Tierschutz: Fritz Ungemach aus Neuweiler schafft Nistmöglichkeiten / Vor drei Jahren Nestlinge gerettet

Mauersegler brauchen ruhige Nistplätze. Das weiß jetzt auch Fritz Ungemach aus Neuweiler. Er hatte vor Jahren eine schicksalhafte Begegnung mit einem jungen Mauersegler. Inzwischen wurde er vom Nabu für sein Engagement ausgezeichnet.

Neuweiler. Die Fahrt zum Tag der offenen Tür der Dorfgemeinschaft Tennental bei Deckenpfronn sollte 2003 Fritz Ungemach aus Neuweiler nicht nur diese Einrichtung, in der Menschen mit und ohne Behinderung zusammenwirken, näher bringen. Für den Malermeister war es der Start in die Ornithologie und für einige junge Mauersegler gar lebensrettend.

Dafür wurde Ungemach von der "Stiftung pro Artenvielfalt" 2017 mittels Urkunde die Auszeichnung "Engagierter Artenschützer" zuteil. Die Vogelart war vor 16 Jahren der "Vogel des Jahres". Deshalb informierte der Nabu in Tennental besonders über diesen. Das interessierte den Vogelfreund aus dem Oberen Wald, wo er die Flugkünstler schon um den Kirchturm und über die Häuser kurven sah. Bedroht sei die Art nicht direkt, erfuhr der heute 82-Jährige, aber der Vogel leide immer mehr unter Wohnungsnot.

Angebracht unter dem Giebeldreieck

Wenn alte Häuser saniert und neue hermetisch abgeriegelt würden, fehlten ganz einfach die Nistmöglichkeiten. Da wollte Ungemach helfen. Er beschaffte für sein Haus im Zwerenberger Weg zwei Mauersegler-Nistkästen und brachte sie nach der Gebrauchsanweisung des von ihm in Deckenpfronn erstandenen Informationsmaterials unter dem Giebeldreieck an. Seither kommen die Sommergäste regelmäßig jedes Jahr.

Ausstatten ließ Ungemach die flachen Häuschen mit einer Besonderheit, die nicht jeder hat: Neben dem Einflugloch befindet sich eine größere runde Plexiglasscheibe. Sie ist normalerweise mit einer Holzscheibe abgedeckt.

Aber manchmal steigt er über dem Garagendach auf die Leiter und schaut nach den Zöglingen der beiden Vogelpaare, die auch ein wenig die seinen sind. Dies war vor drei Jahren deren Glück. Denn nicht nur zum Beobachter, sondern auch zum Fachmann für die Mauersegler geworden, wusste er: Diese Jungen benötigen Hilfe.

Zwar kann es witterungsbedingt sein, dass die Nestlinge lange keinen Besuch von den Eltern und damit auch kein Futter bekommen. Die sammeln nämlich die Nahrung in der Luft. Während Schlechtwetterperioden fliegen sie dazu vor den Tiefdruckgebieten her.

Die Jungen fallen in den Torpor, eine Art Schlaf, wobei sich Atemfrequenz und Körpertemperatur stark herabsetzen, um weniger Energie zu verbrauchen. So halten sie schon einmal eine Woche durch. Wenn es aber wesentlich länger dauert, dann müssen sie sterben, ehe sie das Fliegen gelernt haben.

Vor drei Jahren ließ sich nach neun Tagen kein Elterntier blicken. Dies bereitete Ungemach Sorgen, und er bat beim Nabu um Rat. Dieser verwies ihn auf die Tier-Rettungsstation in Mössingen. "Vorbeibringen", war die Empfehlung. Kurzerhand wurden zwei Schuhkartons zu Nestling-Krankentransportern umfunktioniert. Nach einigen Tagen war die Freude groß, als der Vogelfreund die Auskunft erhielt, dass sein Schützlinge mit 56 Gramm Normalgewicht auf den Rippen ausgeflogen seien.

Winterquartier im südlichen Afrika

In diesem Jahr werden die beiden Vogelpaare mit zwei und drei Jungen dies wohl ohne fremde Hilfe schaffen. Zusammen mit den alten Männchen machen sich Ende Juli/Anfang August die noch nicht geschlechtsreifen, einjährigen Mauersegler auf den Weg ins südliche Afrika zum Winterquartier. Wenn die letzten Jungtiere im August ihre Nester verlassen haben, begeben sich diese mit den Weibchen auf die oft bis zu 10 000 Kilometer lange Reise nach Süden.

Ungemach dichtet im Februar die Einfluglöcher vorübergehend ab. Denn die Häuschen sollen nicht belegt sein, wenn die treuen Wiederkehrer mit ihrer Flügel-Spannweite von 40 Zentimetern – die mit ihren zwei Zentimeter langen Füßchen kaum vom Boden wegkommen – ab Mitte Mai wieder einschweben. Zwei bis drei Eier je Paar werden sie dann ausbrüten.

Mit beobachtet wird alles von dem 13-jährigen Nachbarn Nico Rühle. "Der weiß schon alles über die Luftakrobaten", sagt Ungemach über den Teenager, der durch ihn auf diesen Interessenpfad gekommen ist und jüngst auch zwei Häuschen aufgehängt hat.