Fünf Ortsteile, eine Gemeinde: Die Kandidaten haben Eigenheiten und Gemeinsamkeiten erläutert. Foto: Foto/Montage: Ehrlich/Meurer

Serie (6): Bürgermeisterkandidaten setzen sich mit Eigenheiten und Gemeinsamkeiten innerhalb der Gemeinde auseinander

Neuried - Die Neurieder Bürger wählen am Sonntag, 21. Februar, ihren neuen Bürgermeister. Vier Kandidaten haben ihren Hut in den Ring geworfen: Tobias Uhrich, Raphael Jung, Torsten Mundenast und Jörg Reichenbach. Die Lahrer Zeitung begleitet in Form einer Serie den Wahlkampf intensiv und bringt den Bürgern damit die Kandidaten ein Stück weit näher. Zunächst wurden die Vier vorgestellt und ihre Vorstellung von Stärken und Schwächen der Gemeinde erfragt. In der fünften Folge der LZ-Bürgermeisterwahl-Serie ging es um die Frage: "Was würden Sie in der Gemeinde Neuried angehen, wenn Geld keine Rolle spielt?"

Nun geht es um die Ortsteile und den Zusammenhalt der Gemeinde. Die Kandidaten wurden gefragt, was ihrer Meinung nach die fünf Ortsteile ausmacht und was sie verbindet. Die Lahrer Zeitung hatte allen Kandidaten die gleichen Zeichenzahl zur Verfügung gestellt. Einige haben diese genutzt, andere lieber kürzere Beiträge eingereicht, was die folgende graphische Darstellung zur Folge hatte.

In der kommenden Folge wird es um das Thema "Bildung und Jugend gehen". Die LZ möchte den Heranwachsenden die Möglichkeit bieten, ihre Fragen an die Kandidaten zu richten. Alle Kinder und Jugendlichen aber auch Lehrer, Erzieherinnen und Eltern können noch heute, Mittwoch, 10. Februar, ihre Fragen per E-Mail an norden@lahrer-zeitung.de stellen. Die Fragen – und die Antworten der Kandidaten – werden am Samstag, 13. Februar, veröffentlicht.

Was verbindet die Ortsteile und was macht sie aus?

»Ortsteildenken – was ist in jedem Ort einzigartig, was verbindet Neuried? Nach gut acht Wochen Kennenlern-Tour möchte ich mir nicht anmaßen, schon alle Feinheiten der einzelnen Ortschaften der Gemeinde Neuried zu kennen. Natürlich habe ich einiges gehört, aber ich möchte mir eine eigene Meinung bilden. 
Allerdings kann ich aus meiner Perspektive sagen, was Neuried verbindet. Das sind die Menschen. Die Neuriederinnen und Neurieder sind offen, neugierig und herzlich. Und vor allem sind sie auch engagiert. Dieses Engagement konnte ich bei den zahlreichen Vereinen, bei den Gewerbetreibenden und in der Landwirtschaft feststellen. 
Die Neuriederinnen und Neurieder sind auch stolz auf ihre Gemeinde. Natürlich sind sie auch stolz auf ihre jeweilige Ortschaft, aber Neuried ist das verbindende Element für Schutterzeller, Ichenheimer, Müllener, Dundenheimer und Altenheimer. In jedem Bereich gehen die Menschen Hand in Hand und unterstützen einander. Das gilt für die Landwirtschaft ebenso, wie für Gewerbe und Vereine. Und natürlich auch für alle anderen Bereiche des Lebens und gesellschaftlichen Miteinanders. Und wenn mal was nicht so läuft, wie es soll, dann redet man miteinander. Denn man kennt sich und man schätzt einander.«

"Früher hieß das Kirchturmdenken – man trifft politische Entscheidungen, die dann nur für die Gruppe rund um den eigenen Kirchturm wirken. Das haben wir ja schon zu einem Gutteil hinter uns gelassen in diesen Jahrzehnten seit der Gemeindereform. Der letzte Bürgermeister in Neuried, Jochen Fischer, hat hier sehr gut gewirkt. Er hatte große integrative Kräfte.

Ortsteile sind gewachsene Strukturen mit allem, was dazugehört. Und das sind die Wurzeln, das bedeutet Identität. Menschen brauchen Identität. Wenn wir im Ausland sind und gefragt werden, wo wir herkommen, sagen wir auch nicht ›Europa‹. Wir sagen: Ich bin deutsch. Wenn ein Oppenauer Sie fragt, wo Sie herkommen, sagen Sie vermutlich eben auch: Ich bin Altenheimer oder Schutterzeller. Vielleicht sagen Sie aber auch, dass Sie ›Neuriederin‹ sind. Dann könnten wir uns freuen, weil das mit dem Zusammenwachsen doch ganz gut klappt. Erzwingen kann man es aber nicht.

Neuried entstand nicht, weil die Bürger das wollten. Neuried entstand, weil eine Verwaltung das wollte. Das macht den Unterschied zwischen Verwaltung und Mensch-Sein sehr schön deutlich. Das Zusammenwachsen in Neuried ist ein Prozess, der Jahre dauert. Angeführt werden muss er von einem Bürgermeister, der immer wieder das Ganze im Blick behält. Für die Einzelinteressen sind dann die Ortsvorsteher zuständig.

Ein gesundes Ortsteildenken belebt. Verbunden werden wir durch ein modernes Verkehrs- und Radwegenetz – und hoffentlich auch mal durch eine gute Breitbandversorgung. Das erlaubt den Austausch, bei dem wir dann merken: Eigentlich wollen wir alle das Gleiche. Worauf es dabei ankommt, sind gegenseitiger Respekt, Offenheit und die Bereitschaft, Dinge gemeinsam anzugehen, miteinander mehr für Neuried zu schaffen. Dabei aber den anderen in seinem Anders-Sein zu achten.

Es ist die Idee, gemeinsam was für Neuried zu tun, damit es eine gesunde und lebenswerte Gemeinde bleibt. Für unsere und zukünftige Generationen. Und das verbindet Neuried und die Neurieder über die Ortsteile hinweg.

"Ortsteildenken – was ist in jedem Ort einzigartig, was verbindet Neuried? Nach gut acht Wochen Kennenlern-Tour möchte ich mir nicht anmaßen, schon alle Feinheiten der einzelnen Ortschaften der Gemeinde Neuried zu kennen. Natürlich habe ich einiges gehört, aber ich möchte mir eine eigene Meinung bilden.

Allerdings kann ich aus meiner Perspektive sagen, was Neuried verbindet. Das sind die Menschen. Die Neuriederinnen und Neurieder sind offen, neugierig und herzlich. Und vor allem sind sie auch engagiert. Dieses Engagement konnte ich bei den zahlreichen Vereinen, bei den Gewerbetreibenden und in der Landwirtschaft feststellen.

Die Neuriederinnen und Neurieder sind auch stolz auf ihre Gemeinde. Natürlich sind sie auch stolz auf ihre jeweilige Ortschaft, aber Neuried ist das verbindende Element für Schutterzeller, Ichenheimer, Müllener, Dundenheimer und Altenheimer. In jedem Bereich gehen die Menschen Hand in Hand und unterstützen einander. Das gilt für die Landwirtschaft ebenso, wie für Gewerbe und Vereine. Und natürlich auch für alle anderen Bereiche des Lebens und gesellschaftlichen Miteinanders. Und wenn mal was nicht so läuft, wie es soll, dann redet man miteinander. Denn man kennt sich und man schätzt einander."

"Früher hat man gesagt: ›Lieber e Ratt im Kühlschrank, wie e Ichener uffm Hof!‹ Das hat mir ein Altenheimer Landwirt erzählt, als ich bezüglich meiner Bürgermeisterkandidatur vor kurzem bei ihm auf dem Hof war. Das war natürlich nur als Spaß gemeint und wurde von mir auch als solcher verstanden. Ich bin damit aufgewachsen und weiß schon damit umzugehen. Spaß darf in der Hinsicht auch sein und das darf auch gerne erhalten bleiben.

Ganz so schlimm wie dieses Zitat vermuten mag, ist das Ortsteildenken zwar nicht mehr, aber es ist auch noch nicht aus den Köpfen der Neurieder verschwunden. Selbst mein 21-jähriger Neffe macht wohl immer mal wieder Späße mit seinen Freunden, allerdings – so meint er – ist diese ›Ortsteil-Rivalität‹ in seiner Generation nicht mehr so deutlich zu spüren, wie es früher der Fall war. Ich habe ja auch schon fünf Jahre in Altenheim gewohnt und gearbeitet, sowie sieben Jahre in Schutterzell gelebt. Ich hatte aber weder in Schutterzell, noch in Altenheim das Gefühl, nicht willkommen zu sein. Im Gegenteil! Das Gleiche gilt auch für die anderen Ortsteile. Ich habe ja lange Jahre bei den SF Ichenheim Fußball gespielt. Mit dem SV Dundenheim haben wir, wie mit dem FV Altenheim, in sportlicher Hinsicht eine freundschaftliche Rivalität gepflegt. In meiner Jugendzeit waren wir noch sehr erfolgreich in der SG Neuried vereint. Auch wenn es ›nur‹ Fußball ist, war das ein gutes Beispiel, wie stark ein gemeinsames Neuried sein kann.

Ein gemeinsames Neuried schafft unheimlich viel. Man kann dies gut bei Vereinen und Landwirten sehen. Die Zusammenarbeit ist hier vorbildlich. Es darf und sollte aus meiner Sicht auf keinen Fall jeder Ort sich selbst der Nächste sein. Missgunst und Habgier haben heute auch nichts mehr in Neuried zu suchen. Jeder ›Aldener‹, ›Dungener‹, ›Ichner‹, ›Müllener‹ und ›Schutterzeller‹ soll sich weiterhin auch als dies bezeichnen und fühlen dürfen, aber jeder sollte auch das Gefühl haben, ein Teil der Gemeinde Neuried zu sein. Im Jahr 2023 feiert Neuried übrigens 50-jähriges Jubiläum. Hier wäre meine Idee, dass Neuried sich mit Veranstaltungen in jedem Ortsteil geschlossen präsentiert und zeigt was man in 50 Jahren erreicht hat."

"Im Zuge der Gemeindereform 1973 entstand Neuried als Zusammenschluss von fünf Ortsteilen, die sich auf eine ziemlich große Fläche verteilen. Es scheint so, als sei ein Zusammengehörigkeitsgefühl bei fünf so klar voneinander getrennten Ortschaften kaum möglich. Doch wir sind so weit von Offenburg, Lahr und Kehl entfernt, dass wir uns nicht so stark zu diesen Städten hin orientieren. Diese Distanz Neurieds begünstigt eine lebhafte Vereinskultur! Zudem sorgt die Größe Neurieds und der Abstand zu den Städten auch für eine eigenständige Infrastruktur. Gerade die Schulen schaffen eine Verbindung zwischen den Ortsteilen. Im Freizeitbereich gibt es für junge Leute aus ganz Neuried mit dem Jugendzentrum einen verbindenden Treffpunkt. Politisch engagierte Jugendliche aus der Gemeinde finden im Jugendgemeinderat zusammen. Darüber hinaus bieten gerade die Sportvereine viele Angebote.

Auch die Prägung der Ortsteile durch die Landwirtschaft ist sicherlich ein gemeinsames Erbe. Knapp 70 Prozent der Gemarkung Neurieds sind heute landwirtschaftliche Nutzfläche und so wundert es nicht, dass man in den Hofläden Produkte aus allen Ortsteilen erwerben kann, die es sich wirklich lohnt zu probieren. Ein weiteres verbindendes Element ist die Mentalität der Menschen. Neurieder sind offen und gesellig. Zugleich hat jeder Ortsteil seinen eigenen Charakter und kann mit einer Besonderheit aufwarten. Müllen etwa hat mit der Ausgrabungsstätte aus der römischen Antike ein kulturgeschichtliches Alleinstellungsmerkmal. Zudem laden ein toller Spielplatz mit Bücherregal und der Wochenmarkt zu einem Besuch ein. Schutterzell hat nicht nur eine andere Vorwahl zu bieten, sondern auch ein beliebtes Ausflugslokal, die Schutterzeller Mühle. Dundenheim hat in Sachen Geistlichkeit was Modernes zu bieten. Das Gasthaus Löwen und die jährlich stattfindende Löwenart sind als Besonderheit von Ichenheim zu nennen. Altenheim verfügt mit dem ›Basic‹ über ein interkommunales Gewerbegebiet mit einem breiten Branchenmix aus Start-ups, Spin-offs und wachstumsorientierten Mittelständlern. Daneben hat jeder Ortsteil liebgewonnene, manchmal eigenwillige Traditionen zur Fasent ausgeprägt, die dieses Jahr leider nicht in gewohnter Form stattfinden können."