Der Hirsch – in der 300-jährigen Geschichte 45 Jahre lang in diesem schmucken, jetzt als Gasthaus geschlossenen Gebäude betrieben – war Ziel unzähliger Übernachtungs- und Stammgäste. Foto: Schabert

Partyservice und Essens-Lieferungen bleiben. 300-jährige Tradition zu Ende gegangen.

Neuweiler-Breitenberg - Der Hirsch in Breitenberg hat seit Monatsbeginn seine Tore als Restaurant und Pension für immer geschlossen. Eigentümer Roland Bürkle betreibt weiterhin den Party-Service und die bei älteren Menschen in der Umgebung geschätzten täglichen Essens-Lieferungen. Aber die Gaststätte hat er aufgegeben; aus den Räumen werden Wohnungen.

Helfer im Haus war zusammen mit anderen Familienmitgliedern immer Seniorchef Hans Bürkle. Der 81-Jährige, den seine Arbeit und die Kontakte mit den Menschen offensichtlich jung gehalten haben, bedauert das endgültige Aus. Das spürt, wer sich über die große Vergangenheit des Gasthauses mit ihm unterhält. "1966 habe ich die Wirtschaft von meinem Vater übernommen", sagt er. Über 52 Jahre hinweg hat er den Familienbetrieb – teils nebenbei noch bei Bauknecht in Calw beschäftigt – mitgetragen. An Sohn Roland, ab 1973 im Betrieb, übergab er 1981. Seit 1907 heißen die Eigentümer Bürkle.

Schon um 1700

Aus Oberkollwangen stammte Hans Bürkles Großvater Matthäus. Er heiratete in die damals Fenchel heißende Eigentümerfamilie ein. Rudolf Kugele aus Agenbach, der gerne in der Heimat- und Familiengeschichte forscht, konnte jüngst Unterlagen übergeben, die eine über 300-jährige Tradition belegen. Schon um 1700 tauchen als "Wirt" bezeichnet mehrere Generationen Kalmbachs auf, die wohl der alten Schildwirtschaft am ehemaligen Ortseingang am Vorderweiler vom Teinachtal her – dem früheren Hauptzugang zum Dorf – zuzurechnen sind. Ausdrücklich als "Hirschwirt" benannt ist der vierte, 1757 geborene Johann Georg Kalmbach.

Ein ganz besonderes Ereignis brachte in der Geschichte des Gasthauses der 5. März 1985: Da stürzte der etwas oberhalb stehende, alte Hirsch teilweise ein. "Wir hatten großes Glück, dass niemandem etwas passiert ist", erzählt Hans Bürkle. Roland Bürkle war im Nebengebäude des alten Hauses, sein kleiner Sohn im benachbarten Bereich des unerwartet in sich zusammengestürzten Gastraums. Sie kamen mit dem Schrecken davon. Auch sonst kam niemand zu Schaden. "Ich dachte, das ist ein Erdbeben", so beschrieb ein 300 Meter entfernt wohnender Ohrenzeuge damals das Geschehen.

Der neue Bau bestand schon, als der alte teils zusammenfiel. Seit 1973 waren die neuen Restauranträume genutzt, seit 1977 die Gästezimmer bezogen und bald gut ausgelastet.

Rückgang an Besuchern

Viele Stammgäste hatte das Haus, spürte aber trotz Nachrüstungen wie zeitweilig der ganze Nordschwarzwald auch die zurückgehende Nachfrage von Feriengästen und den allgemeinen Rückgang an Gaststättenbesuchern. Aus gesundheitlichen Gründen muss Roland Bürkle außerdem auf planbare Arbeitszeiten achten.

Eines bleibt in Neuweilers zweitgrößtem Ortsteil: Auch künftig bietet sich dort täglich ein Gaststätten-Angebot. Es gibt die Krone und die Pension Sonnenhof Teinachtal. Letztere hat ihren bisher nur Hausgästen und für Feiern zur Verfügung stehenden Gastronomiebereich baulich erweitert und führt diesen, sobald das Landratsamt die beantragte notwendige neue Konzession erteilt hat, als öffentliche Gaststätte.