Der Zustand der Straßen in Neuweiler wird weiterhin mit dem bloßen Auge statt einer App begutachtet. Foto: Fritsch

Die Straßen in Neuweiler müssen immer wieder vom Bauhof befahren und bewertet werden. Eine neue App könnte die Aufgabe effizienter gestalten, da alles automatisch und digital erfasst wird. Doch der Gemeinderat hadert mit den Kosten.

Neuweiler - Bürgermeister Martin Buchwald stellte dem Gemeinderat ein System der Firma Vialytics vor, mit dem über ein Smartphone Daten zum Zustand von Straßen erfasst werden können. Damit lassen sich effiziente Instandhaltungsmaßnahmen einleiten und die Nutzungsdauer der Straßen verlängern.

In Neuweiler muss das rund 50 Kilometer umfassende Straßen- und Wegenetz der Gemeinde in regelmäßigen Zeitabständen auf Schäden und Mängel durch die Bediensteten des Bauhofes kontrolliert werden. Die Gemeinde ist auf der Suche nach einer Vereinfachung der immer wieder anfallenden Kontrollfahrten auf die Systemlösung der Firma Vialytics aufmerksam geworden, die bereits von mehreren Kommunen des Landkreises Calw genutzt wird.

System funktioniert mit dem Smartphone

Das System funktioniere mittels Smartphone, das an der Windschutzscheibe eines Fahrzeuges angebracht wird und während der täglichen Fahrt Bild- und Erschütterungsdaten auf die vorinstallierte App des Unternehmens überträgt.

Per Drahtlosübertragung gelangen die Daten zur Datenbank von Vialytics und in das Geoinformationssystem (GIS) der Gemeinde. Risse und Schadstellen werden so im Bild mit Größe und Lage dargestellt, kategorisiert und nach Ausmaß bewertet. Schäden an den Gemeindestraßen können dadurch schneller erfasst und behoben werden, heißt es von Seiten der Verwaltung.

Folgezahlungen werden als zu hoch befunden

Seitens der Ratsmitglieder wurde die Notwendigkeit eines solchen Systems bezweifelt und die Folgekosten als zu hoch bezeichnet. Die Anschaffung eines solchen Systems kostet einmalig 3600 Euro. Für die Auswertung der Daten fallen jährliche Folgekosten in Höhe von 5240 Euro an. Aus den Reihen der Gemeinderäte sah man keine Arbeitszeitersparnis durch den Einsatz dieses Systems. Ratsmitglied Rainer Dörich geht von einem Umsetzungsproblem bei der Gemeinde aus. "Notwendige Straßenreparaturen müssten ordentlich gemacht werden", sagte er und befand das System als zu teuer. "Zu teuer" war auch die Auffassung von Bernd Greule. Ihm fehlte zudem aussagekräftiges Zahlenmaterial.

Ratsmitglied Anton Höschle schlug vor, zu diesem Vorhaben konkrete Daten und Informationen zu liefern, die die jährlichen Folgekosten rechtfertigen. Laut Bürgermeister Buchwald beinhalten sie zwei jährliche Erfassungen des gesamten Straßen- und Wegenetzes sowie die dazugehörigen Datenläufe. Ratsmitglied Markus Fenchel verlangte sogar vom Bürgermeister zu belegen, inwieweit ihm diese systematische Erfassung wichtig sei.

Sinn und Nutzen nicht erkennbar

Er hätte es dem Gemeinderat "schlecht verkauft", so seine Kritik. Thematisiert wurden auch mögliche Alternativen. Diese gibt es, so der Bürgermeister, dabei befährt die Firma die Straßen selber. Die Kosten dafür lägen bei etwa 50.000 Euro, führte er aus.

Jonathan Stockinger konnte den Sinn und Nutzen der Anschaffung eines solchen Systems nicht erkennen, da ein Bauhofleiter fehle, der damit arbeiten könne. Jochen Lörcher schlug daher vor, den Tagesordnungspunkt solange zu vertagen, bis ein neuer Bauhofleiter da sei. Diesen Vertagungsbeschluss fasste das Gremium einstimmig.