Fridi Miller tritt bei der Bürgermeisterwahl in Niedereschach gegen Amtsinhaber Martin Ragg an. Foto: Riesterer Foto: Schwarzwälder Bote

Porträt: Für Kandidatin Fridi Miller wäre ein Wahlerfolg nur ein weiterer Schritt zum Kanzleramt

Familienhelferin, Spielshow-Teilnehmerin, Aufklärungspolitikerin, Mutter, Verschwörungstheoretikerin und Kanzlerkandidatin. Die Sindelfingerin Fridi Miller hat viele Gesichter. Im Frühjahr 2018 tritt die 48-Jährige an etwa 50 Bürgermeisterwahlen an – auch in Niedereschach.

Niedereschach. Bei der offiziellen Kandidatenvorstellung in der Eschachhalle am Donnerstag war Bürgermeisteraspirantin Fridi Miller nicht zugegen. Sie hat auch keinen näheren Bezug zu der Gemeinde. Überhaupt hat sie keinen näheren Bezug zu den meisten Gemeinden, bei denen sie sich zuletzt als Bürgermeisterin beworben hat. "In der Zeit von Ende Januar bis Mitte März komme ich auf 50 Wahlen. Dementsprechend viel Zeit verbringe ich im Auto", sagt die 48-Jährige und lacht.

Im Gespräch mit dem Schwarzwälder Boten ist die 48-Jährige, die sonst – vor allem im Web – auch gerne mal mit durchaus derber Sprache auftritt, freundlich und wirkt fröhlich, äußerst aufgedreht ("Ich bin halt aufgewuselt"), manchmal gar nervös. Auch wenn sie selbstverständlich im Falle eines Wahlsieges ihre Aufgaben als Bürgermeisterin ernsthaft wahrnähme, gibt Miller offen zu, dass die Kandidaturen primär einem anderen Zweck dienen: "Würde ich Bürgermeisterin werden, hätte ich deutschlandweit Presse. Das würde mich dem Bundeskanzleramt einen Schritt näher bringen. Ich brauche Öffentlichkeit für mein Thema."

Ihr Thema, das ist ihr Kampf – wie sie sagt – für Kinder- und Menschenrechte, sowie gegen Korruption und einen Gerichte, Kanzleien, Gutachter wie auch Ämter durchziehenden Kinderschieberring, dessen Machenschaften sie aufgedeckt haben will. Von den Psychologen werde sie Verschwörungstheoretikerin genannt, meint sie. Seit Jahren klagt sie sich nun quer durch verschiedene Instanzen, führt Privatfehden und feiert dabei nicht nur Siege. Ihr Führerschein ist weg, auch das Sorgerecht für ihre zwölfjährige Tochter verliert sie. Die dabei zugrunde liegenden Gutachten, sind laut Miller "natürlich gefaked" es sei darin weder um Fahrtüchtigkeit, noch um ihrer Fähigkeit als Mutter gegangen.

Dass auch Wahlen "vom System manipuliert" werden, ist Fridi Miller dabei klar. Anders ließe sich nicht erklären, dass sie in ihrer Heimatstadt Böblingen – in der sie eine große Fanbasis habe – bei der Bürgermeisterwahl auf lediglich 0,8 Prozent, sprich 111 Stimmen gekommen sei. Interessant ist jedoch allemal, dass Miller bei der nicht EDV-unterstützen, sondern nach ihrer Meinung hand-ausgezählten Wahl in der Gemeinde Kolbingen (Kreis Tuttlingen) kürzlich 20 Prozent der Stimmen bekam, obwohl sie dort – wie auch in Niedereschach – bis zum Wahlsonntag nie vor Ort gewesen war.

Bürgermeisterin oder Kanzlerin wollte Friedhild "Fridi" Miller, die im August 1969 in Böblingen, geboren wurde, eigentlich nicht werden. Als sie in Sindelfingen aufwächst, wollte sie Kindergärtnerin werden, erzählt sie und streicht sich grinsend eine Haarsträhne zurück. "Ich bin ziemlich bieder und konservativ evangelisch erzogen worden, zu Ehrlichkeit und Pünktlichkeit – aber auch, dass man selbst nach Geld schauen muss", erzählt sie. So habe sie nach der elften Klasse das Gymnasium verlassen und begann eine Ausbildung zur Kontoristin bei Daimler. "Die war besser bezahlt als eine Ausbildung im Sozialbereich. Damals war ich halt noch voll im System drin."

Bei Daimler arbeitet sie 21 Jahre lang, unter anderem im Einkauf und im Personal. Danach habe sie als freie Handelsvertreterin gearbeitet, eine Gebäudereinigungsfirma betreut und sei viel im sozialen Bereich tätig gewesen: Hausaufgabenbetreuung für Kinder, Behindertenbetreuung.

Sie stellt sich zudem als geschickte Geschäftsfrau heraus, handelt mit Immobilien und findet eine weitere Geldquelle: "Ich habe über Gewinnspiele mit Kreativität viel Geld gemacht. Zum Beispiel habe ich mal ein Fertighaus gewonnen und wieder verkauft, eine Harley oder Urlaube. Ohne dieses Geldpolster könnte ich mein derzeitiges Leben nicht finanzieren."

Überhaupt führt Miller, die gerne Worte wie "relaxed" oder "gechillt" benutzt, das leben eines Paradiesvogels. "Ich war schon viel im Fernsehen – bei Barbara Salesch, Kandidatin bei Günther Jauch, bei Frauentausch oder bei Alfred Biolek." Auch Gott sei ihr sehr wichtig, erzählt sie. "Ich glaube sogar dass er mich auf meinen Weg geschickt hat, weil er weiß, das ich stark genug bin, das zu schaffen."

Und letztendlich stellt sich heraus, dass Fridi Miller mit den Bürgermeister- und Kanzlerkandidaturen letztendlich ein durchaus hehres Ziel verfolgt: "Wenn ich den Weltfrieden erreichen kann, dann sind, denke ich, alle gechillt", sagt sie und lacht. Dann hätte sie auch nichts dagegen, wenn es um ihre Person und in ihrem Privatleben wieder etwas ruhiger zu geht.