Mit Edgar Schlenker (von links) verabschieden der zweite Zunftmeister Andy Ettwein und Zunftmeister Christoph Droxner ein Urgestein der Fischbacher Fasnet. Foto: Bantle Foto: Schwarzwälder Bote

Engagiert: Fischbacher Narrenzunft verabschiedet mit Edgar Schlenker letztes Gründungsmitglied im Elferrat

Mit der Verabschiedung des Fischbacher Narren-Urgesteins, Edgar Schlenker, ging im Rahmen der Hauptversammlung der Narrenzunft Fischbach eine Ära zu Ende.

Niedereschach-Fischbach. Für viele Fischbacher, vor allem aus den Reihen der älteren Generation, war Schlenker als Gründungsmitglied der Narrenzunft Fischbach in den vergangenen 45 Jahren das Gesicht der örtlichen Fasnet. Unvergessen sind seine Auftritte in den 1970er, 80er und 90er-Jahren bei den Zunftbällen im Gasthaus "Kreuz" in Sinkingen. Da warteten schon alle auf das Erscheinen von Schlenker in der Bütt und auch auf dem von ihm kreierten "Rentnerbänkle", und die Zuschauer bogen sich vor Lachen. Kurzum: Edgar Schlenker war über Jahrzehnte ein Garant für gelungene Zunftbälle und vieles mehr.

Selbst der wortgewandte Fischbacher Zunftmeister Christoph Droxner konnte nach eigener Aussage die riesigen Verdienste Schlenkers für die Fischbacher Fasnet kaum in Worte fassen. "Vor diesem Tag, der Verabschiedung von Edgar, habe ich immer Angst gehabt", sagte Droxner, weil sich dessen Verdienste eben kaum in Worte fassen ließen, "und weil er uns sehr fehlen wird."

Der Zunftmeister erinnerte an legendäre Bälle, die ohne Schlenker nicht möglich gewesen wären, und an gemeinsam durchgeführte "Hamperle-Touren" quer durch Deutschland. Dabei erlebte Edgar Schlenker gemeinsam mit seinen Elferratskollegen, als Landstreicher verkleidet, Unvergessliches. Selbst die Leibwächter des verstorbenen, früheren Bundeskanzlers Helmut Kohl seien nervös geworden, als vor vielen Jahren die Fischbacher "Elferats-Hamperle" vor der Wohnung Kohls in Oggersheim auftauchten. "Solche Dinge und eine solche Gaudi vergisst du dein Leben lang nicht", meinte Droxner.

Auch das weithin bekannte "Fischbacher Narrengericht", gäbe es ohne Edgar Schlenker nicht. Seit dieses vor 36 Jahren aus einer Laune heraus erstmals und danach jedes Jahr im Landgasthof Zum Mohren tagte, war Schlenker als "Chefankläger" mit dabei. Jahrzehntelang schrieb er dafür nicht nur seine Texte, sondern auch die der Verteidiger und des Richters. Ebenfalls über Jahrzehnte war er für das Fischbacher Narrenblatt verantwortlich, von 1976 bis 1986 zudem als Zunftschreiber tätig.

150 "Angeklagte"

Mit Edgar Schlenker verlässt nach 45 Jahren das letzte Gründungsmitglied der Zunft den Elferrat. "Er hat der Fischbacher Fasnet seinen Stempel aufgedrückt", lautete Christoph Droxners Fazit, ehe Schlenker mit Riesenbeifall und stehenden Ovationen verabschiedet wurde.

Zum Abschied erhielt er ein Buch mit Bildern Schlenkers aus den vergangenen 45 Jahren, versehen mit einer persönlichen Widmung und eine Lampe, in der das Elferrats-Konterfei Schlenkers in Glas gehauen leuchtet.

Und was sagte Edgar Schlenker? Nach 45 Jahren als Elferrat, 36 Jahren als Richter beim Narrengericht, unzähligen Auftritten in der Bütt und auf dem Rentnerbänkle und unglaublich vielen schönen Stunden mit der großen Fischbacher Narrenfamilie sei es nun an der Zeit, das alles ab sofort in jüngere Hände zu legen. Auch er sei älter geworden. "Ich habe es immer gerne gemacht, nicht für mich, sondern für die Allgemeinheit", sagte Schlenker. Er wünschte der Zunft und den Fischbachern eine weiterhin schöne Fasnet. "Ich bleibe auch nicht verschwunden, sondern komme immer dazu, wenn es zeitlich passt", meinte Schlenker. Dabei verwies es darauf, dass er in den vergangenen Jahren beruflich viel unterwegs gewesen sei. Wegen seiner Liebe zur Musik wird dies bei dem aktiven Musiker auch künftig der Fall sein.

Mit Blick auf seine Zeit als Chefankläger beim Fischbacher Narrengericht gab Edgar Schlenker lachend und auch etwas stolz preis, habe er immerhin 150 Personen angeklagt.