Natascha und Ralf Siegenführ zeigen den Baumstamm, aus dem Hildegard Diemer mit der Motorsäge eine bleibende Erinnerung an den 130. Geburtstag des Taubenmarktes zaubern will. Foto: Bantle Foto: Schwarzwälder Bote

Jubiläum: Sinkinger Taubenmarkt besteht offiziell seit 130 Jahren

Niedereschach-Fischbach. Eine Tradition mit ungebrochener Anziehungskraft stellt der Sinkinger Taubenmarkt dar. Sonntag für Sonntag verwandelt sich Sinkingen in einen faszinierenden, bunten und lebhaften Marktflecken, der seinesgleichen sucht.

Am Sonntag, 29. September, feiert der Verein Sinkinger Taubenmarkt mit seinem Vorsitzenden Claus Zoch an der Spitze den 130. Geburtstag des Markts, der um 7 Uhr beginnt. Um 9 Uhr folgt ein Fassanstich. Zum runden Geburtstag gibt es auch musikalische Unterhaltung. Als Attraktion zum runden Geburtstag konnte der Verein mit Hildegard Diemer aus Ellenberg, eine freischaffende Künstlerin gewinnen, zu deren Spezialitäten die Motorsägenkunst gehört. Sie wird am Sonntag während des Taubenmarktes aus einem knapp zwei Meter hohen Holzstamm mit der Motorsäge ein Kunstwerk mit einem Taubenmarktmotiv zaubern und lässt sich dabei von den Besuchern über die Schulter schauen. "Ich bin sehr gespannt auf das Kunstwerk", freut sich Claus Zoch.

Die Gründerzeit

Offiziell gibt es den Taubenmarkt, der jeden Sonntag Besucher aus ganz Baden-Württemberg anlockt, seit 1889. Die Anfänge gehen jedoch noch weiter zurück auf einen Fischbacher Vogelliebhaber, den man "Bachpeter" nannte. Dieser bewohnte den Überlieferungen zu Folge in Fischbach ein Haus, in dem bereits um 1840 herum ein reger Kauf- und Tauschbetrieb zwischen Vogel- und Taubenzüchtern stattgefunden haben soll. Sogar so manche Braut sei damals an einen passenden Bräutigam "verkuppelt" worden, wenn man den Überlieferungen Glauben schenken darf.

Nach dem Tod des "Bachpeter" führte der Kanarienvogelliebhaber Nikolaus Maier den Handel weiter. Als Maier aufhörte, traf sich der immer größer werdende Kreis der Tauben- und Vogelliebhaber auf dem "Tomasenhof" in Sinkingen. Als die dortigen Räumlichkeiten zu klein wurden, richtete der frühere Sinkinger Kreuzwirt Johann Müller 1889 in seiner Zehntscheuer ein Domizil für den Sinkinger Taubenmarkt ein, der damals wie heute viele Menschen fasziniert. Nur so lässt sich auch erklären, dass jeden Sonntag viele Besucher zum Taubenmarkt pilgern.

Der Markt im Wandel

Längst hat sich der Taubenmarkt gewandelt. Tauben und Vögel spielen jedoch bis heute eine Rolle. Nachdem im Gasthaus "Kreuz" keine Räumlichkeiten mehr zur Verfügung stehen, hat sich der historische Markt ins Freie verlagert. Im früheren landwirtschaftlichen Anwesen der Familie Flaig neben dem "Kreuz", wurde deshalb extra ein "Vogelraum" eingerichtet.

Hunde und Katzen dürfen im Gegensatz zu früher aufgrund behördlicher Auflagen nach Protesten von Tierschützern jedoch nicht mehr angeboten werden. Dafür werden neben Tauben, Vögeln, Hasen, Hühnern, Wachteln, Enten, Gänsen, Meerschweinchen und anderen Tieren Produkte von landwirtschaftlichen Direkterzeugern verkauft. Das sind zum Beispiel Kartoffeln, Nudeln, Honig, Eier, Brot, Blumen, Hausmacher-Wurstwaren, Obst und Gemüse. In einem Ort wie Fischbach, in dem es längst keinen Tante-Emma-Laden mehr gibt, bedeutet dieses Angebot speziell ältere Bewohner eine Bereicherung.

Seine Blütezeit, was die Besucherzahlen angeht, erlebte der Sinkinger Taubenmarkt in den 1970er-Jahren, als der in Fischbach unvergessene Kreuzwirt Jakob Dieter den "Kreuzsaal" baute und dort jeden Sonntag neben dem Taubenmarkt zum Frühschoppenkonzert einlud.