Tanja und Armin Vogelsang sind beeindruckt von den Sudan Meroe-Pyramiden (oben). Nach einem Motorschaden werden die Reisenden von der Familie des Werkstattbesitzers aufgenommen (links). Auch Alexandria in Ägypten wird besucht. Fotos: Vogelsang Foto: Vogelsang

Reise: Hilfsbereitschaft ist ein afrikanisches Prinzip / Tanja und Armin Vogelsang sind unterwegs

Nach wunderbaren Monaten in Südosteuropa und der Türkei wird es für Tanja und Armin Vogelsang nun anspruchsvoll. Das Reisefahrzeug soll den afrikanischen Kontinent erreichen, was bei der aktuellen politischen Lage gar nicht so einfach ist.

Niedereschach-Fischbach (arv). Da die ursprünglich geplante Route von Istanbul nach Port Sudan aufgrund massiver Preiserhöhungen nicht möglich ist, wird das Auto in Piraeus (Griechenland) mit dem RoRo-Autotransporter nach Alexandria (Ägypten) transportiert. Die beiden Reisenden besorgen sich in der Zwischenzeit die Visa für Sudan und Äthiopien in Kairo und benötigen zusammen mit einem Zollagenten drei Tage, um das Fahrzeug aus dem ägyptischen Zoll zu bekommen. Ist Ägypten für viele Urlauber ein beliebtes Reiseziel, so ist es mit überbordender Bürokratie und einem gigantischen Polizei- und Militärapparat für Individualreisende eine Herausforderung.

Die Route führt zunächst von Alexandria über Kairo durch die Wüste bis nach Luxor. Zwischendurch müssen etliche Polizei-Checkpoints überwunden werden, und gelegentlich fährt sogar ein Polizeiauto mit Blaulicht vorweg, um für Schutz vor einer nicht greifbaren Terrorismusgefahr zu sorgen. Reisen mit dem eigenen Fahrzeug wird dadurch in Ägypten zur Geduldsprobe. "Schade eigentlich, denn das Land hat mit seinen einmaligen Kulturschätzen und dem Artenreichtum des Roten Meeres unendlich viel zu bieten", kommentieren die beiden Reisenden aus Fischbach. Nachdem bei Abu Simbel der südlichste Punkt Ägyptens erreicht ist, sind sich Tanja und Armin Vogelsang einig: "Ägypten ist schön, aber wir kommen sicherlich nur noch im Rahmen einer Urlaubsreise hierher."

Ganz anders dann der Sudan. Abgeschnitten vom internationalen Währungssystem, zeigen die Menschen hier eine bisher nicht erlebte Gastfreundschaft. Das Leben im Sudan ist nicht einfach, denn das Land besteht größtenteils aus Wüste und nur entlang des Nils kann nennenswert Landwirtschaft betrieben werden. Sehenswert sind die Bauwerke der "schwarzen Pharaonen". Die nubischen Herrscher ließen im Sudan Tempel und Grabmale errichten, die ebenso eindrucksvoll sind, wie jene in Ägypten.

Als Tourist ist man dort allerdings fast alleine und kann ungestört zwischen den Pyramiden und Kultstätten umherwandern. Beispiele hierfür sind die Pyramiden an dem heiligen Berg Jebel Barkal und die wohl bekanntesten Pyramiden bei Meroe. Der größte Schatz des Sudan sind indes seine Menschen. Insbesondere im nördlichen nubischen Teil des Landes, werden Gäste immer zuvorkommend behandelt. Dies zeigt sich zum Beispiel an den Tankstellen des chronisch an Kraftstoffknappheit leidenden Landes: Die Reisenden werden an den langen Schlangen wartender Lkw vorbei geleitet und zuvorkommend bedient.

Dabei wird oft über das Woher und Wohin geplaudert und die Situation im Land erläutert. Es geht auch nie um Geld, denn dieses ist ohnehin immer knapp. So weigert sich der Gemüseverkäufer partout, Geld zu nehmen. Mit einem "Welcome to Sudan" und einem Lächeln wird Tanja Vogelsang die Tüte einfach in die Hand gedrückt.

Immer leicht angespannt ist die Situation in der Grenzregion zwischen Sudan und Äthiopien. Um die Städte Galabat und Metema kommt es immer wieder zu bewaffneten Auseinandersetzungen, und einen längeren Aufenthalt in der Region sollte man vermeiden. Nachdem die Grenze dann passiert ist, wechselt die Landschaft schlagartig. Aus der kargen Wüstenlandschaft werden saftig grüne Hügel und die Straße klettert nicht selten hinauf auf über 3000 Meter. Äthiopien wird nicht zu unrecht als das grüne Dach Afrikas bezeichnet. Alles ist voller Leben. So auch die Straßen, die man sich als Fahrzeugführer mit Tieren und Menschen gleichermaßen teilen muss. Als Zentrum des äthiopisch orthodoxen Christentums gilt die Stadt Lalibela, in deren monolithisch aus dem Lavagestein gehauenen Kirchen sich jährlich zu Weihnachten hunderttausende Pilger treffen.

Reisen ist kein Urlaub. Dies musste das Ehepaar direkt nach dem Besuch des schönen Awash Nationalparks erfahren: Mit Motorschaden blieb das Reisefahrzeug 170 Kilometer vor der Hauptstadt Addis Abeba liegen. In einer sechs Tage dauernden Reparatur in einer einfachen Hinterhofwerkstatt der Hauptstadt wurde der Motor zerlegt und das zerstörte Pleuellager gewechselt. Die Zeit in der Werkstatt war für Armin und Tanja Vogelsang gleichzeitig eine intensive Zeit innerhalb der Familie des Werkstattbesitzers. Hilfsbereitschaft ist ein afrikanisches Prinzip – auch oder gerade in einem Land, dessen Einwohner mit nicht sehr positiven Gefühlen in die Zukunft blicken.

Tanja und Armin Vogelsang aus Fischbach sind seit Juli auf großer Tour mit dem Geländewagen südwärts durch Europa und Afrika. Die erste Etappe auf dem afrikanischen Kontinent, von Ägypten über den Sudan nach Äthiopien, ist geschafft. Aktuell befindet sich das Paar in Kenia. Weitere Informationen zur Reise gibt es auf travelsouthbound.de

Die Route finden Sie hier.