Stäbchen in den Mund, fertig: Die Typisierungsaktion des Vereins Kreuzung erhielt großen Zuspruch. Foto: Stocker Foto: Schwarzwälder Bote

Soziales: An Leukämie erkranktes Kind braucht dringend Stammzellenspende / Neuweiler Verein mobilisiert für Typisierungsaktion

Die sechsjährige Belinda erkrankte in einem Jahr zum zweiten Mal an Leukämie. Jetzt kann ihr nur noch eine Stammzellenspende helfen, für die der Neuweiler Verein Kreuzung zur Typisierung mobilisierte.

Neuweiler-Oberkollwangen. In dessen Reihen sind mit Tanja und Stefanie Frey zwei Verwandte von Belinda aktiv. "Für uns war es keine Frage, die Aktion auf die Beine zu stellen", sagte Vorsitzender Matthias Kugele, der sich als einer der ersten selbst typisieren ließ.

Schon bald bildeten sich am Donnerstagabend Warteschlangen an den beiden Tischen, an denen jeweils drei Besucher gleichzeitig ihre Speichelprobe abgeben konnten. Jeder Einzelne wurde angehalten, drei Wattestäbchen jeweils eine Minute lang an der Mundschleimhaut entlang zu streichen.

Unerwarteter Zuspruch

"Das war für uns als Verein die Möglichkeit, eine Typisierung durchzuführen", resümierte Tanja Frey, die sich im Vorfeld mit der Deutschen Knochenmark Spenderdatei (DKMS) abgestimmt hatte. Die Organisation stellte das entsprechende Material zur Verfügung. "Über Facebook haben wir um Mitstreiter geworben und um Anmeldung gebeten", resümierte sie mit Blick auf einen unerwartet großen Zuspruch binnen zehn Tagen. Mehr als 100 Personen hatten sich bis zum Vorabend angekündigt.

Schon zuvor war dem veranstaltungserprobten Verein, der jährlich das beliebte OHC-Fest ausrichtet, klar, dass Vorsorgemaßnahmen getroffen werden mussten: Rund um die Vereinshütte am Ortsrand wurde deshalb die Geschwindigkeit des Verkehrs reduziert, zumal an- und abfahrende Fahrzeuge unmittelbar am Waldrand für Betrieb auf dem Parkplatz sorgten.

"Füchse" helfen auch

Plötzlich tauchte in der Hütte ein Fuchs auf: das Maskottchen der "Black Forest Foxes", einer American Football-Mannschaft aus Dietersweiler. "Dafür haben wir gerne unsere Trainingswoche unterbrochen", stellte Cheftrainer Michael Mayer zur Teilnahme von 35 Teammitgliedern fest. Die Sportler hatten über seine Ehefrau Diana Mayer, die im Calwer Landratsamt arbeitet, von der Aktion erfahren und mussten nicht lange überlegen.

Überwältigt waren die Gastgeber von der Solidarität für die kleine Belinda, die weite Kreise zog. Zudem habe der Verein neue Spielsachen für das Mädchen gekauft, wie Kugele erzählte. "Sie ist derzeit in einem isolierten Bereich, und wir wollten für Abwechslung sorgen", verwies er auf die besondere Situation. Schließlich wolle man das Mädchen vor allen Infektionsrisiken bewahren. "Sie wird einer Chemotherapie unterzogen, aber wir wissen, dass das diesmal nicht reichen wird", erzählte Frey über den erneuten Ausbruch der Leukämie.

Auch die Feuerwehr von Neuweiler war bei der Aktion des Vereins präsent. "Wir wollen mit dem Erlös aus unserem Kaltwassergrillen einen Beitrag leisten", stellten Gesamtkommandant Anton Höschle, Abteilungskommandant Jochen Kirn und Heiko Burkhardt fest. Sie spendeten den Organisatoren die 350 Euro ihrer sozialen Aktion, die derzeit in zahlreichen Feuerwehrabteilungen aufgenommen wird. Schließlich fallen auch Laborkosten an, um die Speichelproben genau zu bestimmen. "Es gab auch etliche Besucher, die gleichzeitig die Kosten aufbrachten", berichtete Stefanie Frey. Nach drei Stunden hatte der Verein insgesamt 184 Mitstreiter für die Typisierung gewonnen.

Rund fünf Wochen warten

"Es entstand einfach eine riesengroße Welle der Hilfsbereitschaft und Begegnungen. Das hat mich, die Eltern von Belinda und alle, die mit im Geschehen involviert sind, sehr überwältigt", zog Tanja Frey am Folgetag ihr Fazit – zumal sich außerdem etliche Interessenten, die nicht kommen konnten, von zu Hause aus registrieren ließen.

"Steffi und ich fanden auch die Hilfsbereitschaft im Verein so toll, denn die Vereinsmitglieder haben sich mit all ihren Kräften reingehängt, um diese Aktion so kurzfristig möglich zu machen", stellte Frey – ebenso gerührt wie ihre Schwägerin – fest. Inständig hoffen alle darauf, dass ein Spender für Belinda gefunden wird. Sie müssen sich allerdings zunächst rund fünf Wochen gedulden, bis die Proben ausgewertet sind.