Die BBS Autotechnik aus Schiltach hatte im vergangenen Jahr zum fünften Mal in der Firmengeschichte Insolvenz angemeldet. Nicht Teil der Insolvenzmasse waren die Markenrechte, die nach wie vor Klaus Wohlfarth hält. Der produziert mit seiner Räder-Manufaktur Herbolzheim nun wieder BBS-Felgen.
Die Produktion von Felgen der Marke BBS ist wieder angelaufen. Über entsprechende Pläne und Verhandlungen zwischen Altgesellschafter Klaus Wohlfarth und dem Insolvenzverwalter der BBS Autotechnik, Dirk Pehl, hatte unsere Redaktion bereits im Dezember berichtet.
Nun wurde eine Einigung erzielt, wie Pehls Kanzlei Schultze und Braun mitteilt. Demnach einigten sich Pehl und Wohlfarth, Inhaber der Markenrechte von BBS, auf die Übernahme wichtiger Vermögensgüter aus der Insolvenzmasse der BBS Autotechnik. Dazu zählen etwa Werkzeuge und Anlagen, Produktionsausstattung, Gebrauchsmuster oder Warenbestände. Über den Kaufpreis wurde Stillschweigen vereinbart.
„Die Wiederaufnahme der Produktion von Felgen der Marke BBS aus dem mittlerweile fünften Insolvenzverfahren eines BBS-Herstellers ist ein Erfolg, den viele wahrscheinlich nicht mehr für möglich gehalten haben“, wird Pehl in der Mitteilung zitiert. Der Verkauf der Vermögenswerte sei ein „Lichtblick“.
Wie Ingo Schorlemmer, Pressesprecher der Kanzlei, auf Nachfrage mitteilt, fließen die Erlöse aus dem Verkauf in die Insolvenzmasse und dienen am Ende des Verfahrens der Befriedigung aller Insolvenzgläubiger der BBS Autotechnik. Diese erhielten eine Quote auf ihre offenen Forderungen. Diese Quote erhöhe sich, je größer die Insolvenzmasse sei. „Daher ist der Verkauf der Vermögensgegenstände für alle Gläubiger eine gute Nachricht“, so Schorlemmer. Das gelte auch für die Mitarbeiter, sofern sie Gläubiger seien. Ein Drittel der Insolvenzmasse stehe zudem für den Sozialplan zur Verfügung und komme damit direkt allen Mitarbeitern zugute. Wann das Verfahren endet, ist laut Schorlemmer allerdings noch nicht abzusehen.
Abwicklungsteam nicht mehr tätig
Pehl hatte nach Eröffnung des Insolvenzverfahrens am 1. Oktober den meisten der 240 Beschäftigten in Schiltach und Herbolzheim die Kündigung aussprechen müssen. Mit Unterstützung von zuletzt 17 BBS-Beschäftigten wickelte er den Geschäftsbetrieb der BBS Autotechnik ab. Zwischenzeitlich wurden alle Vermögenswerte übertragen. Das Abwicklungsteam hat seine Tätigkeit mit Auslaufen der Kündigungsfrist und der nun erfolgten Übertragung der Vermögenswerte eingestellt.
„BBS hat mich nie losgelassen“
„BBS ist mir ein Herzensanliegen“, sagt Klaus Wohlfarth über die Vereinbarung. „Nachdem die geplante Übertragung der Markenrechte auf die damaligen Eigentümer der BBS Autotechnik nicht umgesetzt werden konnte und ich erfahren habe, wie schlecht es um den Geschäftsbetrieb stand, habe ich mich entschieden, noch einmal in die Produktion einzusteigen. BBS hat mich nie losgelassen. Ich glaube fest an das Potenzial der Marke.“ Das habe ihn dazu bewogen, das Gespräch mit Pehl zu suchen und mit ihm eine Lösung zu finden. Wohlfarth betont: „Mit dem Neustart der Produktion von BBS-Felgen schließen wir mit dem jüngsten Kapitel in der Geschichte von BBS ab und starten eine neue Reise, auf die ich mich sehr freue.“
Wiederinbetriebnahme der Lackierung
Auch Wohlfarths KW Automotive äußert sich in einer Pressemitteilung: In den vergangenen Wochen seien vorbereitende Maßnahmen für den Neustart in der eigens gegründeten Radmanufaktur mit Sitz in Herbolzheim umgesetzt worden. Neben der Wiederaufnahme der logistischen Prozesse am Standort in Herbolzheim stelle die Wiederinbetriebnahme der Lackierung einen Meilenstein für das zukünftige Geschäftsmodell dar. Der gesamte Fokus werde auf dem Aftermarket-Business unter der Marke BBS liegen.
Felgen werden nicht mehr in Deutschland gegossen
Eine Wiederaufnahme der Produktion nach dem Muster der insolventen BBS-Strukturen sei nicht geplant. Eine Gießerei von Aluminiumfelgen – wie es sie in Schiltach gegeben hatte – an Standorten in Deutschland sei schon seit Jahren nicht wettbewerbsfähig, gestiegene Energiepreise hätten die Standortnachteile weiter massiv erhöht, heißt es weiter. Die Verlagerung von Werkzeugen zu einem Tier-1-Lieferanten, der auch ehemalige Premiumkunden aus der Automobilindustrie bediene, habe bereits begonnen.
Der Erwerb aller Anlagen-Assets ermögliche es, ein bereits seit Ende 2023 vorliegendes Konzept für eine weitgehend automatisierte und digitalisierte Produktionslinie neu aufzunehmen.
Eine Anfrage unserer Redaktion bei KW zu weiteren Details blieb am Donnerstag unbeantwortet.