Natur: Zugvogel meidet normalerweise geschlossene Waldgebiete

Viele kennen den Wiedehopf nur dem Namen nach aus dem Lied "Die Vogelhochzeit". Nicht so ist dies bei der naturverbundenen Rose Klink aus Neuweiler.

Neuweiler. Klink war umso überraschter, als sie dieser Tage ein Exemplar vom Balkon ihrer Wohnung aus entdeckte. Am Rande der von der jungen Teinach durchflossenen Falchenwiesen suchte er im Hausgarten des Nachbarn Erich Theurer nach Nahrung.

"Er war sehr ›beschäftigt‹, hat mit viel Kraftaufwand und Energie sein ›Abendessen‹, einen fetten Engerling ausgegraben", hat sie beobachtet. Der wurde dann nicht rasch hinuntergeschlungen, sondern – wie Klink in einem Clip festhielt – zunächst durchgeschüttelt und ein wenig zerlegt. Zweimal fühlte sich der Vogel anscheinend gestört und flog weg, kam aber wieder. Unermüdlich hat er mit seinem spitzen, gebogenen Schnabel ins Erdreich gehackt, bis er Fressbares fand.

Groß war Rose Klinks Überraschung, als der Zugvogel sich am nächsten Tag immer noch in Neuweiler für den Weiterflug stärkte. Erneut versuchte er sein Nahrungsgräberglück mit hoher Schlagzahl. Wahrscheinlich erleichterte die von ihm ausgewählte Wiese die Nahrungssuche, weil sie frisch gemäht war. Nach der ersten, immerhin zweieinhalb Stunden dauernden Beobachtung waren runde 15 Stunden mit offenbar einer Übernachtung vergangen.

Eigene Art

Der Vogel gilt als eigene Art. Er ist ungefähr so groß wie eine Drossel. Aufgrund des langen, gebogenen Schnabels und seiner Form wirkt er bei einer durchschnittlichen Länge von der Schnabelspitze bis zum Schwanzende von 28 Zentimetern aber größer. Charakteristisch ist der wellenförmige, schmetterlingsartig gaukelnde Flug, bei dem die breiten, tief gefingerten Flügel nach jedem Schlag fast angelegt werden, informiert das Internet-Lexikon Wikipedia in einem unter die "exzellenten Artikel" eingereihten Beitrag über sein Verhalten in der Luft.

In Europa war der Wiedehopf bis in die 1950er-Jahre ein in manchen Gebieten häufiger Brutvogel. Ein stärker atlantisch beeinflusstes Klima, Biotopzerstörung und zunehmender Pestizideintrag lösten nach Expertenmeinung einen starken Bestandsrückgang aus. Viele früher regelmäßig besetzte Brutgebiete in ganz Mitteleuropa gab das Tier auf. In Gesamteuropa wird der als gesichert angesehene Bestand auf fast eine Million Brutpaare geschätzt.

Im Schwarzwald kommt der Wiedehopf nur im Einzelfall beim Durchzug vor. Er meidet nämlich geschlossene Waldgebiete und bevorzugt warme und trockene Orte mit spärlicher Vegetation und Bruthöhlen aller Art. Zum Überwintern zieht er in den Savannengürtel südlich der Sahara und in Höhenregionen Ostafrikas. Lediglich kleine, vor allem südwesteuropäische Populationen überwintern im Brutgebiet in Südspanien, auf den Balearen sowie auf Sizilien.