Beim Mötzinger Neujahrsempfang in der Gemeindehalle überreichte Pfarrer Stefan Taut (rechts) eine Bildchronik der Kirchturmsanierung an Bürgermeister Marcel Hagenlocher. Foto: Priestersbach

"Trotz aller weltweiten Krisen konnten wir unsere Gemeinde 2022 dennoch ein gutes Stück voranbringen", unterstrich Bürgermeister Marcel Hagenlocher beim 26. Neujahrsempfang in der Gäugemeinde. So wurden im vergangenen Jahr wichtige Vorhaben fertiggestellt und Neues auf den Weg gebracht.

Mötzingen - Zahlreiche Mötzinger Bürger konnte der Rathauschef in der Gemeindehalle begrüßen, nachdem die Bauhof-Mitarbeiter zwei weitere Stuhlreihen aufgestellt hatten. Bei dieser Gelegenheit freute sich Hagenlocher nicht nur über die gute Resonanz, sondern vor allem darüber, dass nach dreijähriger Corona-Pause überhaupt wieder mal ein Neujahrsempfang in Präsenz stattfinden konnte.

Mit dem aus seiner Sicht sehr in die Zeit passenden Zitat der Schriftstellerin Marie von Ebner-Eschenbach, "Frieden kannst du nur haben, wenn du ihn gibst", eröffnete der Bürgermeister seine Rückschau auf das aufregende Jahr 2022 und betonte: "Insbesondere der Krieg in der Ukraine mit all seinen Begleiterscheinungen bewegt und beschäftigt uns alle enorm." Mit Blick auf Corona, Ukrainekrieg, Flüchtlingskrise und Gasmangellage hat er den Eindruck, "dass wir von einer Krise in die nächste kommen".

Seit rund drei Jahren arbeite man im Rathaus nahezu kontinuierlich im Krisenstab. Zudem ist Marcel Hagenlocher überzeugt, dass die kommenden Herausforderungen wie Energiewende oder außenpolitischen Beziehungen nicht ohne Einbußen am Wohlstand gemeistert werden können. Allerdings habe man in Mötzingen bereits in der Vergangenheit bewiesen, wie vor Ort gemeinsam viel bewegt werden könne.

Prächtige Ortsmitte

In seinem anschließenden Streifzug durch die kommunalpolitischen Themen stellte er unter anderem fest, wie prächtig sich beispielsweise die Mötzinger Ortsmitte entwickle. So konnte im vergangenen Jahr das Betreuungszentrum mit seinen vielfältigen Funktionen in Betrieb genommen werden, in dem auch ein Hausarzt noch in diesem Frühjahr seine Praxis eröffnen möchte.

Mit der Umgestaltung und Verkehrsberuhigung der Schulstraße sei zudem ein Bereich mit mehr Aufenthaltsqualität geschaffen worden. So bieten sich zwischen Schlossplatz und Schulhof für künftige Veranstaltungen ganz neue Perspektiven.

Erfreulich findet des der Bürgermeister ebenfalls, dass Edeka in Mötzingen einen Vollsortimenter eröffnen will. Dadurch könnte nicht nur Kaufkraft wieder zurück in die Gemeinde fließen, sondern ebenso 30 bis 40 neue Arbeitsplätze geschaffen werden. Das Bebauungsplanverfahren für das notwendige "Sondergebiet Lebensmittelmarkt" wurde vom Gemeinderat angestoßen, doch klar sei mit Blick auf die hohen Hürden, dass "hier sehr dicke Bretter gebohrt werden müssen, um das Verfahren erfolgreich zu meistern".

Steigende Geburtenzahlen

Ein wichtiges Thema in Mötzingen bildet immer auch der Bereich Bildung und Betreuung – zumal Mötzingen weiter wächst und steigende Geburtenzahlen verbucht. So sei es wichtig, dass entsprechende Betreuungsplätze in den Kindertagesstätten und der Grundschule zur Verfügung stehen.

Mit Blick auf die Erschließung von Bauland in den Gebieten "Röte II" und "Röte III" macht man sich daher Gedanken über die räumliche Weiterentwicklung der Betreuungsangebote machen. So ist im Gebiet "Röte II" auch ein Grundstück für den Neubau eines Kindergartens vorgesehen – den man schon deshalb brauchen werde, um dem geltenden Rechtsanspruch gerecht werden zu können. In diesem Zusammenhang machte der Bürgermeister deutlich, dass die Stärke Mötzingens als eigenständige Gemeinde in Zukunft nur durch ein weiteres Wachstum der Gemeinde möglich sei.

Ein Augenmerk soll in diesem Jahr ebenfalls auf dem Breitbandausbau durch die Deutsche Glasfaser liegen, zumal sich genügend Interessenten für einen Glasfaseranschluss gefunden haben.

Als größeres Projekt für 2023 skizzierte der Bürgermeister daneben den barrierefreien Umbau und die Umgestaltung der Bushaltestellen in der Iseslhauser Straße und der Nagolder Straße.

Versprechen anderer einhalten

In seinen Ausführungen sprach der Rathauschef auch davon, dass die Städte und Gemeinden die Belastungsgrenze durch Versprechungen von Bund und Land erreicht oder sogar schon überschritten hätten. So sei es ja schön, wenn der Bund einen Rechtsanspruch auf einen Ganztagesbetreuungsplatz ab 2026 einführe. Für die Kommunen stelle sich unter anderem jedoch die Frage, wo das notwendige Personal herkommen solle, zumal schon jetzt ein massiver Fachkräftemangel im Betreuungsbereich beklagt werde.

Musikalisch wurde der Empfang erneut vom aktiven Orchester des Mötzinger Musikvereins unter der Leitung von Ralf Holzapfel umrahmt.

Pfarrer Stefan Taut nutzte die Gelegenheit nicht nur, um die "positive und offene Atmosphäre" in Mötzingen zu loben. Mit den Worten, "der Kirchturm wurde wieder geradegerückt" überreichte er Bürgermeister Hagenlocher eine Bildchronik der Turmsanierung – denn "das ist auch ein Stück Ortsgeschichte".