HGI bietet in der Eschachhalle einen profunden Kenner der chinesischen Politik an

Von Albert Bantle Niedereschach. Einen spannenden Vortrag zum Thema "Tibet contra China" hielt der Auslandsexperte Karl Briem aus Karlsruhe im Saal der Eschachhalle in Niedereschach. Eingeladen hatte der Handel-, Gewerbe- und Industrieverein (HGI) Niedereschach im Rahmen seiner Veranstaltungsreihe "Wirtschaft und Politik" mit Auswirkung auf das heutige Geschäftsleben.

Wie immer verstand es Briem prächtig, komplexe Zusammenhänge und im Falle China und Tibet auch die historische Dimension der dortigen Auseinandersetzung, für jeden verständlich, aufzuzeigen. Obwohl das "gebilde Tibet" im völkerrechtlichen Sinn kein Staat sei und die Grenze zwischen China und Tibet schon immer fließend gewesen sei, ist das Problem vielschichtig, wie die Ausführungen Briems zeigten.

Eines ist für Briem jedoch sicher: China wird seine Tibet-Politik solange es die Macht dazu besitzt, nie ändern. Daran werde auch der Einsatz von Tenzin Gyatso, dem 73-jährigen und 14. Dalai Lama, der seit 50 Jahren im Exil im indischen Dharamsala lebt. Er kämpft seit dieser Zeit für die Anliegen seiner Tibeter mit ausschließlich friedlichen Mitteln und gegen die neuen Mandarine im chinesischen Peking.

Für sein Ziel, die kulturelle Autonomie seines Volkes innerhalb eines chinesischen Nationalstaates zu erreichen, reist der Dalai Lama von Oslo bis Auckland, von Tokio bis Südafrika. Es gibt zwischenzeitlich auch viele junge, sehr viel radikalere Tibeter, denen der Dalai Lama zu friedfertig ist und die lieber aus dem Untergrund Krieg gegen China führen würden.

Diese jungen Exil-Tibeter halten die China-Politik des Dalai Lama für gescheitert. Neue Strategien werden beraten. Peking dagegen setzt seine Hoffnung auf einen baldigen Tod des alternden Dalai Lamas. um danach nicht mehr die uralten Riten zum Auffinden der Reinkarnation für einen Nachfolger fortzuführen, sondern in Zukunft bei der Auswahl das Heft des Handelns selbst in die Hand zu nehmen

Bei Briems Ausführungen wurde auch deutlich, welch ein "wackeliges Gebilde" die Großmacht China mit seinem schnellen Wachstum und seinen wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Probleme im Grunde ist. Briem, der in den Endjahren der chinesischen Kulturrevolution an der deutschen Botschaft in Peking tätig war, betrachtete bei seinem Vortrag in Niedereschach den tibetisch-chinesischen Dauerkonflikt aus der historischen Sicht der beiden Kontrahenten.

Die abschließende Diskussion zeigte, dass er mit seinen Ausführungen viele zum Nachdenken veranlasst hat. Walter Pankoke, der Vorsitzende des Handel- Gewerbe- und Industrieverein Niedereschach dankte Briem für sein Kommen und sein gelungenen Vortrag und zeigte sich überzeugt, dass der Vortrag allen, die ihn gehört haben, viel gebracht hat. In Niedereschach, so Pankoke, sei Briem wegen seiner profunden Auslandskenntnisse und seiner klaren Analysen immer ein gern gesehener Vortragsgast. Besonders freute sich Briem , dass auch Bürgermeister Martin Ragg die Zeit gefunden hat, der HGI- Veranstaltung mit Briem beizuwohnen.

Im Anschluss an den Vortrag für die Besucher die Möglichkeit, im Foyer der Eschachhalle mit Karl Briem zu diskutieren