Necastle United holt VfB-Stürmer Nick Woltemade. Foto: Imago/Sven Simon

Geldsorgen kennt Newcastle United nicht: Der saudi-arabische Staatsfonds ist Großinvestor bei dem Premier-League-Club.

Der Start von Newcastle United in die neue Saison der Premier League war wesentlich schlechter als erhofft – was auch mit einem Spieler zu tun hat, über den nicht nur in der im Nordosten von England gelegenen 300 000-Einwohner-Stadt Newcastle upon Tyne heiß diskutiert wird, sondern auf der ganzen Insel. Alexander Isak, der Superstar des Teams, befindet sich im Streik. Der Schwede will unbedingt zum FC Liverpool, auch deshalb hat Newcastle United dem VfB Stuttgart ein Angebot von 85 Millionen Euro plus fünf Millionen Boni für Mittelstürmer Nick Woltemade gemacht. Womit wir beim zweiten Thema sind, das den Fußball in England beherrscht: Geld!

 

Obwohl Newcastle United nach dem 0:0 zum Auftakt bei Aston Villa und der 2:3-Heimniederlage gegen den FC Liverpool – nach einem Gegentor in der zehnten Minute der Nachspielzeit durch den 16-jährigen Rio Ngumoha – derzeit nur auf Platz 15 der Tabelle steht, hat sich der Club wohl nun dazu entschieden, Alexander Isak abzugeben. Das liegt daran, dass der zweitbeste Torschützen der vergangenen Saison in der Premier League (23 Treffer) wiederholt angekündigt hat, nicht mehr für den Club aufzulaufen („Wenn Versprechen gebrochen werden und das Vertrauen verloren geht, kann die Zusammenarbeit nicht fortgesetzt werden“). Aber auch daran, dass die Reds bereit sein sollen, finanziell noch einmal nachzulegen. Mittlerweile, so wird kolportiert, biete der FC Liverpool für den Ex-Dortmunder Isak 150 Millionen Euro plus zehn Millionen Euro Boni, was der ursprünglichen Forderung von Newcastle United, die bei rund 175 Millionen Euro gelegen haben soll, schon recht nahe kommt.

Einer der reichsten Fußballclubs der Welt

Bei den Summen, um die es hier geht, liegt ein Gedanke nahe – dass angesichts der zu erwartenden Ablöse für Alexander Isak in Newcastle genügend finanzieller Spielraum vorhanden sein dürfte, um sich Nick Woltemade problemlos leisten zu können. Die Wahrheit ist jedoch eine andere: Das Wort Geldsorgen kennt United schon länger nicht mehr.

Abschied aus Stuttgart: Nick Woltemade Foto: Imago/Jan Huebner

Der Traditionsclub, der 1892 gegründet wurde, gilt angesichts der Finanzkraft seines größten Investors als eines der reichsten Fußballkonstrukte der Welt. Im Oktober 2021 übernahm der Public Investment Fund (PIF) für rund 360 Millionen Euro 80 Prozent der Anteile von Newcastle United – aus Sicht der Scheichs ein Schnäppchen. Der saudi-arabische Staatsfonds verwaltet laut eigenen Angaben mittlerweile Vermögenswerte von fast 800 Milliarden Euro. Experten beschreiben den PIF wahlweise als „staatliches Sparkonto“ oder „gewaltige Geldmaschine“. Der Fonds hat enorme Summen in etliche der größten Unternehmen der Welt investiert, unter anderem in Disney, Uber, Facebook oder Starbucks. An seiner Spitze steht Kronprinz und Ministerpräsident Mohammed bin Salman, der Herrscher von Saudi-Arabien, in dem bekanntlich gute Geschäfte viel mehr zählen als Menschenrechte.

Transfers für mehr als eine halbe Milliarde Euro – ohne Nick Woltemade

Seit dem Einstieg des PIF hat sich Newcastle United nicht nur zweimal für die Champions League qualifiziert (am Ende der vergangenen Saison als Tabellenfünfter), sondern auch mehr als eine halbe Milliarde Euro für Transfers ausgegeben – den Wechsel von Nick Woltemade noch nicht mit eingerechnet. Und trotzdem schafft es selbst Newcastle United nicht, sich alle Wünsche zu erfüllen. Konkurrenten wie der FC Liverpool, Manchester United, Manchester City oder FC Chelsea haben nicht nur wesentlich höhere Werbeeinnahmen, was angesichts der finanziellen Spielregeln der Premier League nicht unerheblich ist, sie verfügen offenbar auch (noch) über eine andere Anziehungskraft. Das zeigte sich in diesem Sommer erneut.

Nachdem sich abgezeichnet hatte, dass Alexander Isak kaum zu halten sein dürfte, warb Newcastle United unter anderem um Hugo Ekitiké, Benjamin Sesko, Bryan Mbeumo, Joâo Pedro oder Liam Delap – und kassierte eine Absage nach der anderen. Die Stürmer wechselten lieber zum FC Liverpool (Ekitiké), zu Manchester United (Sesko, Mbeumo) oder zum FC Chelsea (Pedro, Delap). Auch deshalb kam es nun zur Verpflichtung von Nick Woltemade, der sich Stand jetzt über zwei Themen keine allzu großen Sorgen machen muss: über Konkurrenz im Angriff von Newcastle United. Und über Geld.