Ein Werk von Friedolin Leiber Foto: Bantle Foto: Schwarzwälder Bote

Heimatgeschichte: Museumsleiter forscht nach dem Niedereschacher / Ausführliche Werkschau

Immer wieder erstaunlich ist es, was Museumsleiter Hans Otto Wagner aus seinem umfangreichen Fundus im Heimatmuseum der Gesamtgemeinde immer wieder findet – etwa den Maler Fridolin Leiber.

Niedereschach–Fischbach. Jüngst war es eine kurze Notiz im Jubiläumsbuch von Niedereschach, in dem als berühmte Persönlichkeit Niedereschachs Fridolin Leiber erwähnt wird. Doch selbst ältere Bürger konnten sich mit einer Ausnahme nicht mehr erinnern, was es mit Leiber auf sich hatte.

Wagner hat nachgeforscht und herausgefunden, dass Leiber 1853 in Niedereschach geboren wurde. Er starb 1912 in Frankfurt am Main, wo er von 1882 an lebte. Dort arbeitete er als Atelierleiter und Hausmaler des Bilderverlags E.G. May, einem der größten der damaligen Zeit. Bei Wikipedia ist noch zu finden, dass er im Schwarzwald Uhrenschilder-Maler gelernt hatte. Mehr gab es allerdings weder auf dieser Plattform noch in Suchmaschinen zu finden. Selbst das Kirchenbuch von Niedereschach brachte keine Hinweise auf Fridolin Leiber und auch Anfragen bei Kunstmuseen blieben ergebnislos.

Ein Hinweis eines alten Niedereschachers, der etwas von "s’Leibers" gehört hatte und ein Haus in der Nähe der Kreuzung nach Fischbach als Wohnstätte bezeichnete, führte ins Leere, da dort niemand den Namen kannte. Der große Unbekannte war allerdings zu seiner Zeit ein weltweit bekannter und gefragter Maler, dessen Werke in unzähligen Häusern auf der ganzen Welt hingen.

Auf Kunstmarkt gehandelt

Wer kennt nicht die "Schutzengelbilder", die in den Kinderzimmern über die Kinder wachten und heute noch aktuell sind? Ein Renner waren in der damaligen Zeit um 1900 bis 1940 auch die Stufenbilder – Lebensstufen von Mann und Frau, ebenso die Jägerbilder und nicht zuletzt die Heiligenbilder wie Herz-Jesu oder Herz Mariä. Viele Werken werden heute noch auf dem Kunstmarkt gehandelt und Beispiele aus dem Schaffen von Fridolin Leiber hängen in namhaften Galerien – gleich mehrere im Germanischen Nationalmuseum Nürnberg.

Leiber war aber kein Künstler im heutigen Sinn, sondern er produzierte Ausführungen verschiedener Motive im Auftrag des Verlegers, der ihm dann die Bilder abkaufte und damit auch das Recht der Vermarktung. Nicht alle Bilder von Leiber sind deswegen signiert und da mit einer Lithozeichnung nur bis 50 Abzüge hergestellt werden konnten, gab es immer wieder veränderte Versionen des gleichen Bilds. Um wenigstens einen bestimmten Anspruch als Künstler erlangen zu können, versuchte sich Leiber auch an anderen Genres. Sehr routiniert stellte er einige wenige Landschaftsbilder oder Wirtshaus-Spaßbilder her, die zwar bekannt wurden, aber keinen eigenständigen Durchbruch brachten.

Akribische Vorarbeit

So blieb Friedolin Leiber bis zu seinem Tod dem Verlag E.G. May in Frankfurt treu. Über Einkommen, Familienstand oder weitere private Ereignisse gibt es bislang keine Erkenntnisse. In akribischer Vorarbeit ist es Wagner gelungen, eine ausführliche Werkschau des Malers zusammenzustellen. Überraschenderweise hängen auch im Lebens-Spuren-Heimatmuseum in Fischbach einige seiner Werke. Beim Lithographie-Öldruck gelten die Abzüge alle als Originale, so dass das Museum nun eine beträchtliche Menge in der Sammlung hat. Sogar bislang unbekannte Bilder sind durch Vergleiche von bestimmten Merkmalen Leiber zuzuordnen. "Diese Ausstellung über den weltbekannten und doch unbekannten Niedereschacher ist auf der Welt einmalig und sollte bei jedem Einwohner eigentlich das Interesse an diesem Sohn der Gemeinde wecken", meint Hans Otto Wagner.

Nostalgische Bilder

Der Stil des Malers Fridolin Leiber entsprang dem Zeitgeist der Gründerzeit, ist gefühlsbetont und detailreich und spiegelt die moralischen Ansprüche der damaligen Welt wider. Auf ihm baute sich in der Folgezeit bis nach dem Zweiten Weltkrieg eine Vielzahl von ähnlichen Gestaltungsformen auf und manche der Bilder werden im Zuge der Nostalgie heute wieder sehr gefragt.

Vielleicht findet sich in dem einen oder andern Haushalt noch eine solche Lithografie. Das Museum würde sich freuen, es zu seiner Sammlung hinzufügen zu können, betont Wagner. Er weist auf die nächste Ausstellung im Heimatmuseum am kommenden Sonntag, 3. November hin. Dann wird Claudia Schmid aus Dietingen mit angemeldeten Interessenten das Brettchenweben vorführen und üben. Zuschauer sind auch willkommen. Das Lebens-Spuren-Heimatmuseum in Niedereschach-Fischbach ist ebenso wie das Treffpunkt-Café von 14 bis 17 Uhr geöffnet.