Bürgermeister Martin Buchwald (links) blättert in dem gerade vom Verfasser Burkhart Oertel gelieferten Ortssippenbuch des Kirchspiels Zwerenberg. Foto: Schabert Foto: Schwarzwälder Bote

Ahnenforschung: Ortssippenbuch zu fünf Kirchengemeinden erschienen / Mehr als 4600 Familien aus Kirchspiel Zwerenberg erfasst

In fünf Rathäuser hat der Ahnenforscher Burkhart Oertel die ersten 220 Exemplare des Ortssippenbuchs für das evangelische Kirchspiel Zwerenberg geliefert. Es ist das Ergebnis einer mehrjährigen Forschungsarbeit in Kirchen- und Standesamtsbüchern.

Neuweiler. Erfasst sind mit mehr als 4600 Familien all diejenigen, die zwischen den Jahren 1558 und 1921 in den Dörfern des Kirchspiels gegründet wurden.

Bürgermeister Martin Buchwald unterbrach seinen Urlaub, um in Neuweiler die Lieferung persönlich entgegenzunehmen und einen ersten Blick in das 300 Seiten umfassende Werk zu werfen. Gebunden im grünen Hardcover-Umschlag mit goldenem, eingeprägtem Aufdruck – "Ortssippenbuch Zwerenberg" – ist es im DIN-A-4-Format erschienen. Herzliche Dankesworte richtete Buchwald "persönlich wie namens des Gemeinderats" an Oertel für seine Arbeit aus, der in Neubiberg bei München wohnt und nicht nur Genealoge (Familiengeschichtsforscher), sondern auch Physiker ist.

Nummernsystem bietet Orientierung

Auch in den Rathäusern Bad Wildbad, Altensteig, Neubulach und Simmersfeld war man über die Lieferung erfreut.

Um den bei den Gemeindeverwaltungen erhältlichen Band zum Preis von 30 Euro anbieten zu können, haben die fünf bürgerlichen Gemeinden die Arbeit finanziell unterstützt. "Damit alles bezahlbar bleibt, gebe ich das Ortssippenbuch im Selbstverlag heraus", unterstrich Oertel. Ob er Buchwalds Wunsch nachkommen kann, die anderen Kirchengemeinden mit Sitz in der Waldgemeinde entsprechend aufzuarbeiten, will Oertel zunächst fürs Kirchspiel Neuweiler prüfen.

Heute ist Zwerenberg mit seinen Teil-Kirchengemeinden Aichhalden-Oberweiler (kommunal zu Simmersfeld gehörig), Gaugenwald und Zwerenberg (beide Neuweiler), Martinsmoos (Neubulach) und Hornberg (Altensteig) ja nur noch in vier Städten und Gemeinden zu Hause. Bis in die 1970er-Jahre bildeten alle Dörfer selbstständige Kommunen. Eine Verbindung zu Bad Wildbad hängt mit Aichelberg zusammen, das sich nicht nur 1850 aus dem kommunalen Verbund Neuweiler, sondern 1907 auch aus dem Zwerenberger Kirchspiel löste und zusammen mit Hünerberg und Meistern eine neue Einheit bildete.

Die einstigen und gegenwärtigen Einwohner der sieben erfassten Dörfer, die mehr über ihre Familie erfahren möchten, finden sich in dem dicken Band dank Orts- und Namensverzeichnis in Verbindung mit einem Nummernsystem zurecht. Kaum mehr als ein Dutzend Seiten im Fließtext enthalten kurze Auszüge zur Geschichte oder Hinweise. Alles andere sind die Personenstandsfälle unter mehr als 4600 Familiennummern, die mit einem zusätzlichen ortsbezogenen Merkmal die Orientierung erleichtern. Nachkommen oder Vorfahren sind durch Querverweis auf die entsprechende Nummer zu verfolgen.

Tödliche "Züchtigung durch den Vater"

Wenige, umso interessantere Besonderheiten sind auf Seite fünf des Buchs aufgelistet. Für Zwerenberg ist am 15. September 1676 aufgeführt: "Johann Großmanns Haus ist mit samt drei Kindern abgebrannt". Für Oberweiler heißt es am 23. Juli 1770: "Hiob Wurster ist von seinem Schwager durch einen Hieb mit dem Weinglas ermordet worden." Knapp zwei Jahre später ist bei Aichhalden vermerkt: "Der 8-jährige Bub von Georg Friedrich Kusterer stirbt nach Züchtigung durch den Vater."

"Ein Selbstmord durch Pistolenschuss des Oberforstamtsverwesers Friedr. Ludw. Ferd. Caspar von Moncler" ist 1810 in Hornberg festgehalten. "Ermordung der Ehefrau und Selbstmord: Joh. Georg Wackenhut", wurde von Oertel am 28. Juli 1834 in Zwerenberg entdeckt. Um 1850 schließt die kleine Liste für Gaugenwald: "Der Schultheiß Joh. Martin Seeger entweicht nach Amerika und lässt die Familie zurück."

Von 1735 bis 1773 zeichnet sich am Rande des Heiratseintrags folgender Weg einer Frau aus Beuren ab: "Elisabeth geb. Fuchs hatte 6 Ehemänner und ein unehl. Kind." Bei ihr wie auch anderen sind zudem Verweise auf Heiratsorte und Ortssippenbücher über den Bereich des Kirchspiels hinaus vorhanden.

Da kommt es dem Werk zugute, dass der Autor mit dem Zwerenberger Band bereits sein 38. Sippenbuch verfasste und die gesamten 116 listenmäßig erfassten württembergischen Sippenbücher berücksichtigte.