Wald ist in Neuweiler ein wichtiges Gut, vor allem auch aus wirtschaftlicher Sicht. Foto: © Song_about_summer - stock.adobe.com

In Neuweiler geht es im Gemeinderat hoch her. Dass die Verwaltung ein Waldstück nicht kaufen will, passt dem Gremium so gar nicht – und ändert den Beschluss um 180 Grad. Jetzt kauft die Gemeinde das Waldstück trotz teuren Preisen.

Neuweiler - Es schien eigentlich so, als wäre der Tagesordnungspunkt 3.1 schnell erledigt. Die Gemeinde Neuweiler wollte ein Vorkaufsrecht auf das Flurstück 1078 auf Gemarkung Hofstett nicht ausüben – und dafür den Segen des Gemeinderates. 2016 hatte man das Waldgrundstück schon einmal angeboten bekommen, es aber nicht gekauft, da es damals zu teuer war. Jetzt war an den Eigentümer ein möglicher Käufer herangetreten, die Gemeinde musste nun also Farbe bekennen: Kaufen oder nicht kaufen? Die Empfehlung der Verwaltung glasklar: Das Waldstück ist zwar günstiger geworden, aber nach wie vor zu teuer und sollte deshalb nicht gekauft werden. Ergo Rücktritt vom Vorkaufsrecht. Wie erwähnt hätte man gedacht, dass dieser Punkt schnell abgehandelt sein würde. Doch wer den Gemeinderat Neuweiler kennt, der weiß, dass es gerade dann, wenn man am wenigsten Widerstand erwartet, die Diskussion mitunter groß wird.

Ausflug in die Geschichte der Templerzeit

Das geschah dann auch dieses Mal. Denn Gemeinderätin Doris Hammann war ganz und gar nicht damit einverstanden, das Flurstück nicht zu kaufen. Der Grund: Besagtes Waldstück liegt inmitten des Gemeindewaldes, wird von allen vier Seiten eingesäumt. "Das liegt doch mitten drin, daher sollten wir das kaufen", sagte sie und monierte: "Wir stellen jedes Jahr Geld in den Haushalt für den Waldkauf ein, aber kaufen nix." Das stimme so ja auch wieder nicht, versuchte Bürgermeister Martin Buchwald zu protestieren. Aber Hammann war richtig in Fahrt und legte nach: "Günstiger wie jetzt wird es nicht. Demnächst sagen wir, wir kaufen es nicht mal, wenn wir es geschenkt bekommen."

Das Vorkaufsrecht nicht auszuüben sei daher ein großer Fehler, den man bereits in der Vergangenheit gemacht hätte, setzte Hammann an. Buchwald versuchte noch, die Geschichtsstunde zu verschieben, doch das war zwecklos. "Vor 150 Jahren, als die Templer nach Palästina gegangen sind, hat die Gemeinde den Wald auch nicht gekauft. Der Staat hat es getan, weil die Gemeinde zu geizig war", geißelte die Gemeinderätin die damaligen Entscheidungsträger. Heute würde dort gewinnbringend Holz eingeschlagen.

Auch Ratskollege Bernd Greule sah das ähnlich: "Den Wald zu kaufen, wäre kein Fehler." Zumal man damit die Lücke im gemeindeeigenen Forst schließen könnte. Dennoch sah er ein Problem: "Der Preis ist halt gut 20 Prozent über dem, was empfohlen wird." Eventuell lasse sich da ja noch ein bisschen verhandeln, überlegte Greule laut.

Der Verkaufspreis ist in Stein gemeißelt

Da gehe nichts mehr, der Preis sei "in Stein gemeißelt" und der Kaufvertrag schon fertig, erklärte Bürgermeister Buchwald. Gemeinderat Reinhard Kussack fragte dann noch, ob der Wald aktuell mehr wert sei als bei der zurückliegenden Schätzung. "Gefühlt schon", antwortete Förster Stefan Rückert aus dem Zuschauerraum, warnte aber davor, dass solche Schätzwerte an tagesaktuellen Holzpreisen hängen würden. Jonathan Stockinger befand den Wald für "gut", da stünden viele gesunde Kiefern drin, hatte er beobachtet. Auch Förster Rückert meinte, hätte er einen Wunsch, dann dass die Lücke geschlossen wird. "Das wäre schön", sagte er, ergänzte aber sofort, dass er unter neutralen Gesichtspunkten natürlich nicht sagen würde, das Waldstück solle man kaufen, egal wie viel es koste.

Dennoch schmetterte der Gemeinderat am Ende den Vorschlag der Verwaltung, das Vorkaufsrecht nicht auszuüben, ab. Die Gegenprobe ergab ein klares Votum dafür, das Waldstück in Hofstett zu kaufen. Stellt sich noch die Frage nach den tatsächlichen Kosten des heiß diskutierten Waldstücks. Auf eine entsprechende Frage an Bürgermeister Buchwald im Nachgang der Sitzung, stellte der die Rückfrage: "Steht das nicht in der Sitzungsvorlage?" Tat es bedauerlicherweise nicht. "Dann ist es nicht öffentlich", bedauerte Buchwald.