Bambergs Basketballer feiern ihren neunten Meistertitel. Foto: dpa

Basketball grotesk: Da haben die Brose Bamberg gerade ihren neunten Meistertitel geholt und fürchten nun um ihre Vorherrschaft. Weil der FC Bayern nach Höherem strebt – genau wie Bamberg.

Bamberg - Europas Basketball hat seine eigenen Grenzen. Die orientieren sich weniger an geografischen Gesichtspunkten als an wirtschaftlichen. Die Schaltzentrale sitzt dabei in Barcelona, dessen Provinz Katalonien bekanntlich nach Unabhängigkeit strebt. Die mächtige Euroleague hat die zu einem gewissen Grad schon erreicht – spätestens, seit sie mit dem US-Vermarkter IMG einen Zehn-Jahres-Vertrag mit einem Volumen von 360 Millionen Euro abgeschlossen hat. Barcelona ist die Schaltzentrale des Spitzenbasketballs auf dem Kontinent, auf dem die wichtigsten Märkte neben Spanien Griechenland, die Türkei oder Russland sind.

Bamberg? Ist da eher das Gallische Dorf am Rande des Reibachs, das in der vergangenen Saison aber zumindest mit einigen achtbaren Ergebnissen aufhorchen ließ, auch wenn der angestrebte Einzug ins Achtelfinale nach der Gruppenphase mit 30 Spielen verpasst wurde. Die Ambitionen von Brose Bamberg unterstreichen dennoch, dass sie sich zunehmend international orientieren – der am Sonntag unter Dach und Fach gebrachte neunte Meistertitel ist eher eine Pflichtaufgabe, ähnlich wie für die Bayern im Fußball. Und eben diese Mia-san-mia-Fraktion sitzt zumindest national den Bambergern im Nacken, auch wenn sie den Angriff mit einem souveränen 3:0 im Halbfinale diese Saison (wie immer seit 2014) locker abwehren konnten. Aber wie lange noch?

Bamberg fürchtet die Bayern

Diese Frage stellt sich auch der mächtige Aufsichtsratsvorsitzende Michael Stoschek: „Es ist keine Frage, dass Bayern München ein Tempo vorlegen wird, das der Maßstab für alle anderen sein wird“, sagt der Chef des Hauptsponsors Brose, dank dem der Etat auf 18 Millionen Euro taxiert wird. Klingt viel, aber: der des aktuellen Euroleague-Gewinners Fenerbahce Istanbul wird auf 30 Millionen Euro geschätzt. Und Experten, die den Firmenchef des Automobilzulieferers, der zu den 100 reichsten Deutschen zählt, gut kennen, verweisen immer wieder auf dessen erfolgsorientiertes Denken. Das kennt zunächst mal keine Grenzen, schon gar nicht an den Bamberger Stadtmauern. Im Umfeld des dritten Play-offs-Finales dachte Stoschek dann auch über den Tellerrand hinaus. Nicht gleich in die große weite Welt, aber zumindest ins gesamte Frankenland, das ja durchaus Potenzial zu bieten hat. Man denke nur an die Ausrüstergiganten von Adidas oder Puma (Bamberg wiederum spielt in Trikots der italienischen Marke Macron).

Und was liegt da näher als Nürnberg, das nur 60 Kilometer entfernt ist und nicht nur eine um 2000 Zuschauer größere Halle bietet, an der neben dem Eishockeyclub Ice Tigers auch schon die Handballer des HC Erlangen Gefallen gefunden haben, sondern eben auch insgesamt ein größeres Einzugsgebiet. Bereits in dieser Saison wurden zwei Euroleague-Spiele dort ausgetragen und sehr gut angenommen. Vielmehr sollen es auch künftig nicht werden, beruhigt der Verein derzeit die erhitzten Fan-Gemüter. Dennoch sagt Michael Stoschek: „Um auf Dauer mit München mithalten zu können, ist Bamberg, der Sponsor Brose und auch die Halle zu klein.“ Die hat nur 6580 Plätze und ist praktisch immer voll.

Trainer verlängert vorzeitig

Die Kapazität der Halle des Dauerrivalen aus der bayrischen Hauptstadt ist zwar nur unwesentlich höher, doch der in die Jahre gekommene Audi-Dome soll in Kooperation mit Red Bull durch eine neue Multifunktionsarena (Stichwort Eishockey) für 11 500 Menschen abgelöst werden, die dann formal sogar den Ansprüchen der Euroleague für eine A-Lizenz genügte.

Im Moment sind in der Champions League des Basketballs elf Clubs durch so eine Lizenz gesetzt, dazu kommt der Sieger des zweitklassigen Eurocups sowie noch vier Landesmeister – darunter auch der aus Deutschland. So gesehen ist der Titel schon was wert, weil die BBL eben konsequent die sportliche Platzierung bei der Vergabe der internationalen Plätze berücksichtigt.

Auch wenn die Euroleague-Organisatoren einen FC Bayern (vor allem wegen des prominenten Namens, aber auch der Infrastruktur wie einem internationalen Flughafen vor der Haustür) lieber sehen würden. Bis vor einigen Jahren waren die BBL-Mannschaften in diesem erlesenen Kreis noch ganz außen vor. Doch inzwischen will die Euroleague den lukrativen deutschen Markt nicht links liegen lassen. Das überzeugt selbst den heftig umworbenen Erfolgscoach Andrea Trinchieri, der seinen Vertrag vorzeitig bis 2019 verlängert hat.