Das Feuer breitete ich im ersten Obergeschoss aus und fraß sich durch das Dach hindurch. Foto: Steffi Stocker

Rettungskräfte kämpfen eine Stunde um das Leben des Mannes. Feuerwehr ist mit 150 Mann im Einsatz.

Neuweiler-Oberkollwangen - Am Freitagabend ist beim Brand eines Wohnhauses in der Kirchhaldenstraße in Oberkollwangen ein 74-jähriger Mann ums Leben gekommen. Zwei weitere Personen wurden schwer verletzt und kamen mit dem Rettungsdienst ins Krankenhaus.

Gegen 19.20 Uhr alarmierte eine Nachbarin die Feuerwehr, als sie auf der Suche nach der Ursache eines Stromausfalls im eigenen Haus den Brand im Nachbaranwesen entdeckte.

Der Dachstuhl des mehrstöckigen Wohnhauses stand bereits in Flammen, als die Feuerwehr den 74-jährigen, bereits bewusstlosen Bewohner aus dem Gebäude retten konnte. Nahezu eine Stunde kämpften die Rettungskräfte um das Leben des Mannes, der schließlich – mit hoher Wahrscheinlichkeit – einer schweren Rauchgasvergiftung erlag. Den Angaben der Polizei zufolge wohnte der Mann allein in dem Anwesen.

Bitumenschindeln auf dem Dach erschwerten den Außenangriff der Einsatzkräfte unter anderem über die Drehleiter, sodass mit Hilfe einer Motorsäge das Dach geöffnet werden musste.

Parallel dazu drangen mehrere Trupps unter Atemschutz in das Gebäude ein, um das Feuer von innen zu bekämpfen. Zuvor schaltete die ENBW den Strom ab. Unterstützt wurde die Neuweiler Feuerwehr, die bei Vollalarm mit mehr als 100 Brandbekämpfern nach Oberkollwangen ausrückte, von der Überlandbrandhilfe aus Calw, die mit vier Fahrzeugen, darunter Drehleiter und "Gerätewagen-Atemschutz" sowie 27 Einsatzkräften vor Ort war.

"Wir hatten selten so viel Atemschutzträger für den Löschangriff im Inneren im Einsatz", resümierte Neuweilers Gesamtkommandant Anton Höschle. Zwar kam die hohe Anzahl von solchen Einsatzkräften in den eigenen Reihen der Strategie zugute, doch war diese Brandbekämpfung auch sehr kräftezehrend, sodass er in der Nacht gegen drei Uhr die Alarmierung der Neubulacher Kameraden veranlasste, wie er im Gespräch im unserer Zeitung sagte. Die Nachbarwehr unterstützte mit zehn Feuerwehrleuten und Wärmebildkamera und ermöglichte den erschöpften Einsatzkräften die notwendige Pause.

Komplette Reserve an Druckluftflaschen wurde aufgebraucht

Demnach wurde bei dem Brand nahezu die komplette Landkreis-Reserve an Druckluftflaschen aufgebraucht, nachdem auch die Zentrale Feuerwehrwerkstatt aus Calmbach mit ihrem Equipment angerückt war. "Im Pendelverkehr haben wir drei Mal in Calmbach nachgerüstet, während Gerhard Wurster dort die Flaschen wieder auffüllte", berichtete Höschle.

Darüber hinaus wurde zusätzlich die Wehr aus Altensteig aktiviert, die mit ihrer Drehleiter den Löschangriff aus Calw ablöste.

"Die Wasserversorgung für die Brandbekämpfung war so konstant wie noch nie", stellte der Kommandant fest. Gleich zu Beginn habe er die Schwarzwaldwasserversorgung, die bei Oberkollwangen einen Hochbehälter betreibt, mit ins Boot genommen. "Dadurch konnte die Überlandleitung geöffnet werden und wir per Hydrant darauf zugreifen", erläuterte er. Zugute kam der Feuerwehr außerdem der überdurchschnittlich hohe Pegel des Angelbachs. Nicht zuletzt der Gerätewagen Logistik GWL aus Gaugenwald wurde effektiv ausgelastet.

"Unser Pumpsystem hat sich bewährt und die Funktrennung sowie deren Abwicklung durch den Calwer Kommandowagen funktionierten perfekt und entlasteten die Einzelbereiche", zog Höschle ein Fazit der Zusammenarbeit, von der sich Bürgermeister Martin Buchwald, der stellvertretende Kreisbrandmeister Tido Lüdtke und Dezernatsleiter des Landkreises Calw, Joachim Bley, ein Bild der Arbeit vor allem Freiwilliger Feuerwehrleute machten.

Und sie zeigte sich auch mit den Rettungsdiensten, die mit 20 Sanitätern vor Ort waren. Die Feuerwehr Gechingen brachte den Leitenden Notarzt Alexander Winter nach Oberkollwangen, auch der Notfallnachsorgedienst war präsent. "Die DRK-Schnelleinsatzgruppe aus Neubulach sorgte zusammen mit Gastronom Gerhard Stoll für die Verpflegung unserer Einsatzkräfte, für die Kamerad Markus Stoll seine Werkstatt räumte", erzählte Höschle. Die Stärkung war notwendig, zumal die Feuerwehr bis zum frühen Morgen den Brand bekämpfte, bis Samstagabend Brandwache hielt und im zweistündigen Rhythmus bis Sonntagmorgen die Einsatzstelle kontrollierte.

"Der Kommandant von Simmersfeld hat am Samstag die Übernahme von potenziellen Einsätzen in Neuweiler angeboten", verwies Höschle auf weitere Schützenhilfe aus dem Umfeld, damit sich die Kameraden erholen können, zumal in den Tagen davor Unwetter die Einsatzkräfte auf Trab hielten.

Die genaue Brandursache sowie der Brandverlauf in Oberkollwangen sind noch unklar. Der Gesamtschaden wird von Polizei und Feuerwehrpressesprecher Udo Zink vorsichtig auf rund 500.000 Euro geschätzt.

Die Kriminalpolizei hat die Ermittlungen aufgenommen und bittet mögliche weitere Zeugen, sich telefonisch unter 0721/939-5555 zu melden.