Als "Reingeschmeckter" will Dierk Momper in Zukunft unabhängig von alten Geschichten und Streitigkeiten als neuer Gesamtkommandant agieren.Foto: Bantle Foto: Schwarzwälder Bote

Interview: Neuer Gesamtkommandant will unabhängig von alten Streitigkeiten sein Amt angehen

Niedereschach (alb). Dass der neue Gesamtkommandant der Freiwilligen Feuerwehr Niedereschach, Dierk Momper, vor einigen Herausforderungen stehen wird, zeigte sich bei der zurückliegenden Jahreshauptversammlung. Nach seiner Wahl betonte er, dass er eine lebendige Kommunikation pflegen wolle, die keinen ausgrenzt und auf einem respektvollen Umgangston basiere. Es soll auch keine zeitraubende Energie mehr für Missgunst gegenüber anderen Abteilungen verschwendet werden, denn dies trübe den Blick für ein gemeinsames Ziel und ein Miteinander.

Außerhalb der Reihen der Gesamtwehr ist Dierk Momper noch weitgehend unbekannt. Wir wollen ihn in einem Interview vorstellen.

Herr Momper, wie fühlt man sich als neuer Kommandant der Gesamtfeuerwehr Niedereschach?

Zuerst einmal war ich positiv überrascht, über den großen Rückhalt der Kameraden bei der Wahl zum Kommandanten. Fast 90 Prozent der Stimmen, rechnet man die Enthaltungen nicht mit, ist schon eine Hausnummer. Allerdings bei solch einem Vertrauen/ Unterstützung durch die Mannschaft fühlt man sich den doch großen Herausforderungen dieses Amtes viel besser gewachsen! Ich freue mich auf die neuen Aufgaben und werde mein Bestes zum Wohle der Bürger und der Gesamtwehr Niedereschach geben.

Wie sind Sie in jungen Jahren zur Feuerwehr gekommen. Was hat Sie motiviert sich im Dienst am Nächsten zu engagieren?

Da ich als Jugendlicher schon eine Sanitätsausbildung absolvierte, hatte ich recht früh Kontakt zum Blaulicht-Gewerbe. Nach meiner Ausbildung zum Koch verpflichtete ich mich bei der Bundeswehr und erweiterte dort meine Ausbildung. 1994 trat ich dann in die Dienste der Berufsfeuerwehr Saarbrücken, wo ich verschiedene Stationen innerhalb der Ausbildung durchlief. Mir wurde quasi auch das Blaulicht in die Wiege gelegt, da mein Vater schon aktiv in der Feuerwehr war und mein Großvater sogar das Amt des Wehrführers innehatte.

Welche fachlichen Voraussetzungen bringen Sie für das Amt des Feuerwehrkommandanten mit?

Ich habe, dank meiner Tätigkeit bei der Berufsfeuerwehr eine so genannte B3-Ausbildung in Anlehnung an den mittleren feuerwehrtechnischen Dienst durchlaufen (Gruppen- und Zugführer). Darauf aufbauend habe ich noch die Führungsausbildung zum Führen von Verbänden absolviert (Verbandsführer). Im Bereich des Rettungsdienstes habe ich im letzten Jahr das Staatexamen zum Notfallsanitäter bestanden, ich arbeite als geprüfter Leitstellendisponent in der integrierten Leitstelle (hier laufen alle Notrufe über die 112 ein) und ich wurde im Jahre 2016 von Herrn Landrat Hinterseh zum organisatorischen Leiter Rettungsdienst ernannt und bin bis heute als solcher eingesetzt.

Sie haben kein leichtes Amt übernommen und es ist in Niedereschach ein offenes Geheimnis, dass es immer wieder auch zu internen Spannungen gekommen ist. Was planen Sie konkret, um vielleicht vorhandene "Gräben" zu schließen?

Meinen Vorteil hierbei sehen ich in der Tatsache, dass ich als, wie sagt man hier, "Reingeschmeckter" unabhängig von alten Geschichten und Streitigkeiten agieren kann. Da ich auch weder bisher mit Niedereschach noch mit Fischbach oder Kappel tief verwurzelt war, sehe ich mich da eher als die Schweiz. Entscheidungen möchte ich gemeinsam mit dem Gesamtausschuss und der Gemeinde, auf Basis von Sachlichkeit, Einsatztaktik und finanziellen Möglichkeiten treffen. Mir ist durchaus bewusst, dass ich hier noch einen längeren, steinigen Weg vor mir habe. Auch ich werde das Rad nicht neu erfinden können, bin aber fest davon überzeugt dass wir mit Hilfe und gutem Willen der Abteilungen einiges bewirken können.

Was wünschen Sie sich für die Zukunft mit Blick auf die Gesamtfeuerwehr?

Mir sind bestimmt noch nicht alle offenen Baustellen der Gesamtwehr Niedereschach bekannt und ich hoffe hier auch auf eine umfangreiche Übergabe durch meinen Vorgänger Jürgen Seemann. Allerdings steht jetzt schon fest, dass wir mittel- und langfristig die Sanierung der Gerätehäuser beziehungsweise Bau und Umbaumaßnahmen der selbigen auf der Agenda stehen haben. Auch muss das Projekt Digital-Funk bis Ende 2021 angegangen sein und das ein oder andere Einsatzfahrzeug ist mit einem Alter von 25 bis 30 Jahren auf der Liste der Ersatzbeschaffungen. Ich hoffe und wünsche mir hier ein fachliches und sachliches Miteinander der einzelnen Abteilungen/Löschgruppen im Rahmen der finanziellen Möglichkeiten der Gemeinde.

Welche Hobbies haben Sie neben Ihrer Tätigkeit als Kommandant?

Aufgrund meiner Wechseldienste in der integrierten Leitstelle des Schwarzwald-Baar-Kreises ist es mit den Hobbys immer so eine Sache. Ein Hobby mit festen Trainingszeiten zwei bis drei Mal die Woche und am Wochenende gegebenenfalls noch ein Spiel wäre für mich fast unmöglich. Dafür stehe ich aber oft in der Woche tagsüber zur Verfügung für Einsätze und Besprechungen, was auch viele Vorteile hat.

Ansonsten versuche ich mich mit etwas Kraft- und Ausdauertraining fit zu halten, mache mit meiner Frau Radtouren und gehe mit unserem Hund spazieren. Um eine stressige Woche zu entschleunigen, gehe ich auch gerne mal am Wochenende oder abends angeln.

  Die Fragen stellte Albert Bantle