Medizin: Ganze Gemeinde hat mitgeholfen, um Hausarzt nach Neuweiler zu holen

Noch wird in den Räumen in der Calwer Straße 51 in Neuweiler fleißig gearbeitet. Computer und Drucker werden installiert und Handwerker schließen die letzten Renovierungsarbeiten ab. Denn am Mittwoch, 24. April, eröffnet Allgemeinmediziner Zoran Stanojevic dort seine Hausarztpraxis.

Neuweiler. Dass nach jahrelanger Suche wieder ein Hausarzt in die seit 2015 leer stehenden Praxisräume in der Calwer Straße und damit nach Neuweiler zieht, ist in Zeiten des Ärztemangels auf dem Land ein großes Glück, aber auch ein Gemeinschaftsprojekt der ganzen Gemeinde.

In der Vergangenheit sind viele Versuche gescheitert – "dabei haben wir alles versucht, einen Hausarzt nach Neuweiler zu bekommen", sagt Bürgermeister Martin Buchwald. Inserate in Zeitungen und Fachzeitschriften, Radio- und Fernsehaufrufe – sogar ein Head-Hunter wurde beauftragt. Buchwald und weitere Bürger haben persönliche Kontakte spielen lassen, bei Ärzten und auf Kongressen Werbung für ihren Ort gemacht. Gebracht hat es lange Zeit nichts. "Manchmal braucht man dann einfach Glück", sagt Buchwald.

Dieses Glück führte eine Neuweiler Bürgerin im vergangenen Jahr an die Feldbergklinik in St. Blasien, dort wurde sie von Zoran Stanojevic behandelt und erzählte ihm von der Hausarzt-Suche in ihrem Heimatort.

Schon in Serbien Deutsch gelernt

Und Stanojevic war direkt interessiert. "Ich war fast mein ganzes Arbeitsleben Hausarzt, und wollte das eigentlich auch immer sein", sagt der 58-jährige Serbe. Am liebsten wollte er im deutschsprachigen Raum arbeiten. Deshalb habe er auch nach seinem Studium in Serbien begonnen, Deutsch zu lernen. Die politische Situation habe es aber nicht zugelassen, dass er nach Deutschland komme. Erst der Kalte Krieg dann die Balkankriege standen seinem Traum im Weg. Er habe weiter in Serbien als Hausarzt gearbeitet. 2012 kam er dann nach Deutschland in die Feldbergklinik, wo er auf seine Patientin aus Neuweiler traf.

Kurz darauf schon setzte Stanojevic sich mit Bürgermeister Buchwald in Verbindung und von da an ging alles recht schnell. Im November begannen die Renovierungsarbeiten in der Praxis. "Große Unterstützung habe ich dabei von Familie Keller bekommen", bedankt sich Stanojevic bei den Vermietern der Räume. Gabriele Keller half dem Mediziner auch bei der Zusammenstellung seines Praxisteams. Andrea Mitschele und Helga Röhm unterstützen Stanojevic bei der Verwaltung. "Mit Helga Röhm konnten wir auch eine Einheimische gewinnen, die die Bürger und Patienten kennt. Das war uns sehr wichtig", erklärt Keller. "Auch bei den Handwerkern müssen wir uns bedanken", sagt Vermieterin Keller. Viele von ihnen haben andere Aufträge hinten an gestellt, um die Praxis rechtzeitig fertig zu bekommen, die nach der Renovierung vier Behandlungsräume habe und somit auch noch Platz für einen zweiten Mediziner biete. "Damit so was überhaupt funktioniert, braucht es eine starke Gemeinschaft im Ort", ist sich Buchwald sicher.

Auch die Gemeindeverwaltung leistete ihren Anteil. Bei der Auflösung der Praxis im alten Schulhaus von Angela Roßbroich 2013 hat die Verwaltung Teile der medizinischen Einrichtung übernommen, die sie jetzt Stanojevic zur Verfügung stellt.

Stanojevic muss aber trotzdem selbst einiges investieren, um seine Praxis eröffnen zu können. Zwar wurden Zuschüsse beantragt – vom Land gibt es als Niederlassungsförderung 30 000 Euro, die Kassenärztliche Vereinigung schießt über das Programm Ziel und Zukunft noch einmal 80 000 Euro hinzu – das deckt aber bei weitem nicht die Kosten der Praxiseinrichtung.

Technisch auf dem neuesten Stand

Denn diese ist technisch auf dem neuesten Stand. Sie wird komplett digital geführt, für Stanojevic und sein Team gibt es keine umständlichen Karteikarten mehr. Die Dokumentationsarbeit werde damit so kurz wie möglich gehalten, damit mehr Zeit für die Patienten bleibe.

Am Dienstag, 23. April, von 11 bis 14 Uhr öffnet Stanojevic schon vor seinem ersten Arbeitstag die Praxistüren. An diesem Tag der offenen Tür haben alle Neuweiler Bürger die Möglichkeit, sich selbst ein Bild von der neuen Praxis zu machen und Stanojevic kennenzulernen.