Bei der Versammlung des Vereins "Miteinander und Füreinander in Neuweiler" gab es auch ein zünftiges Vesper. Foto: Kunert Foto: Schwarzwälder Bote

Versammlung: Mitglieder des Vereins "Miteinander und Füreinander" treffen sich / Eintragung der Genossenschaft dauert noch an

Die Tagespflegeeinrichtung "Herbstrose" in Neuweiler erhält immer mehr Pflegegäste. Der dahinterstehende Verein "Miteinander und Füreinander" hielt jetzt seine Hauptversammlung ab. Ein Thema dabei war die schleppende Eintragung der im vergangenen Jahr gegründeten Genossenschaft.

 

Neuweiler. Kürzlich fand im Gasthaus "Krone" in Breitenberg die Jahreshauptversammlung des Vereins "Miteinander und Füreinander in der Gemeinde Neuweiler" statt. Der inzwischen 173 Mitglieder zählende Verein hat es sich zur Aufgabe gemacht, die vielfältigen sozialen Aufgaben und Herausforderungen in Neuweiler und seinen Ortsteilen Agenbach, Breitenberg, Gaugenwald, Hofstett, Oberkollwangen und Zwerenberg anzunehmen und weitere Strukturen zur Unterstützung hilfsbedürftiger Bürger aufzubauen. Die Plätze für Tagesgäste in der vereinseigenen Tagespflege-Einrichtung "Herbstrose" wurden von zehn auf 22 erhöht. Der Eintragung als Genossenschaft stehe jetzt hoffentlich nichts mehr im Weg.

Kernaufgabe ist der Betrieb der "Herbstrose"

Nach einem kurzen Grußwort des Neuweiler Bürgermeisters Martin Buchwald, präsentierte die Vereinsvorsitzende Anita Burkhardt ihren Jahresbericht. Kernaufgabe des Vereins ist der Betrieb der Tagespflegeeinrichtung "Herbstrose", eine Einrichtung des Vereins, die sich derzeit um 35 Tagesgäste kümmert. Für ihre Tagesgäste organisiert das Pflegeteam nicht nur zahlreiche Veranstaltungen, sondern kümmert sich täglich um die medizinische und soziale Betreuung der Senioren. Diese werden morgens von einem Fahrdienst im Umkreis von circa 15 Kilometern abgeholt und abends wieder nach Hause gefahren.

Die unterschiedlichsten vom Verein organisierten Unternehmungen sollen dafür sorgen, dass ältere Menschen nicht in ein Pflegeheim müssen, sondern weiterhin in den eigenen vier Wänden wohnen und am sozialen Leben der Gemeinde teilhaben können.

Burkhardt verwies darauf, dass der Verein auch im fünften Jahr nicht nur stetig wachse, sondern auch die Zusammenarbeit mit vielen Vertretern der Gesellschaft intensiviert werden konnte. Besonders die Zusammenarbeit der ortsansässigen Vereine sei positiv herauszustellen. "Egal wann wir Unterstützung brauchen, stehen die alle Gewehr bei Fuß", so Burkhardt. Lediglich bei einem Thema gäbe es noch keine weiteren positiven Dinge zu vermelden, der Eintragung der im Juli 2019 gegründeten Genossenschaft. Diese ziehe sich unglaublich in die Länge. Obwohl alle Unterlagen seit Monaten vorlägen, würde die Eintragung beim Baden-Württembergischen Genossenschaftsverband durch immer neue Auflagen hinausgezögert. Alle vor Ort Beteiligten der Genossenschaftsgründung, inklusive der Inhaber der bereits 389 gezeichneten Genossenschaftsanteile sowie die Raiffeisenbank, stünden mit so viel Energie hinter dem Projekt, dass die ständige Verzögerung der Eintragung etwas frustrierend sei.

Aus vielen anderen Kommunen Deutschlands und dem Ausland kämen inzwischen Besuchergruppen nach Neuweiler, um sich über die Einrichtung "Herbstrose" umfassend zu informieren. Dazu gehöre auch eine österreichische Genossenschaft, die am 2. Oktober 2019 gegründet wurde und bereits zwei Wochen später eingetragen war. Die Genossenschaft in Neuweiler soll sich nach erfolgreicher Eintragung um den Betrieb der Einrichtung und weiterer Projekte kümmern.

Augeglichener Haushalt präsentiert

Im anschließenden Kassenbericht konnte der Schatzmeister einen ausgeglichenen Haushalt präsentieren, der quasi mit einer schwarzen Null aufgeht. Mit 445 000 Einnahmen konnten diese um knapp 80 000 Euro gesteigert werden, was hauptsächlich der Steigerung der Anzahl der Tagesgäste geschuldet ist.

Auch auf der Ausgabenseite musste mit 44 000 Euro ein Anstieg zum Vorjahr vermeldet werden, was an den gestiegenen Löhnen läge. Somit konnte im Ergebnis eine positive Bilanz gezogen werden. Wie schwierig die Haushaltssituation der Tagespflegeeinrichtung ist, schilderte Pflegedienstleiterin Hannelore Rack.

Sie habe in ihrem Berufsleben schon viele Pflegesatzverhandlungen mit den Krankenkassen geführt, aber die letztjährigen Verhandlungen seien mit Abstand die härtesten gewesen.

Nachdem sich der Verein als Betreiber dazu entschlossen hatte, Tariflöhne zu zahlen, musste mit harten Bandagen gekämpft werden, bis die Krankenkassen dies akzeptierten. Angesichts eines weit überdurchschnittlichen Engagements der in Neuweiler beschäftigten Pflegekräfte, sei es das Mindeste gewesen, dass die Kassen den tariflichen Lohn übernähmen, so Rack. Geeinigt habe man sich darüber hinaus auf einen einheitlichen Pflegesatz unabhängig vom Pflegegrad. Die Pflegedienstleiterin gab darüber hinaus einen Einblick in die alltäglichen Abläufe. Dabei falle auf, dass die Zahl der Patienten mit psychischen Erkrankungen erheblich ansteige. 40 Prozent der Tagesgäste leiden an Demenz, 42 an psychischen Erkrankungen, 18 an MS beziehungsweise Parkinson oder sonstigen Erkrankungen.

Generell stelle man fest, dass viele Tagesgäste viel zu spät das Angebot der Einrichtung in Anspruch nehmen und so der Platz in der Herbstrose oftmals nur eine Durchgangsstation auf der Warteliste für einen Pflegeheimplatz sei. Die größte Herausforderung bestehe darin, das Image der Tagespflege in der Öffentlichkeit zu stärken und das Angebot als soziale und gesellschaftliche Integration älterer Menschen zu verstehen. So forderte Burkhardt alle Anwesenden auf, Augen und Ohren offen zu halten, wo es in der Gemeinde noch Bedarf für das Vereinsangebot gäbe.

Ziel sei es, der größte Verein in Neuweiler zu werden und mit einer erfolgreichen Genossenschaft eine nicht nur für alle Bürger attraktive Gesellschaftsform, sondern auch ein auf die Gemeinde zugeschnittenes Angebot stellen zu können. Das Ziel seien nun 640 verkaufte Genossenschaftsanteile.

Nach der Entlastung von Vorstand und satzungsmäßig vorgeschriebener Neuwahl der Kassenprüfer war die Hauptversammlung beendet und man ging in den geselligen Teil des Abends über.