Nach 15 Minuten Vorstellung der jeweiligen Kandidaten haben Bürger die Gelegenheit, Fragen zu stellen. Fotos: Riesterer Foto: Schwarzwälder Bote

Bürgermeisterwahl: Kandidaten stellen sich vor und werden von Publikum befragt / Launige Moderation durch Otto Sieber

Am 25. Februar ist Bürgermeisterwahl in Niedereschach. Die Kandidaten hatten am Donnerstagabend nun die Möglichkeit, sich den Wählern vorzustellen und sich deren Fragen zu stellen.

Niedereschach. Moderiert wurde die Kandidatenvorstellung in der Eschachhalle von der stellvertretenden Bürgermeisterin, Manuela Fauler, als Vorsitzender des Gemeindewahlausschusses sowie von Alt-Bürgermeister Otto Sieber, der sich bedankte, nun nach acht Jahren als Moderator wieder ein Amt bekleiden zu dürfen. In der Reihenfolge ihrer Bewerbungseingänge hätten die Kandidaten nun je 15 Minuten Zeit, sich und ihr Programm vorzustellen, erklärte Fauler. Im Anschluss gebe es eine weitere Viertelstunde, in der das Publikum dem Kandidaten Fragen stellen könne. Nach ihrer Aussage, dass sich Bewerberin Fridi Miller per E-Mail entschuldigt hätte, ging ein Raunen durch die Reihen: Auf die Sindelfingerin wären einige Bürger doch gespannt gewesen.

So machte, nachdem die Kandidaten ihre Handys abgeschaltet und abgegeben hatten, Amtsinhaber Ragg den Anfang. Krachenfels wurde zuvor von Anja Bärenbold aus der Halle begleitet – der Kandidat, der nicht an der Reihe war, durfte nicht anwesend sein. Als Ragg geendet hatte, freute sich Sieber, "den Hausherren nun des Hauses verweisen zu dürfen" – und Krachenfels war an der Reihe.

Sieber bedankte sich für die Vorstellungen und in beiden Fällen fair vorgetragenen Fragen. Er wünschte sich einen ebenso fairen Wahlkampf und rief die Anwesenden auf, zur Wahl zu gehen. Zum Abschluss sorgte er nochmals für Lacher, als er launig die "Zehn Regeln für den Umgang mit einem hauptamtlichen Bürgermeister" vortrug.

Niedereschach. "Als Bürgermeister fällt man nicht vom Himmel", meinte Martin Ragg und zeigte auf, dass das Amt des Bürgermeisters eine Aufgabe sei, in der man Erfahrung sammeln müsse. "Die vergangenen acht Jahre sehe ich als wichtige Lehrjahre, am 25. Februar nehmen die Bürger meine Gesellenprüfung ab", so Ragg. "Die Aufgabe fordert mich, bereitet mir aber auch Freude."

Am Herzen liegen ihm die Themen Existenzgründung und Unternehmensnachfolge. Aus der Existenzgründungsoffensive seien 51 Unternehmer hervorgegangen. "Niedereschach wird in ganz Deutschland als das erfrischende Gründerdorf wahrgenommen", so der Bürgermeister. Auch das Fernwärmenetz mit 260 angeschlossenen Haushalten zählt er zu seinen Erfolgen. 3200 Tonnen CO2 würden dadurch jährlich eingespart. Zudem werde die Straßenbeleuchtung komplett auf LED umgestellt.

In Sachen Gemeinschaftsschule habe man die Chance ergriffen, diese mit den Nachbargemeinden zu realisieren. So sei der Realschulabschluss ohne Schulwechsel möglich. Dass "unsere Gemeinde Zukunft hat", zeige auch der Ausbau der Kleinkindbetreuung. "Diesen Weg möchte ich weitergehen." Die gute Infrastruktur des Ortes sei keine Selbstverständlichkeit und müsse erhalten werden. Hier sei der Bürgermeister gefragt, der "von seinem Sessel aufsteht und sich kümmert".

Auch in den Ortsteilen werde investiert, diese bezeichnete Ragg als die "vier kraftvollen Motoren". Für fehlende Bauplätze sieht er die Schuld bei der Landesregierung. "Es tut mir weh, wenn ich jungen Familien keinen Bauplatz anbieten kann. Deshalb wollen wir weiter Wohngebiete ausweisen." Ein besonderes Anliegen seien ihm auch der Umweltschutz und eine intakte Natur. "Die Wasserversorgung aus eigenen Quellen ist unser größter Schatz, den wir erhalten wollen."

"Sie erkennen, ich habe vieles angestoßen, was ich in den nächsten acht Jahren weiterführen möchte", warb Ragg für seine Wiederwahl.

Eine Bürgerin wollte wissen, ob es für Ragg wichtiger sei, Geld für Familien oder für eine neue Straße auszugeben. Ragg hält beides für wichtig – sowohl die Kinderbetreuung als auch die Südumfahrung. Damit wolle er die "unerträgliche Situation" in der Dauchinger Straße lösen. Und wegen der Finanzierung sei man mit dem Land im Gespräch. Eine Frage drehte sich um die Erweiterung von Gewerbeflächen und eine mögliche Bürgerbefragung. Darauf wollte sich Ragg zunächst nicht einlassen, sagte dann aber zu, mit dem Gemeinderat über eine Bürgerbefragung zu sprechen. Auf einer Frage zur Entwicklung der Pro-Kopf-Verschuldung hatte Ragg keine Zahlen parat, verwies aber auf die vielen Investitionen.

Niedereschach. In den vergangenen Jahren seien Weichen gestellt worden, die nicht zum Vorteil der Gemeinde seien, meint Rüdiger Krachenfels. Das Thema seines Vortrags laute Lebensqualität.

Er habe sich bewusst als Bürgermeister für Niedereschach beworben und habe nicht vor, dies in einem anderen Ort zu wiederholen. "Hier ist meine Heimat. Seit meiner Kindheit lebe ich in Niedereschach." Sein ehrenamtliches Engagement umfasse die Aktion Saubere Landschaft, den Freundeskreis Arzúa und seine Tätigkeit im Gemeinderat. "Herr Ragg und ich haben oft unterschiedliche Standpunkte", ging er direkt auf den Bürgermeister ein. "Transparenz ist mir wichtig", nannte er einen bedeutenden Punkt. Als Beispiel führte er die Sicherheit von Fußgängern in der Villinger Straße an. Darüber sei mehrfach im Gemeinderat diskutiert worden – allerdings nicht-öffentlich. Als sich dort dann der schwere Unfall ereignet habe, sei man in Erklärungsnot gekommen. Niemand habe gewusst, dass sich der Gemeinderat längst Gedanken zum Sicherheitsthema gemacht habe. Besonders am Herzen liegt Krachenfels der Naturschutz. "Was nützen uns noch mehr Gewerbeansiedlungen, wenn die Straßen den Verkehr nicht mehr aufnehmen können?", fragte er. Bedeutsam ist es für ihn, ein familienfreundliches Niedereschach zu schaffen. Dazu gehören seiner Meinung nach Kindergärten, aber auch sichere Gehwege. Die Verkehrsbelastung in den Hauptstraßen sei unerträglich. Die Entlastungsstraße Süd werde von vielen als alternativlose Möglichkeit angesehen. Es sei aber eine Insellösung. Deshalb habe er eine neue Trassenidee für eine Straße vorgestellt, die bis zur B 523 führe. Beim vorliegenden Verkehrsgutachten bezweifelt er die Berechnungen.

Die Existenzgründungsoffensive sei ursprünglich eine gute Idee gewesen. Doch nun sei sie zu einer großen Show ausgebaut worden, deren Höhepunkt die Einstellung eines hauptamtlichen Wirtschaftsförderers sei, der Aufgaben übernehme, die zuvor ehrenamtlich geleistet worden seien. "Kann man dem Ehrenamt mehr schaden?", fragte Krachenfels.

Auf die Frage eines Bürgers zu den fünf wichtigsten Projekten für Niedereschach nannte Krachenfels unter anderem die Schulsanierung, die Kindergärten und die Kulturfabrik.

Die Frage zur Pro-Kopf-Verschuldung konnte auch Krachenfels nicht beantworten, verwies aber darauf, dass es auch "sinnvolle Schulden" gebe, wenn sie für Investitionen aufgenommen würden.

Da es keine weiteren Fragen an Krachenfels gab, wurde der vorgegebene Zeitrahmen nicht ausgeschöpft.