Die Notfallversorgung im Ortenaukreis stand bei der Plenumsveranstaltung der Kommunalen Gesundheitskonferenz im Fokus.
Wie können Bürger im Umgang mit dem medizinischen Notfallsystem besser unterstützt und zugleich bestehende Versorgungsstrukturen entlastet werden? Diese Frage stand im Fokus bei der sechsten Plenumsveranstaltung der Kommunalen Gesundheitskonferenz (KGK) Ortenaukreis im Großen Sitzungssaal des Landratsamts in Offenburg. Das Plenum der KGK trifft sich laut Mitteilung ein Mal im Jahr und trifft Entscheidungen, wie und mit welchen thematischen Schwerpunkten im kommenden Jahr weitergearbeitet wird.
Die fünf Arbeitsgruppen der KGK präsentierten vielfältige Ergebnisse aus ihrer Arbeit im vergangenen Jahr. Im Mittelpunkt standen dabei unter anderem die Stärkung der sektorenübergreifenden Versorgung, Maßnahmen zur Gewinnung von Nachwuchskräften im Gesundheitswesen, die Förderung der seelischen Gesundheit sowie Projekte zum Zusammenhang von Klimawandel und Gesundheit. Vorgestellt wurden etwa die Beteiligung an den „Deep Dive Days“ zur Nachwuchsförderung im medizinischen Bereich sowie die Aktion „Die Ortenau bewegt sich“.
Lage in den Notaufnahmen ist angespannt
Ein zentrales Thema der Veranstaltung war die Notfallversorgung im Ortenaukreis. In einer Podiumsdiskussion schilderten Vertreter der Notaufnahme Offenburg und des Departments Notfallmedizin des Ortenau-Klinikums, des Rettungsdienstes, der Kreisärzteschaft, der Apothekerkammer sowie der Kassenärztlichen Vereinigung Baden-Württemberg die zunehmend angespannte Lage in den Notaufnahmen und beim Rettungsdienst im Ortenaukreis. Die Ursachen seien: ein komplexes Zusammenspiel aus strukturellen Defiziten, Lücken in der primär- und sekundärärztlichen Versorgung und einer oftmals unzureichenden Gesundheitskompetenz in der Bevölkerung. „Viele Menschen suchen die Notfallversorgung auch in Fällen auf, die keiner akuten medizinischen Behandlung bedürfen – häufig aus Unsicherheit oder Unkenntnis über alternative Versorgungsangebote“, schildert Evelyn Bressau vom Gesundheitsamt.
Ein Konzept soll Abhilfe schaffen
Um dieser Entwicklung entgegenzuwirken, wurde die KGK im Oktober 2023 vom Sozialausschuss beauftragt, ein Konzept zur Förderung der Gesundheitskompetenz im Bereich der Notfallversorgung zu entwickeln. Die Arbeitsgruppen „Förderung der Gesundheitskompetenz“ und „Sektorenübergreifende Versorgung“ haben dafür gemeinsame Handlungsempfehlungen erarbeitet, die über die reine Gesundheitskompetenzförderung im Bereich der medizinischen Notfallversorgung hinausgehen. „Die Herausforderung liegt darin, das Thema Gesundheitskompetenz nicht isoliert zu betrachten, sondern im Zusammenhang mit der gesamten Versorgungsstruktur zu denken“, erklärt Janine Feicke, Leiterin des Sachgebiets Gesundheitsversorgung und KGK beim Gesundheitsamt. Die Empfehlungen umfassen neben Maßnahmen zur Gesundheitskompetenzförderung auch Vorschläge zur strukturellen Weiterentwicklung des Gesundheitswesens – darunter der Ausbau telemedizinischer Angebote, die gezielte Nachwuchsförderung und eine Stärkung der primären und sekundären Gesundheitsversorgung.
„Kernstück des Konzepts ist eine umfassende Mehr-Ebenen-Kampagne, die bereits teilweise umgesetzt wurde. Unter dem Motto ‚Nicht jeder Fall ist ein Notfall‘ soll die Bevölkerung sensibilisiert und zum reflektierten Umgang mit medizinischen Notfällen angeregt werden.
Kampagne richtet sich gezielt auch an junge Zielgruppen
Mit plakativen Motiven, Postkarten, Pressemitteilungen, Beiträgen in Social Media sowie der eigens eingerichteten Website wohinimnotfall.de wird auf alternative Anlaufstellen wie die Haus- und Kinderärzteschaft oder die Rufnummer 116117 aufmerksam gemacht“, schildert Jäger vom Gesundheitsamt. Die Kampagne richte sich bewusst auch an jüngere Zielgruppen: So biete ein begleitender Instagram-Account des Gesundheitsamts regelmäßig verständlich aufbereitete Gesundheitsinformationen, Tipps und Hinweise aus der Region. Alle Informationen sind eingebettet in das neue Gesundheitsportal Ortenau – eine zentrale Anlaufstelle im Netz, die unter www.ortenaukreis.de/Gesundheitsportal erreichbar ist. Dort gibt es nicht nur Informationen zur Kampagne, sondern es dient auch als digitaler Lotse durch das regionale Gesundheitssystem.
Ein übergreifendes, nachhaltiges Gesundheitswesen – dafür will die KGK Ortenaukreis mit ihrem Engagement ein Zeichen setzen. „Die Plenumsveranstaltung hat gezeigt: Eine zukunftssichere Notfallversorgung braucht nicht nur strukturelle Reformen, sondern auch eine informierte und mündige Bevölkerung. Nur durch gemeinsames Handeln kann es gelingen, dem steigenden Versorgungsdruck wirksam zu begegnen und allen Menschen im Ortenaukreis den Zugang zu einer bedarfsgerechten medizinischen Versorgung zu sichern“, heißt es.