße 3 ist, in dem bereits um 1840 herum ein reger Kauf- und Tauschbetrieb zwischen Vogel- und Taubenzüchtern stattgefunden haben soll. Nach dem Tod "Bachpeters" führte der Fischbacher Kanarienliebhaber Nikolaus Maier, ein weithin anerkannter Fachmann zum Thema Vögel und Tauben, den Handel weiter. Als Maier aufhörte, traf sich der immer größer werdende Kreis der Tauben- und Vogelliebhaber auf dem Tomasenhof in Sinkingen. Als die dortigen Räumlichkeiten zu klein wurden, richtete der frühere Sinkinger Kreuzwirt Johann Müller 1889 in seiner Zehntscheuer ein bleibendes Domizil für den Sinkinger Taubenmarkt ein, der damals wie heute viele Menschen fasziniert. Beim Geflügel gibt es auf dem Sinkinger Taubenmarkt wegen der Geflügelpest sehr strenge Auflagen.