Bildhauerkunst: Zeitung berichtete einst ausführlich über Einweihungen in Breitenberg und Neuweiler / Heute Mahnmale

Der Erste Weltkrieg war vorbei. Aber noch immer schmerzten die Narben, waren die Lücken gegenwärtig, die der Waffengang durch Gefallene in Familien und Dörfer gerissenen hatte. Dem trugen die Gemeinden mit der Errichtung von Kriegerdenkmalen Rechnung.

Neuweiler. Über die in Neuweiler und Breitenberg vom gleichen Künstler, Bildhauer Kübler aus Stuttgart, geschaffenen steinernen Monumente wurde vor 100 Jahren ausführlich berichtet, je ein weiteres gibt es in Agenbach und Hofstett.

Im Calwer Tagblatt, ist – im digitalen Calwer Kreisarchiv zu finden – am 10. Juni 1921 über die fünf Tage zuvor erfolgte Einweihung in Breitenberg zu lesen, dass sich ein stattlicher Zug "der Kirche zu bewegte, um das durch Bildhauer Kübler aus Stuttgart schlicht und schön erstellte Denkmal für unsere Helden zu enthüllen". Weiter ist festgehalten: "Die Gemeinde und zahlreiche auswärtige Gäste hatten sich dort versammelt." Erwähnt sind die Kriegervereine Martinsmoos und Neuweiler, "letzterer mit Musikkapelle".

Kübler enthüllt sein Werk

Auch der Kirchenchor unter "Leitung seines tüchtigen Dirigenten, Hauptlehrer Bezner" umrahmte die Feier musikalisch. Einen "Feldgottesdienst" hielt Pfarrer Gutbrod. Nach einem Auftritt des Männerchors enthüllte der Künstler sein Werk. Es folgten Gruß und Dank von Schultheiß Kübler, der das Monument in die Obhut der Kirchengemeinde übergab. Anschließend sang der gemischte Chor "in wirkungsvoller Weise", so der Bericht, "Dort über jenen Sternen".

Dekan Zeller sprach als Obmann der Kriegervereine des Bezirks über die Bedeutung des Ehrenmals für die Gemeinde. Es folgte eine Ansprache des Gesangvereins-Vorsitzenden Haselmayer, der den Verlust von Mitsängern durch den Krieg beklagte und einen Kranz niederlegte. Das Schlusslied, "Sie haben getragen", sang der Schülerchor.

Ein Artikel über die Veranstaltung zwölf Wochen später aus gleichem Anlass in Neuweiler beginnt folgendermaßen: "Am Sonntag, den 21. August, fand hier die Denkmalsweihe statt. Zahlreiche Gäste aus der näheren und weiteren Umgebung hatten sich eingefunden, um mit der versammelten Gemeinde das zu Ehren der gefallenen Söhne Neuweilers errichtete Ehrenmal zu weihen."

Ähnlich wie in Breitenberg durch den Ort, gab es hier einen "stattlichen Zug, der beim neuen Schulhaus Aufstellung genommen hatte, unter Vorantritt der Neuweiler Musik zum Denkmalsplatz". Am Denkmal hielt "der Ortsgeistliche den Trauergottesdienst". Nach dem vom gemischten Chor vorgetragenen Choral, "Was Gott tut, das ist wohlgetan", ließ der Bildhauer aus "Stuttgart/Oberhaugstett" das Denkmal enthüllen. Er erklärte das Ehrenmal und "unter Salutschüssen neigten sich die Fahnen der anwesenden fünf Vereine".

Anders als in Breitenberg nahm hier Schultheiß Mast "das Denkmal in die Obhut der bürgerlichen Gemeinde". Er verlas die Namen der "29 Tapferen, die ihr höchstes Gut der Heimat, dem Vaterland darbrachten". Sein Dank galt allen, die zum Zustandekommen des Monuments und zur Feier beigetragen hatten. Die Weiherede hielt anschließend Hauptlehrer Reiff. Er wird teils folgendermaßen zitiert: "Wir haben die Pflicht, dem während der Kriegsjahre Vollbrachten eine edle Form des Gedächtnisses zu geben und haben darum dieses Ehrenmal als Zeichen der Erinnerung und des Dankes errichtet."

Den Schluss der Feier bildete das von Dekan Petzold gedichtete und vertonte Lied "Flanderngrab".

Beschrieben werden im alten Zeitungsbericht das Denkmal und der Standplatz. Das Monument zeige "einen Krieger, der nach der Schlacht in tiefem Schmerz betend am Grabe seines treuen Waffengefährten kniet". Das schöne Dorfbild habe durch die baulichen Veränderungen wie das Abheben eines Teils der Friedhofsmauer und die Zuführung über einen Treppenaufgang "erheblich gewonnen". Gemeindeglieder hatten die neugestaltete Nordwest-Ecke "des die Kirche umgebenden alten Friedhofes […] zart und innig geschmückt, sodaß das Ganze ein wunderbar stimmungsvolles Bild abgab".

Ein Gedenkstein mit Namenstafel der Gefallenen beider Weltkriege steht am Aufgang zur Kirche in Agenbach. Dieser wurde ursprünglich in der Blumenstraße zusammen mit der Fahne des Kriegervereins ebenfalls 1921 geweiht. "Unseren im Weltkrieg 1914-18 gefallenen Helden" gewidmet ist – in Stein gehauen – das in Bildhauerkunst in Hofstett wohl um die gleiche Zeit entstandene Ehrenmal.

Heute werden die teils nach 1945 mit noch längeren Namenslisten ergänzten Denkmale als Mahnmale wahrgenommen. Manchmal erinnern Holztafeln in den Kirchen an die Soldaten-Opfer des Zweiten Weltkriegs.