Diese vor langer Zeit am Rande des Langeckwegs in die Rinde eines Baums geritzte Botschaft führte zu den Nachforschungen, die weitere Hintergründe zu Tage förderten. Foto: Schabert

Spuren an Baum erinnern an Vorfälle während des Zweiten Weltkriegs. Platz wird bis heute gepflegt.

Neuweiler-Hofstett - Vier Flugzeuge fielen während des Zweiten Weltkriegs über dem Oberen Wald vom Himmel. Heute erinnern nur noch Spuren an einem Baum an die Vorfälle von damals. Eine Spurensuche im Neuweiler Archiv sowie im Wald bei Hofstett.

Im Archiv der Gemeinde Neuweiler in Agenbach ist es dokumentiert: Vor 75 Jahren stürzten beim Ortsteil Hofstett nach einer kriegerischen Auseinandersetzung zwei amerikanische Jagdflugzeuge und eine deutsche Maschine ab.

Im am 4. August 1944 verfassten Bericht aus dem Rathaus Neuweiler vom damaligen Bürgermeister Friedrich Hanselmann an den Calwer Landrat liest sich dies so: "Am 3. August 1944 fand über der Gemeindemarkung Neuweiler ein Luftkampf statt. Nachm. Gegen 16 Uhr stürzten zwei amerikanische Flugzeuge im Wald an der Straße von Neuweiler nach Hofstett ab, ein deutsches Flugzeug direkt in Hofstett in einem Getreidefeld."

Die Entdeckung von Neuweilers früherem Fleischbeschauer und Kronenwirt Hanselmann des genau zutreffenden Datums in der Rinde eines Baums führte zu den Nachforschungen. Die Einkerbungen im Baum sind wohl über Jahrzehnte mitgewachsen. Über den vom Waldweg aus gut zu erkennenden Zahlen ist ein Kreuz zu sehen, darunter "USA" zu lesen. Zunächst konnte mit der Markierung unweit der Landesstraße 347 niemand etwas anfangen. Aber es dürfte sich wohl zumindest annähernd um den Absturzort handeln. Zeigt auf diesen gar ein Pfeil, den man unten in der Rinde vermuten könnte?

Niedergang einer Maschine 1944

Forscher, die sich vor einigen Monaten mit dem Niedergang einer Maschine gegen Ende August 1944 auf der Gemarkung Zwerenberg befassten, vermuteten eine der Absturzstellen ungefähr an diesem Platz. Dass sich kaum jemand erinnert, verwundert nicht.

Denn die meisten Männer waren im Krieg, und aufgrund des Fluglärms oder vielleicht auch wegen Luftalarms zogen sich wohl die Frauen, Schüler und sonst am Ort Verbliebenen, soweit sie heute überhaupt noch leben, an einen sicheren Platz zurück.

Nur Flurschäden sind entstanden

Der Bericht aus dem Rathaus hält weiter fest: "Das deutsche Flugzeug scheint nicht mehr bemannt gewesen zu sein und ist völlig verbrannt. In der Nähe des einen amerikanischen Flugzeugs lag ein toter amerikanischer Flieger, auch dieses Flugzeug ist so ziemlich verbrannt. Das zweite Feindflugzeug ist nicht verbrannt, von der Besatzung konnte bis jetzt nichts festgestellt werden. Auf Weisung der Wehrmacht wurde der Tote hier beerdigt. Entstanden sind Flurschäden."

Der verstorbene amerikanische Soldat war wohl Floyd Petterson. Neuweilers ehemaliger Ortshistoriker Walter Hanselmann war als Jugendlicher einer der ersten am Absturzort, wie er dem Autoren dieses Beitrags einmal erzählte.

Er sei "1943 oder 1944" auf den Sterbenden getroffen. Eingegraben habe sich in sein Gedächtnis die gehässige, schockierende Aussage eines ebenfalls an den Platz nahe dem Weinsträßle geeilten "Linientreuen" aus dem Ort gegenüber dem Schwerverletzten: "So, lebscht no, oder bischt he, Du Waidag?"

Der in Neuweiler Bestattete wurde nach Kriegsende von den Amerikanern exhumiert. Vor dem Abtransport musste der Bürgermeister dem Toten am geöffneten Sarg Referenz erweisen.

Platz im Forst wird von Bevölkerung gepflegt

Am Absturztag der drei Flugzeuge ist nahe Hofstett im Wald talwärts nur ein Stück unterhalb der Enztalstraße eine vierte Maschine in den Hang gerast. Sie war im Raum Rastatt abgeschossen worden.

Wo deren damals 19-jähriger deutscher Pilot Peter Schulte sein Leben ließ, dies markieren ein Kreuz und der bis in die Gegenwart von der Hofstetter Bevölkerung gepflegte Platz.

Vielleicht spiegelt sich darin auch Dankbarkeit, dass das Dorf letztlich mit dem Schrecken davon kam. Die sterblichen Überreste Schultes wurden fünf Tage nach dem Absturz auf dem Simmersfelder Friedhof beigesetzt.