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Pendler und Reiselustige sollen ab dem 1. Juni mit dem neuen Neun-Euro-Ticket den öffentlichen Nahverkehr stark verbilligt nutzen können. Doch was bedeutet das in der Praxis? Die LZ hat geprüft, wie man damit etwa nach Sylt kommen würde.

Lahr - Das neue Billigticket soll im Juni, Juli und August gelten. Es ist Teil des Entlastungspakets, mit dem die Bundesregierung auf die hohen Energiepreise reagiert. Zugleich soll es ein Schnupperangebot sein, um mehr Kunden für Busse und Bahnen zu gewinnen. Die Deutsche Bahn will es ab Montag, 23. Mai, zum Verkauf anbieten – vorausgesetzt, der Bundesrat stimmt dem Vorhaben am morgigen Freitag zu.

Nachteil: Das 9-Euro-Ticket hat auch Nachteile, denn es gilt zwar deutschlandweit, jedoch nicht für den Fernverkehr. Wer mit dem ICE, IC und EC fahren möchte, muss auf kostspieligere Fahrkarten ausweichen. Das neue Bahnticket ist dagegen nur für den Nah- und Regionalverkehr geeignet – wer damit durch Deutschland fahren möchte, muss sich auf mehrmaliges Umsteigen und längere Wartezeiten einstellen.

Vorteil: Für das 9-Euro-Ticket spricht in erster Linie der günstige Preis, hier am Reiseziel Schloss Neuschwanstein veranschaulicht: Mit dem Nah- und Regionalverkehr braucht man rund zehn Stunden bis zum Märchenschloss in Bayern. Wer den Fernverkehr nutzt, kommt dort zwar doppelt so schnell an, muss jedoch mehr als das Siebenfache zahlen.

Fahrtdauer: Mit dem 9-Euro-Ticket kommt man vom Lahrer Bahnhof auch nach Berlin. Jedoch muss man mit bis zu 18 Stunden Fahrt und zehn Umstiegen rechnen. Nach Köln sind es rund sechs Stunden und maximal fünf Umstiege. Und wie sieht’s mit der Nordsee aus? Wer per Nah- und Regionalverkehr nach Sylt möchte, muss einen Tag für die Anreise einplanen, laut DB-Navigator dauert die Fahrt bis zu 20 Stunden. Konkret: Der erste Zug fährt in Lahr um 10.40 Uhr nach Offenburg. Nach zehn Minuten geht es dort weiter nach Karlsruhe, wo um 12.06 Uhr ein Zug nach Mainz startet. Um 13.47 Uhr dort angekommen, bleiben vier Minuten, um den Anschlusszug nach Koblenz zu erwischen. Von Koblenz geht es nach Duisburg und dann um 17.27 Uhr nach Osnabrück. Nach 19 Minuten fährt ein Zug nach Bremen. Hier müssen sich Passagiere 42 Minuten gedulden, bis es um 21.33 Uhr nach Hamburg geht. Der Fahrgast hat elf Stunden geschafft, jedoch noch mehr als acht Stunden vor sich, bis die Station Westerland erreicht ist. Schneller gelangt man mit dem 9-Euro-Ticket ans "Schwäbische Meer": Die Fahrt vom Lahrer Bahnhof mit dem Nahverkehr bis nach Konstanz am Bodensee dauert rund vier Stunden bei vier Umstiegen.

Buchung: Wer den Urlaub rechtzeitig planen möchte, kann das über die DB Navigator App tun. Man muss lediglich den Zeit- und Startpunkt der Abfahrt wählen und sein Ziel angeben. Anschließend bestätigt man den Schalter "Nur Nah/-Regionalverkehr". So werden automatisch Bahnen herausgefiltert, die nicht im Geltungsbereich des 9-Euro-Tickets liegen. Das Ticket stehe dann über die App DB-Navigator sowie sämtliche andere digitale Bahn-Kanäle zur Verfügung, teilt der Konzern mit.

Fazit: Mit dem neuen Billigticket können Pendler Geld sparen – wichtig in Zeiten steigender Inflationsraten. Urlauber müssen sich jedoch entscheiden, ob der geringe Preis die Wartezeiten am Bahnsteig aufwiegt. Wer aber zum Beispiel an den Bodensee will, kann getrost auf das 9-Euro-Ticket setzen – und vielleicht sogar die Entschleunigung bei der Anreise genießen.