Versorgung: Jahresabschluss des Eigenbetriebs sorgt für Überraschung / Herber Verlust eingefahren

Der Wasserhaushalt in Neuweiler ist in Schieflage geraten. Sage und schreibe 53 000 Euro hat man im vergangenen Jahr verloren. Das liegt nicht nur, aber eben auch, am maroden Leitungsnetz. Das soll nachgebessert werden. Aber auch an der Gebührenschraube wird gedreht.

Neuweiler. Es herrschten nahezu arktische Temperaturen in der Neuweiler Waldschulhalle bei der Sitzung des Gemeinderates. Die Heizung streikte und über die große Fensterfront drang die Herbstkälte erbarmungslos ins Innere.

Verwaltung samt Gemeinderat saßen daher aus verständlichen Gründen in dicken Jacken an ihren Plätzen. Doch spätestens der Tagesordnungspunkt "Jahresabschluss 2019 des Eigenbetriebs ›Wasser/Energie Neuweiler‹" erwärmte die Gemüter des Gemeinderates. Denn Bürgermeister Martin Buchwald musste ein stattliches Minus von 53 338,31 Euro vortragen.

Die Erträge aus dem Wasserverkauf beliefen sich im vergangenen Jahr auf 379 701,66 Euro, die Aufwendungen allerdings auf 433 039,97 Euro. So kommt das doch beachtliche Delta von mehreren Zehntausend Euro zusammen.

Das Wasser steht dem Eigenbetrieb aber nicht bis zum Hals – das nicht nur, weil einiges ins Erdreich versickert, sondern weil vielmehr der Jahresverlust aus dem Gewinnvortrag ausgeglichen werden kann.

Konkrete Nachfragen

Gemeinderätin Doris Hammann traute ihren Ohren nicht und wollte wissen, wie eine solche Verlustsumme zustande komme. Buchwald meinte, das liege zum einen an der erhöhten Einkaufssumme beim Zweckverband, zum anderen am Wasserverlust aus beispielsweise Rohrbrüchen. "Aber 2021 können wir das Delta ausgleichen, wenn die Kanäle in Oberkollwangen und Agenbach gerichtet werden", hatte Buchwald Hoffnung und versicherte glaubhaft, dass man bei jeder Störung in der Wasserversorgung in Windeseile alles repariere.

Brunnen und Feuerwehr

Doch Hammann war nicht besänftigt: "Die 50 000 Euro sind quasi im Boden versickert?", fragte sie erneut nach. Das sei "um Gottes Willen" nicht so, verdeutlichte Buchwald. In die Rubrik Wasserverlust seien zum Beispiel auch öffentliche Brunnen oder Feuerwehreinsätze miteinbezogen. Außerdem sei wie erwähnt der Einkaufspreis gestiegen, ergänzte Kämmerin Carola Reichert.

Hammanns Ratskollege Rainer Dörich hatte ein anderes Anliegen: "Müssen wir da jetzt die Wasserpreise angleichen?" Daran arbeite man bereits und werde alsbald einen Vorschlag in den Gemeinderat einbringen, erklärte Reichert. Dörich war es dann noch wichtig, dass man eventuell die entstandenen Verluste der Wasserrohrbrüche herausrechnen könne, denn dafür könnten die Bürger ja nichts, wandte er ein.

Kanal im Gartenweg

Zum Thema Abwasser fragte Hammann am Ende der Sitzung unter dem Punkt "Verschiedenes" noch mal nach. Wie viele Häuser denn jetzt an den im Gartenweg neu geschaffenen Trenn-Abwasserkanal angeschlossen wären, wollte sie wissen. Das könne man wohl an einer Hand abzählen, gab Buchwald zerknirscht zurück. "Das war dann aber eine tolle Investition", erwiderte Hammann sarkastisch, spielte sie doch auf die ungeheure Summe von mehreren Hunderttausend Euro für die Maßnahme an. Man müsse das wohl oder übel als "Investition in die Zukunft" sehen, meinte Buchwald abschließend. Der Gemeinderat stellte die Jahresabschlussrechnung schlussendlich einstimmig fest – es blieb freilich auch nichts anderes übrig.