Jahrelang hat der Burladinger Spitzenkoch Christoph Hauser zahlreiche Gourmets in sein Restaurant "Herz & Niere" in Berlin-Kreuzberg gelockt. Seit Dezember ist es zum Leidwesen derer endgültig geschlossen. Nun beschreitet Hauser mit dem Konzept "Weck die Heimat" neue Wege.
Burladingen/Berlin - Christoph Hauser will’s noch mal wissen: Der in Burladingen aufgewachsene Berliner fängt wieder ganz von vorne an. Zwar ohne Restaurant – aber mit einer Idee, die ihn wieder mehr zu den Menschen bringen soll.
Er servierte Edelmenüs mit Innereien, ja sogar Kuheuter
Hauser hatte es eigentlich geschafft. Als vor mehr als einem Jahr die Pandemie ausbrach, war er auf seinem beruflichen Höhepunkt. In Berlin-Kreuzberg betrieb er zusammen mit seinem Compagnon Michael Köhle das angesagte Restaurant "Herz & Niere". Seit Dezember ist es endgültig geschlossen; Köhle macht dort mit "Tante Fichte" bald ein neues Lokal auf. Jahrelang hatte "Herz & Niere" Feinschmecker aus aller Welt angelockt. Das Konzept der beiden Köche bezeichneten nicht wenige als radikal, denn jedes Tier wurde komplett verarbeitet, quasi vom Kopf bis zum Schwanz. Aus "Ehrfurcht vor der Kreatur", wie Hauser sagt. Er servierte Edelmenüs mit Innereien – ja sogar Kuheuter.
Es waren sieben grandiose Jahre, in denen Hauser im Durchschnitt zehn bis elf Stunden am Tag in der Küche stand. Doch nach zwei Lockdowns ist nun Schluss für immer. Und nicht nur wegen Corona. Denn sie hätten keine Vision mehr für ihr Restaurant. Die Idee sei zwar mutig gewesen, habe sich aber totgelaufen. Man habe nicht daran geglaubt, dass es in irgendeiner Art und Weise weitergehen und noch besser werden könne.
Klar, sagt Hauser, der Abschied tue ihm weh, doch die Entscheidung bereue er nicht. "Ich bin keiner, der sich mit irgendwas so schnell zufrieden gibt. Ich will mich immer weiter entwickeln. Der Drang, sich zu verändern, ist durch die Pandemie noch extremer nach vorne gepusht worden", sagte Christoph Hauser kürzlich in einem Fernsehinterview.
Seine Idee führt ihn zurück zum Anfang: Er weckt bodenständige deutsche Traditionsgerichte ein. "Weck die Heimat" ist der doppeldeutige Name des neuen Unternehmens. Hausmannskost im Glas, aus guten Zutaten, zum Aufwärmen zu Hause.
"Essen", sagt Hauser, "hat für mich immer etwas mit Erinnerung zu tun, und das ist das, was ich jetzt grade ›im Glas‹ machen möchte. Einen tollen Sauerbraten, Hühnerfrikassee, Tafelspitz mit Meerrettichsoße oder Königsberger Klopse." Das Rezept für Letztere stammt übrigens von seiner Mutter Brigitte. Die kommen auch auf den Tisch, wenn er nach Hause kommt.
Die ARD berichtet in der Sendung "Buffet Lebenswege"
Mitten in der Pandemie baut sich der Spitzenkoch mit eingeweckter Hausmannskost also eine neue Existenz auf. "Die Gläser sind in kleinen Geschäften in Berlin zu kaufen oder auch online deutsch-landweit auf der Seite www.the-good-taste.de. Das ist ein Zusammenschluss von mehreren Restaurants, denn nur zusammen übersteht man die Krise", sagt Hauser: "Sobald man wieder Gäste empfangen darf, veranstalte ich verschiedene Dinner-Abende an unterschiedlichen Orten für bis zu 20 Personen. Darauf freue ich mich schon sehr." Die ARD berichtete und berichtet in "Buffet Lebenswege" über Menschen, die gewohnte und sichere Pfade verlassen und neue Wege gehen – und daher auch über Christoph Hauser.
Ein Beitrag, der ihn weiter nach vorne gebracht hat. "Seit Januar habe ich fast 3000 Gläser verkauft. Also bin ich zufrieden. Ich denke, das wird mit schönerem Wetter ein bisschen einbrechen, aber ich bin sehr optimistisch. Tatsächlich ist es so, dass wenn jemand was bestellt hat, wieder nachbestellt", freut er sich.