Bürgermeister Martin Buchwald (links) würdigte Engagement und Zuverlässigkeit des letzten Waagmeisters Kurt Stoll, nachdem die Kommune auch die verbliebenen drei Gemeindewaagen aufgegeben hatte. Foto: Stocker Foto: Schwarzwälder Bote

Kommunales: Gemeinde Neuweiler beendet Angebot / Schwein mit 210 Kilogramm in Erinnerung

Elf Jahre lang war Kurt Stoll sowohl in Oberkollwangen, als auch in Breitenberg der zuständige Waagmeister. Jetzt schloss er die Viehwaagebücher. Noch vor Weihnachten hatte der Gemeinderat beschlossen, das Angebot aufzugeben.

Neuweiler. "In Oberkollwangen wurde im November das letzte Schwein gewogen", berichtete Stoll im Gespräch mit dem Schwarzwälder Boten. Keinen Bedarf gab es in den zurückliegenden Jahren indes für die Viehgemeindewaagen in Neuweiler und Breitenberg. Letztere weist ihren letzten Eintrag im Jahr 2008 aus, nachdem sie zuvor bereits fünf Jahre brach lag.

Einst selbstständiger Zimmerermeister

"Früher gab es sieben Viehwaagen in der Gesamtgemeinde und zwei Bodenwaagen in Neuweiler und Oberkollwangen, auf denen Rüben und Heu im Anhänger gewogen wurden", erzählte Stoll. Der einst selbstständige Zimmerermeister hatte die Aufgabe auf Anfrage von Bürgermeister a. D. Hans Schabert übernommen. Zuvor hatten Friedrich Bihler in Oberkollwangen und Georg Wahl in Breitenberg die Viehwaagen betreut. Die Prüfung als so genannter "Öffentlicher Wäger" erfolgte im Oktober 2006 bei der Eichbehörde in Karlsruhe.

Nicht nur der genaue Umgang mit der Viehwaage, auch der mit den zumeist gestressten Tieren war zuweilen eine große Herausforderung. Den Termin meldeten Besitzer und Käufer des jeweiligen Tiers zwei Tage vorher an. "Es war nicht immer einfach, die Tiere auf die Waage zu bringen, und meistens war schon der Metzger dabei", fasste der letzte Waagmeister seine Erfahrungen zusammen. In Erinnerung bleibt ihm ein besonders schweres Schwein, das 210 Kilogramm wog. Artgenossen bringen üblicherweise Weise bis zu 120 Kilogramm auf die Waage.

Damit die Stempelung der Wiegekarte genau erfolgen konnte, musste sich das Tier möglichst ruhig auf dem Gerät verhalten. "Die Waage ist noch funktionsfähig, wurde allerdings 2010 das letzte Mal geeicht", stellte Stoll in der Einrichtung in Breitenberg fest, die einst von der Wagenfabrik Karl Bertsch aus Reutlingen aufgestellt wurde. Die Dokumentation des Wiegens in Breitenberg geht bis zum 1. April 1937 zurück. Sogar die Vorschriften für das Wiegen von Vieh auf Gemeindewaagen von 1948 liegen noch aus.

"Kurt Stoll war ein hervorragender und immer zuverlässiger Waagmeister", würdigte Bürgermeister Martin Buchwald das Engagement des früheren Feuerwehrkommandanten. Reich wurde dieser dabei nicht, wie ein Blick in die Gebührenordnung zeigt: 1,70 Euro gab es für Kleinvieh, zwei Euro für Großvieh und 6,80 Euro bei mehr als vier Stück Kleinvieh auf einmal. "Davon erhielt der Waagmeister 60 Prozent, der Rest ging an die Gemeinde", sagte Stoll. Er hatte vorgeschlagen, zumindest eine der Gemeindewaagen zu erhalten. Doch eine Eichung würde rund 200 Euro kosten. Es wurde zudem bekannt, dass sich für die Einrichtungen in Breitenberg und Neuweiler Interessenten gemeldet haben.