Das Residenz-Orchester Baden-Württemberg begeistert mit seinem Programm am Muttertag. Foto: Vollmer

Frenetischen Applaus und stehende Ovationen erntete das Residenz-Orchester Baden-Württemberg, die Stimmkünstler und ihr Dirigent Sven Gnass für das Neujahrskonzert am Muttertag mit traumhafter Filmmusik und großer Klassik.

Sulz - Die Begeisterung der Zuhörer für ein musikalisches Feuerwerk mit grandiosen, hochemotionalen Momenten spiegelte die ungebrochene Anziehungskraft dieser traditionellen Konzerte zum Jahreswechsel wider – dieses Jahr coronabedingt vier Monate später. Strahlend und mit augenzwinkerndem Charme wünschte der temperamentvolle Leiter Sven Gnass den Müttern im Publikum alles Gute und den gesamten Zuhörern unbeschwerte Stunden der Verbundenheit. Lebhaft und locker führte er anekdotenplaudernd durch den Abend und zeigte, was ihm Musik bedeutet. Alles.

Intergalaktische Orchesterwucht

Wer kennt sie nicht, die Filmmusik zu "Star Wars"? Den Instrumentalisten gelang ein explosiv-epischer Auftakt mit intergalaktischer Orchesterwucht, Fanfaren- und Trompetenstößen. Dann trat Audrey-Marie Schatz im schicken blauen Hosenanzug auf die Bühne und sang mit ihrem glanzvollen Sopran melancholisch und auf höchstem gesanglichem Niveau "Parla più piano", das Titellied des Filmes "Der Pate".

Bevor das komplizierte Meisterwerk "Wort" von Udo Jürgens erklang, erzählte Oliver Spiecker, Texter des Stückes, der extra aus Berlin angereist war, lebhaft Geschichten über seine Begegnungen mit Udo Jürgens. Danach ließ das Orchester die symphonische Dichtung im vollen Glanz erstrahlen. Nach ein paar Minuten verneigte sich Wilhelm Schwinghammer ebenfalls vor dem Grandseigneur und interpretierte mit seinem kraftvollen und klaren Bass eindringlich die Kraft und Schönheit dieses Stückes. "Wort, du hast so vielerlei Gestalt und bist so unerreichbar alt, kannst glühend heiß sein und so kalt." Ein berührender Hochgenuss von Anfang bis zum finalen Klavier-Akkord. Jubel im Saal.

Hommage an Ennio Morricone

Bis heute ist "Dornröschen" eines der populärsten Ballette. Tschaikowski selbst hielt es für sein bestes. Das Orchester spielte daraus den wunderschönen Walzer und ließ das Publikum die herrliche Feststimmung am besagten Geburtstag der Prinzessin erleben. Der legendäre Maestro Ennio Morricone verstarb vor zwei Jahren. Par excellence wurden seine elegischen Melodien zu dem Film "Cinema Paradiso" mit den vielen Akzentverschiebungen mal vom gesamten Orchester, mal mit ganz verschiedenen Instrumenten vorgetragen. Eine überaus gelungene Hommage an den Komponisten.

Mehr als ein halbes Jahrhundert ist vergangen, seit Edith Piaf von der Lebensbühne abtrat. Und doch ist der kleine Spatz von Paris mit der großen Stimme nach wie vor der Inbegriff des Chansons. Audrey-Marie Schatz wagte sich an die Ikone und interpretierte "L‘Accordéoniste" aufgewühlt und mit intensiver Hingabe, beherzt begleitet von Akkordeonistin Ramona Merk aus Sulz. Chapeau!

"Sattelt auf" – bei Elmer Bernsteins Komposition zu dem Kult-Western "The Magnificent Seven" zeigte sich das Orchester draufgängerisch-heroisch, allen voran die Streicher. Ein bombastischer Hollywood-Rausschmiss in die Pause.

Herausragender Gesang

Im Foyer ließ der Bürger- und Kulturverein Glatt die Sektkorken knallen. In bester Laune strömten die aufgewühlten Besucher zu den perlenden Getränken und Canapés und nutzten die Plattform zum Plaudern.

Im zweiten Teil des Abends ging es ganz nach Gusto des Publikums weiter. Die Musiker spielten Michel Legrand’s mit mehreren großen Themen behaftetes Werk zu "Die Regenschirme von Cherbourg". Das empfindsame Solo der Harfenistin Jelena Engelhardt sorgte für Gänsehaut. "We have all the time of the World", das emotionale Liebeslied aus dem James-Bond-Film "Her Majesty’s Secret Service" sang Wilhelm Schwinghammer herausragend mit schöner, runder Stimme.

Aus einer ganz anderen Klangwelt stammt "Ungarischer Tanz 5" von Johannes Brahms. Enthusiastisch, dynamisch spielte das Orchester die volkstümlichen Rhythmen mit ungarischer Färbung. Voller Intensität zeigte die Violinistin Maria Gawrilenko ihr meisterliches Können im Solo zu "Ladies in Lavender" von Nigel Hess. Stimmungsvoll trug Audrey-Marie Schatz die im 4/4-Takt komponierte Ballade "Skyfall" aus dem gleichnamigen James-Bond-Film vor.

Wieder einmal war es Sven Gnass gelungen, verschiedene Musikwelten grenzenlos zusammengehen zu lassen. Die Musik wird noch eine Weile nachklingen.