Kostümkünstlerin Monika Schöffler (links) und Christina Krause mit einem Modell aus der Ausstellung. Fotos: Zoller Foto: Schwarzwälder Bote

Kleidung: Ausstellung einer Kostümkünstlerin aus Neuweiler zeigt viele Facetten

Neuweiler/Freudenstadt. Für das SchwarzwaldCenter Freudenstadt kreierte Kostümkünstlerin Monika Schöffler aus Neuweiler-Zwerenberg eine Ausstellung der besonderen Art. Ihre Zeitreise durch die Modewelt zeigt den Wandel von hochherrschaftlichen Roben – die zu Beginn des Schwarzwaldtourismus getragen wurden – bis hin zum legeren Petticoat, der Mitte des vorigen Jahrhunderts Furore machte. Bei der Ausstellung geht es aber nicht nur um Damenmode im Wandel der Zeit, sondern auch um die Kulturgeschichte der Mode, die sich auch bei den Urlaubern und Ausflüglern im Schwarzwald gewandelt hat.

  Die heutige Mode ist geprägt von Massenkonsum. Neue Kollektionen wechseln in den Schaufenstern der Modetempel und immer schneller wandert ein textiles Teil auf dem Stapel "aussortiert", um möglichst rasch einem neuen Trend in Farben und Formen zu folgen.

Früher war das anders. "Die Kleidung war teurer, aber langlebiger", weiß Schneidermeisterin Monika Schöffler zu berichten, die die Roben der Ausstellung nach alter Manier individuell in Handarbeit gefertigt hat. Die Spezialistin für historische Kostüme und Kleidung vom Mittelalter bis zur Neuzeit lebt und arbeitet in Zwerenberg im Kreis Calw. Seit über zehn Jahren fertigt sie für die Bühnenshows des Heide Parks Soltau Einzelkostüme und ist gefragte Spezialistin für Fernsehfilme und Spezialroben in ungewöhnlichen Größen. In Kooperation mit Centermanagerin Christina Krause hat sie nun erstmals für eine Ausstellung im SchwarzwaldCenter Freudenstadt eine Serie erstellt, die die Entwicklung der Damenmode vom Krinolinenkleid, das Mitte des 19. Jahrhunderts getragen wurde, bis hin zum beliebten Petticoat der 60-er Jahre des vorigen Jahrhunderts zeigt.

"Die Kleider zeigen eine phantastische Zeitreise in den Schwarzwald", erklärt Christina Krause. Reisen in den Schwarzwald gab es schon lange, doch noch bis in die Mitte des 19. Jahrhundert hinein war dieses Vergnügen, schon alleine aus Kostengründen, größtenteils reichen Adeligen oder Großbürgern vorbehalten. Ein schönes Beispiel aus der Zeit um 1860 ist das ausgestellte Krinolinenkleid. Durch die Erfindung des mit Rosshaar versteiften Unterrocks, der Krinoline, konnte die runde Form des Rockes unterstützt werden ohne mehrere Unterröcke zu tragen. Mit enger Taille, großem Ausschnitt und kleinen zarten Ärmel erschienen die Frauen anmutig und feminin zugleich. Die elegante Mode wurde zu einer Zeit getragen, als der Fürstenkongress mit Napoleon III. in Baden-Baden tagte und seine Frau, Kaiserin Eugénie für das äußerst glanzvolle zweite Kaiserreich als Stilikonen ihrer Zeit gilt. 

Um 1870 waren bereits die ersten Sommerfrischler in Freudenstadt, und die Lindenwirtin (Arions-Witwe) berichtet über den ersten Kurgast. In der Gründerzeit war zeitlose Eleganz "en vogue" und das aus Seide gefertigte Tournürenkleid konnte zum Empfang, nachmittags oder auf einem Ball getragen werden. Der Rock des Tournürenkleides war nun nicht mehr glockenförmig rund, sondern nach hinten ausladend gearbeitet. Die Betonung des hinteren Rockteils erreichte man durch das Anbringen von  Gestellen, die über einem Unterrock getragen wurden, dem sogenannten Hummerschwanz. Durch Kissen wurden die Stoffmassen zeitweise noch unterstützt und in der gewünschten Form gehalten.  Rund 50 Jahre später hat sich die Mode gänzlich gewandelt. Aus ihrer privaten Sammlung "Historische Originalkleider" hat Monika Schöffler ein Unikat mitgebracht, das aus dem Jahr 1925, also den sogenannten "Goldenen Zwanziger Jahren" stammt. "Das schmale Abendkleid ist schräg geschnitten, um eine optimale Betonung der Figur zu erzielen", so Schöffler, die bei dem angefertigten Schneidermodell auf eine ausgefallene Besonderheit hinweist: "Hier wurden dicke Kordeln in den Saum eingenäht, um dem Kleid einen besonderen Schwung zu verleihen."

An die Zeit des Wirtschaftswunders erinnert das Seidenkostüm aus dem Jahr 1953. In einer Zeit, als in Freudenstadt der Wiederaufbau nach den Vorlagen des historischen Stadtplans vorangetrieben wurde, erfand Christian Dior den "New Look", der das Frauenideal von der emanzipierten Trümmerfrau zurück zur Prinzessin verwandelte. Die eleganten Kleider erforderten einen großem Aufwand an Arbeit und Stoff und waren eher als Abendgarderobe geeignet. Monika Schöffler kann das bestätigen, denn in aufwändiger Handarbeit hat sie das ausgestellte Modell aus reiner Seide nach einem Originalschnittmuster aus einem Modeheft von 1953 gearbeitet.

Knapp sieben Jahre später hat sich die Modewelt gänzlich gewandelt. Freudenstadt verzeichnet über 100 000 Kurgäste und die Menschen lassen es sich gut gehen. Vorbei ist die Zeit der Korsetts und der unterstützenden Kissen, lediglich die Krinoline, die im 19. Jahrhundert die Funktion hatte, die Weite der Röcke zu betonen, erhält durch den Rock´n´Roll-Tanz eine Renaissance und ist in neuer Form als Petticoat populär. Geradezu revolutionär wendet sich der bauschige Unterrock gegen die prüden Kleidungskonvention in den 1960-er Jahren. Aus den zusammengesetzten Wörtern "petit", das aus dem französischen stammt und klein bedeutet, sowie dem englischen "coat", das im Sinne von Umhang übersetzt werden kann, entsteht der "Petticoat". Die Röcke wurden kürzer und durch Petticoats erhalten sie Schwung für die neuen ausgelassenen Tänze, bei denen die Damen endlich Bein zeigen können. Das ausgestellte Petticoat-Ensemble besteht aus einem Rock, einer Bluse, einem Petticoat und einem breiten Gürtel, der die Taille besonders betont. Aus ihrem umfangreichen Stofffundus hat Monika Schöffler den Stoff des Rockes gewählt, der als Originalstoff die Optik jener Zeit vermittelt.

 Bis zum 21. Juli ist die Ausstellung "Mode – Eine Zeitreise im Schwarzwald" kostenfrei im SchwarzwaldCenter Freudenstadt in der Ludwig-Jahn-Straße 34 zu sehen.