Der polnische Elektriker kam ohne einen Cent in der Tasche mit dem Bus. Foto: dpa

Vermieter von Ferienwohnungen schildert Fall eines polnischen Leiharbeiters. Moderner Sklavenhandel?

Niedereschach - Entsetzt ist ein Vermieter-Ehepaar von Ferienwohnungen darüber, wie in Deutschland mit polnischen Leiharbeitern umgegangen wird. Das sei teilweise wie moderner Sklavenhandel und einfach unmenschlich.

Immer wieder bekommt das Vermieterehepaar, das namentlich nicht genannt werden möchte, Leiharbeiter als Übernachtungsgäste. Jüngst wurden die Zimmer dabei von einem auf die Vermittlung von polnischen Arbeitern spezialisierten Leiharbeiterunternehmen aus einer deutschen Großstadt reserviert. "Was sich dabei mitunter abspielt, ist eines Landes wie Deutschland unwürdig", so das Ehepaar. Da hatte die Leiharbeiterfirma für einen polnischen Elektriker ein Zimmer bestellt. Der Gast kam ohne einen Cent in der Tasche mit dem Bus. Die Unterkunft und die Verpflegung kann dann meist erst mit dem ersten, meist kargen Lohn bezahlt werden, denn auch dafür müssen die Arbeiter selbst aufkommen. Im erwähnten Fall reiste der polnische Arbeiter über 1000 Kilometer mit dem Zug und Bus nach Niedereschach. Melden sollte er sich am Montag um 7 Uhr bei einem Handwerksbetrieb in einer rund acht Kilometer entfernten Umlandgemeinde. Mit dem Bus fuhr er dorthin. In den fremden Ort suchte der Arbeiter den Betrieb, wo er um 7.10 Uhr eintraf. Dort wurde er wegen der zehnminütigen Verspätung wieder weggeschickt, berichten die Vermieter.

Zu Fuß acht Kilometer zurück zur Ferienwohnung

Zu Fuß marschierte der Mann daraufhin die acht Kilometer zurück zu seinen Vermietern. Diese hatten Mitleid mit dem Mann und riefen nun bei dem Betrieb an. Durch diese Vermittlung wurde es möglich, dass der Mann am Folgetag in Niedereschach abgeholt wurde. Nach dem ersten Arbeitstag wurde dem Arbeiter eröffnet, dass er als gelernter Autoelektriker nicht der geeignete Mann sei. Er brauche also nicht mehr zu kommen.

Selbst nicht mehr wissend, was zu tun ist, wandte sich der polnische Arbeiter erneut an seine Vermieter, denn die Telefonnummer, die er von der Leiharbeitsfirma hatte, stimmte nicht. Das Vermieter-Paar teilte der Leiharbeitsfirma den neuen Sachverhalt mit. Die Vermieter wurden gebeten, doch die Arbeitsblätter des Polen, das waren rund 20 rapportzettelähnliche Blätter, auszufüllen und an die Leiharbeitsfirma zu faxen, was diese auch getan haben.

Am Ende der Woche habe der Mann dann die Mitteilung erhalten, er solle sich doch am kommenden Montag bei einer Firma im Raum Donaueschingen melden. Entnervt und aufgelöst habe der 30-jährige Mann dann erklärt, dass er da nicht mehr mitmache und wieder nach Hause fahre. Er stieg einfach in einen Bus in Richtung Villingen, und seither hat das Vermieter-Ehepaar nichts mehr von ihm gehört.

Übernachtung kann ohne Lohn nicht bezahlt werden

Da er die ganze Woche über in dem Gästehaus gewohnt hatte, aber keinen Lohn erhalten hatte, konnte er die Übernachtung nicht bezahlen. Daraufhin sandten die Vermieter die Rechnung an die Leiharbeitsfirma, welche die Rechnung dann beglich.

Für das Ehepaar könnte der Fall damit abgehakt werden, doch die Umgang mit dem Mann, der nach den Erfahrungen der Vermieter in diesem Bereich keine Ausnahme darstelle, lässt die beiden nicht zur Ruhe kommen.