Berichte aus einer unseligen Zeit hören Realschüler vom Sohn eines Zeitzeugens. Foto: Realschule

Neuntklässler der Realschule Rottweil besuchten das ehemalige Konzentrationslager Natzweiler/Struthof und bekamen Besuch vom Sohn eines Zeitzeugen.

Die Erinnerung an die grausamen und menschenverachtenden Geschehnisse der Nazizeit wachzuhalten, ist die Intention dieser im Jahresplan fest verankerten Gedenkstättenfahrt.

 

Als im Frühjahr 1944 die alliierten Luftangriffe die Treibstoffproduktion des deutschen Reichs gefährdeten, kamen die Nazis auf die Idee, aus dem Schiefergestein der schwäbischen Alb Ölschiefer zu gewinnen. Hierfür wurden zehn Konzentrationslager errichtet.

Viele der hier schuftenden Zwangsarbeiter wurden aus dem KZ Stammlager Natzweiler/Struthof entsendet, das die Nazis ab 1941 errichtet hatten. Mehr als 52 000 Zwangsarbeiter mussten durch die „Hölle in den Vogesen“ gehen.

Brutalität des Alltags

Beim Besuch der Gedenkstätte erfuhren die Schüler anhand von Berichten der Häftlinge vieles über die Schikanen der Aufseher, den ständigen Hunger, die Brutalität des Alltags. Das Essen in Form von dünnen Suppen und Brot, gepaart mit der harten Zwangsarbeit im Steinbruch, sorgte für Unterernährung, Erschöpfung und Krankheiten. Schläge und willkürliche Strafen waren die Regel. Die Gefängnisbaracke sowie die Krankenbaracke, wo Menschenversuche durchgeführt wurden, sind vollständig erhalten.

Grausame Lebensbedingungen

Sehr emotional ist der Anblick des Krematoriums, in dessen Ofen unzählige unter den grausamen Lebensbedingungen gestorbene oder ermordete Zwangsarbeiter verbrannt wurden.

Für viele Schüler stellte sich immer wieder die Frage, wie und ob man dieser Hölle entkommen konnte. Die ebenfalls noch vollständig erhaltenen Wachtürme, die ständige Ausleuchtung des Geländes sowie die Zäune, die damals unter Stromspannung standen, zeigten, dass Fluchtversuche aussichtslos waren.

Ernüchternde Erkenntnis

Ernüchternd stand die Erkenntnis am Ende des Besuchs, dass es auch 2025 noch Diktaturen auf dieser Erde gibt, die mit genau diesen Methoden Widerstand gegen ihre Herrschaft zu unterdrücken versuchen. So ist diese Studienfahrt ein Plädoyer für Bedeutung eines Lebens in Demokratie auf der Basis der Menschenrechte für alle Menschen.

Gegen das Vergessen

Eine Woche später besuchte mit Marek Dabrowski der Sohn eines ehemaligen KZ-Häftlings die Realschule Rottweil. Eingehend schilderte er die Lebensstationen seines Vaters Eugeniusz Dabrowski, der als Jugendlicher zusammen mit seiner Familie in Warschau inhaftiert wurde, da sie einem jüdischen Jungen ein Versteck geboten hatten.

Eugenuisz Dabrowski überlebte als 16-Jähriger die Lager von Auschwitz, Struthof und Dautmergen und wurde in Dachau von den Alliierten befreit. Er selbst litt sein ganzes Leben lang an starken Kopfschmerzen, die von den Prügeln der SS-Wärter mit dem Gewehrkolben herrührten. So lange es ihm gesundheitlich möglich war, reiste er jedes Jahr nach Rottweil, um in den Schulen aus seinem Leben zu berichten.

Starke Kopfschmerzen ein Leben lang

Marek Dabrowski betonte, dass es im Sinne seines verstorbenen Vaters sei, seine Geschichte weiter an die junge Generation zu geben, um mit dafür zu sorgen, dass dieser schreckliche Abschnitt der Geschichte nicht vergessen wird.

Ein Dank galt neben Marek Dabrowski auch der Initiative Gedenkstätte Eckerwald, die durch ihr Engagement eine derart intensive Begegnung mit den Kindern der Überlebenden der Konzentrationslager für die Schüler erst möglich macht.