Thomas Ebinger (Zweiter von rechts) gibt den Alterswehr-Mitgliedern aus Neuweiler Erklärungen über die zur Samengewinnung aufgehäuften Tannenzapfen. Foto: Schabert Foto: Schwarzwälder Bote

Alterswehr: Nicht nur für Waldbesitzer interessant / Große Bedeutung für die Wälder / Klimawandel birgt Herausforderungen

Neuweiler/Nagold. Die Staatsklenge in Nagold ist die zentrale Einrichtung des Landesforstbetriebs Baden-Württembergs für die Versorgung vor allem des Staatswaldes mit Baumsamen. Der Technische Betriebsleiter, Thomas Ebinger, stellte diese und ihre Aufgaben der 20-köpfigen Besucher-Gruppe von der Alterswehr Neuweiler kurzweilig in zwei Stunden vor. Manches überraschte dabei selbst fachkundige Waldbesitzer unter den interessierten Besuchern aus den sieben Ortsteilen der Waldgemeinde.

1832 ist die Einrichtung entstanden

Entstanden ist die Staatsklenge aus einer privaten Gründung des Jahres 1832 in Schönbronn, deren Verlagerung nach Nagold dem Bahnanschluss geschuldet war. Die Einrichtung liegt am früheren Rand der längst über sie hinausgewachsenen Stadt zwischen Arbeitsamt und Calwer Straße.

Bei der Besichtigung wurden die Ruhestands-Blauröcke durch die technischen Anlagen, die Lagerräume und das Labor geführt. Bewundert wurde die in Betrieb befindliche Zapfen-Darre von 1865. Entstanden sind die Klengen, die großen Samenlager, nach dem "hölzernen Zeitalter" des 18. und 19. Jahrhunderts, das zur Plünderung der Wälder geführt hatte. Zugweise wurde anschließend das Saatgut heran transportiert, um Pflanzen zu ziehen. Dabei war auch Lehrgeld zu zahlen. Denn Erfahrungen um die Bedeutung von Herkunft und Boden sowie Vorgaben der Natur mussten erst gesammelt und erforscht werden.

Im Zusammenhang mit dem Klimawandel gilt dies aufs Neue. So sind nach Versuchen eines Forstamtsleiters im Wildberger Raum vor Jahren von 50 Baumarten bis heute gerade drei durchgekommen. Dass der Fichtensamen in der Nagolder Kühlhalle 25 Jahre haltbar ist, nützt unter den im Wald deutlich spürbaren klimatischen Veränderungen nur bedingt. Denn der "Brotbaum" der Schwarzwälder Waldbesitzer fällt inzwischen in tieferen Lagen aus. Ein gewisser Ersatz für die Fichte sei die Douglasie, war zu hören. Erste Versuche lassen auf die Atlaszeder als zukünftige Holzlieferantin hoffen.

Seit 1934 ist die Vermehrung von Waldpflanzen gesetzlich geregelt. Nur bestimmte Bestände dürfen dazu genutzt werden. Je nach Baumart, Aufwand bei der Gewinnung und Ergiebigkeit liegt der Kilopreis für den Samen zwischen zehn und 1000 Euro. Wenn die Nadelholz-Zapfen gefallen sind, findet sich in diesen kein Samen mehr. Deshalb müssen Zapfenpflücker diese zur richtigen Zeit aus den Wipfeln holen. Als freischaffende Kletterkünstler hangeln sie sich oft ohne Bodenberührung von Baum zu Baum. Die früher eingesetzten Steigeisen ersetzt heute die der Bergsteigertechnik entsprungene Arbeit mit dem Seil.

Eintrag in das Besucherbuch

Von einem besonderen Waldprodukt gab es am Schluss der Führung ein "Versucherle" für jeden Besucher. "Spezialität aus heimischen Wäldern" steht auf dem Etikett der Flasche, darunter: "Wildkirsch-Brand". Dankesworte fand Obmann Helmut Wurster sowohl beim Eintrag ins Besucherbuch als auch am Ende an Ebinger gerichtet. Genug Gesprächsstoff gab es bei der Schlusseinkehr im "Hirsch" in Ebershardt.