Die Waldschulhalle war voll. Foto: Schwarzwälder Bote

Soziales: Bürgergenossenschaft in Neuweiler gegründet / Infoveranstaltung sehr gut besucht

Voll, warm, aber vor allem auch historisch. In Neuweiler wurde die von langer Hand vorbereitete Bürgergenossenschaft gegründet. In der Waldschulhalle stellte man das Projekt jetzt am Donnerstagabend der Bevölkerung vor. Der Andrang war riesig.

Neuweiler. Bei sengender Hitze war die Waldschulhalle proppenvoll. Vorgestellt wurde die Bürgergenossenschaft (BG) Neuweiler, die kurz zuvor gegründet worden war. Eindrucksvoller konnte die Bevölkerung der Gemeinde kaum zeigen, wie groß ihr Gemeinschaftssinn ist.

Das Projekt ist gewaltig, umfasst ein Investitionsvolumen von rund 3,4 Millionen Euro. Entstehen soll zunächst ein Treff für Senioren im Gebäude Wildbader Weg 10. Dafür soll die BG durch die Zeichnung von Genossenschaftsanteilen von jeweils 1000 Euro 700 000 Euro aufbringen.

Die Gemeinde ist da schon mal mit gutem Beispiel voran gegangen und hat 99 Anteile gezeichnet, wie Bürgermeister Martin Buchwald sagte. Zudem stellt die Kommune im Weg der Erbbaupacht die Immobile der BG für einen Zinssatz von einem Prozent für 99 Jahre zur Verfügung. Der Gemeinderat hat in seiner jüngsten Sitzung einem Zuschuss von 200 000 Euro im Rahmen des Landessanierungsprogramms zugestimmt. Das Geld kommt zu 60 Prozent vom Land Baden-Württemberg, zu 40 Prozent von der Gemeinde. Weitere Zuschussmöglichkeiten gelte es noch zu klären, so Buchwald weiter. Seit Donnerstagabend sind insgesamt 224 Anteile gezeichnet, wie der frühere Bürgermeister von Neuweiler und Gründungsmitglied Hans Schabert mitteilte

Immer wieder fiel an dem Abend in der Waldschulhalle der Name Anita Burkhardt, ohne deren Initiative und auch ohne deren Mitstreiter die BG kaum möglich gewesen wäre. Schon jetzt betreibt der Verein "Miteinander & Füreinander in der Gemeinde Neuweiler" (MFN) die Tagespflegeeinrichtung "Herbstrose". Deshalb waren sogar Reporter des ARD-Magazins "Panorama" aus dem fernen Hamburg eigens nach Neuweiler gereist. "Ich glaube, der Staat kann das nicht stemmen. Das müssen wir selbst in die Hand nehmen", sagte Burkhardt in dem Beitrag, der vor knapp einem Jahr ausgestrahlt worden war, zur Pflegeproblematik mit Blick auf die demografische Entwicklung. Sie selbst wolle in gewohnter Umgebung alt werden können.

"Respekt, was Sie zusammengekriegt haben", sagte voller Bewunderung Landrat Helmut Riegger. Er begleitet das Projekt BG schon seit zwei Jahren und hat die Schirmherrschaft übernommen. Riegger will nicht mehr in Großstädten leben: "Die haben eine große Klappe und wissen alles besser. Wir im ländlichen Raum können auch etwas."

"Mit diesem Projekt setzt Neuweiler ein Zeichen", sagte der Staatssekretär und Bundestagsabgeordnete Hans-Joachim Fuchtel (CDU). Es zeige sich, welcher Kraft in der Gesellschaft stecken kann.

Wie die Architekten Cornelia Haas und Peter Schmidt erläuterten, entstehen auf einer Fläche von knapp 1200 Quadratmetern eine Tagespflegeeinrichtung und vier Wohnungen. Zudem bestehe die Möglichkeit, in dem Gebäude eine Sozialstation unterzubringen. So groß das Vorhaben Senioreneinrichtung sein mag, die BG hat sich noch weitere Ziele gesteckt, sagt Schabert. Laut Satzung gehe es darum, die Lebensqualität in Neuweiler zu sichern. Dazu zählen auch das Betreiben eines Dorfladens mit Café sowie der Handel mit Gütern und Vermittlung und Erbringung von Dienstleistungen.