Der Neurochirurg Sven Gläsker stammt aus Niedereschach.Foto: Bantle Foto: Schwarzwälder Bote

Erfolg: Sven Gläsker forscht an Von-Hippel-Lindau-Krankheit / Niedereschacher wohnt mit Familie in Stockach

Stolz ist man in Niedereschach auf die vielen Frauen und Männer, die in der Gemeinde groß geworden und beruflich erfolgreich sind.

Niedereschach. Ein Beispiel für Bürger, die aus beruflichen Gründen in die Ferne gezogen und dort überaus erfolgreich sind, aber trotzdem immer noch mit ihrer Heimatgemeinde verbunden bleiben, ist Sven Gläsker, der seit einem halben Jahr in Singen in der Praxis für Neurochirurgie Bani und Kollegen praktiziert. Über die Weihnachtsfeiertage war er in seiner alten Heimat und besuchte seine Eltern, Angela und Wolfgang Gläsker.

Den 1973 geborenen Sven Gläsker, der in Freiburg Medizin studierte und der im Rahmen seines Studiums 1997 begonnen hat, über die seltene Von-Hippel-Lindau (VHL) Krankheit zu forschen, verbindet im Forschungsbereich einiges mit William Kaelin, der ganz aktuell den Nobelpreis für Medizin erhalten hat. Gläsker kennt Kaelin, der ebenfalls an der Von-Hippel-Lindau-Krankheit forschte, von Kongressen.

Von dieser seltenen erblichen Tumorkrankheit sind nur wenige Menschen betroffen, doch Kaelin hat bei seinen Forschungen vor rund 20 Jahren durch die Entschlüsselung des krankheitsverursachenden Mechanismus mehr oder weniger nebenbei entdeckt, wie Säugetierzellen Sauerstoffbedarf regulieren und reagieren, wenn zu wenig Sauerstoff da ist. "Dieser Mechanismus spielt bei Tumoren aller Art eine Rolle und alles was ich im Forschungsbereich mache, baut darauf auf", betont der aus Niedereschach stammende Professor. Gläskers Forschung widmet sich den Wachstumsmechanismen von Tumoren. Dabei setzt er voraus, was Kaelin herausgefunden hat. Gläsker fragt sich, wie eine Zelle zur Tumorzelle wird. Seine Hypothese ist, dass diese Veränderung besonders in der Embryonalentwicklung eine Rolle spielt und dass weitere Ereignisse stattfinden müssen, damit Tumore entstehen.

In Washington hat Gläsker an verstorbenen an VHL erkrankten Patienten geforscht und festgestellt, dass Veränderungen auf dem Rückenmark zu sehen waren, auch Vorformen, die man noch nicht als Tumor bezeichnen kann.

Im Gespräch mit Gläsker ist unverkennbar, dass er mit Leib und Seele Neurochirurg ist und ihn die Sorge um das Wohlergehen seiner oft noch sehr jungen Patienten am Herzen liegt und ihn zu seiner Forschungsarbeit aufbauend auf den Erkenntnissen von Kaelin antreibt.

Sven Gläsker wurde 1973 geboren, 1979 zog die Familie nach Niedereschach. Ein Onkel, der Arzt war, hat seinen Berufswunsch geprägt. Nach dem Abitur und dem Wehrdienst, studierte er Medizin und bildete sich in Freiburg zum Neurochirurg weiter. Neben mehreren Auslandsaufenthalten arbeitete er unter anderem zwei Jahre in Washington (D. C.) und vier Jahre in Brüssel als Leitender Oberarzt an der Neurochirurgischen Uniklinik VUB. Vor einem halben Jahr zog es ihn mit seiner Familie wieder zurück nach Süddeutschland, jetzt wohnt die Familie in Stockach. Ein weiterer Grund wieder mehr Heimatnähe zu suchen war, dass es in der Bodensee-Region wenige neurochirurgische Angebote gibt, was Gläsker gerne ändern würde.

Zehn Prozent seiner Arbeitszeit investiert er nach wie vor in seine Forschungsarbeit. Vieles funktioniert dabei online über E-Mail und Skype-Gespräche. Etwa alle drei Monate ist Gläsker persönlich vor Ort in Brüssel.

Wenn er nicht operiert, segelt er und möchte das Fischen lernen. Außerdem wandert er mit der Familie gerne im Hegau.