Kunst: "Baal" fertigt eigens kreierte Glasgehäuse für Zuschauer an / Neues Stück wird gezeigt
Neuried - "Aufgeben ist keine Option", da ist sich das Theater Baal einig. 40. 000 Euro haben sie für Glasgehäuse in die Hand genommen, in denen das Publikum wieder Kunst genießen kann. Einen ersten Vorgeschmack gibt es mit dem Werk "Metamorphosen".
"Baal", das Theater Eurodistrict Baden-Alsace, stemmt sich mit kreativer Energie gegen die Einschränkungen eines Lockdowns, der die Bühnenkunst in die Warteschleife verbannt hat. Inspiriert von dem Gedichtepos "Metamorphosen" des römischen Dichters Ovid, hat das Ensemble eine außergewöhnliche Inszenierung aufgelegt, die das Weltgeschehen kommentiert und dabei auch neue Wege für das Theater aufzeigt.
Der antike Stoff, in dem die Elemente toben und ganze Welten vernichten werden, Menschen- und Göttergeschlechte untergehen, als Tiere und Pflanzen neu erschaffen werden, mutiert zu einer szenischen Metapher, in der vieles neu gedacht wird.
Verschiedene Stilelemente im Stück vermischen sich
Stilelemente vermischen sich, Theater und Tanz, Musik und Performance greifen ineinander, ebenso wie Sprechtheater, Action und Poesie mit subtilem Humor. Mythen und Menschheitsgeschichte kreisen in einem wilden Reigen, die Grenzen zwischen den Akteuren und dem als Statisten in das Geschehen einbezogenen Publikum verschwimmen.
Die bisher teuerste Produktion des Theaters, dass sich mit der inklusiven Tanzcompany "Szene zwei" aus Lahr und dem Straßburger Duo "Ork" zusammengetan hat, setzt in vielerlei Hinsicht eine bemerkenswerte Duftmarke.
Die Premierenvorstellung mit elf Bühnenakteuren und 24 Zuschauern in beweglichen Glaskabinen wurde im Theater in Neuried von einem professionellen Filmteam aufgezeichnet, um an Ostern in zwei Etappen gestreamt zu werden.
Temporeich, dicht und ohne Abstand aber regelkonform, wie Intendant Edzard Schoppmann und Koregisseur William Sanchez von "Szene zwei" betonen. "Seit dem Probenbeginn im Januar wird getestet, getestet und noch einmal getestet", sagt Schoppmann. Das Publikum wird in eigens angefertigten Glaskabinen eingehaust, ist geschützt und doch auch mitten im Geschehen. Es soll vom Virus der Kunst angesteckt werden nicht von Covid-19.
Mitten in der Pandemie, in der die meisten Bühnen in der Schockstarre des scheinbar endlosen Lockdowns verharren, hat das Theater Baal Fördergelder beantragt, die Ärmel hochgekrempelt und Neuland betreten. Fast 100. 000 Euro, rund 40. 000 allein für die Glaskabinen, wurden in die Produktion von "Metamorphosen" gesteckt.
Das Theater erobert sich den Saal zurück und setzt ein Ausrufezeichen. "Transformation, Wandel und Erneuerung, auf der Bühne und im Kopf, Kultur, die Kunst ist systemrelevant, wie überall betont wird, sie muss die Herausforderung der Pandemie aber auch annehmen, Präsenz und Flagge zeigen, kreativ damit umgehen", wie Schoppmann und Sanchez betonen.
Fast 100 .000 Euro wurden in die Produktion gesteckt
Ovids mystische Erzählung sei hochaktuell, weil sie dazu einlädt die Dinge neu zu denken, den stetigen Wandel als Teil unserer Lebensrealität anzunehmen. Mit "Metamorphosen" nach Ovid scheint das mutig angepackte Experiment zu gelingen.
Die bei der Vorstellung gezeigten Ausschnitte schöpfen den Atem einer archaischen und wilden, ernsten, poetischen und komischen Inszenierung, die mit viel Tempo, elektronischen und rockigen Klangkaskaden, klassischem Sprechtheater und überbordenden Bildern daherkommt. Ob die knapp zweistündige Aufführung das Versprechen einlöst, muss das Streaming der Premiere an Ostern zeigen.
Info
Das Theaterstück "Metamorphosen" wird an Ostern in zwei Teilen gestreamt. Der erste Part kommt am Samstag, 3. April, ab 20 Uhr unter www.theater-baden-alsace.com/projekt/metamorphosen. Der zweite Part ist am Sonntag, 4. April, ab 18 Uhr unter www.theater-baden-alsace.com/projekt/metamorphosen-teil-2 abrufbar. Alle an der Aufzeichnung der Produktion beteiligten Darsteller, Techniker undStatisten wurden unmittelbar vor der Aufzeichnung auf Covid-19 negativ getestet