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Dem Oettinger das letzte Mal die Hand schütteln - dazu kamen viele am Freitagabend zum Neujahresempfang ins Herz Stuttgarts. Im Neuen Schloss herrschte dichtes Gedränge.

Stuttgart - Seltsames Schauspiel am Freitagabend im Herzen Stuttgarts: Schwedenfeuer und Scheinwerfer vor dem Neuen Schloss. Ein Mann im Taucheranzug schwebt über dem Ehrenhof, er hängt an einer Drehleiter der Feuerwehr. Das Technische Hilfswerk ist da. Außerdem Fahnenschwenker, Alphornbläser, Hundestaffeln. Passanten wenden die Köpfe. "Was ist da los?", fragt einer. "Neujahrsempfang der Landesregierung", antwortet ein anderer kundig. "Dem Oettinger zum letzten Mal die Hand schütteln."

Drinnen herrscht Gedränge. Der Ministerpräsident - begleitet von Partnerin Friedrike Beyer, eingerahmt von Mitgliedern des Kabinetts - ergreift im Marmorsaal das Wort: "Dieses Land ist stark. Mit Mut und festem Willen kommen wir aus der Krise." 2000 geladene Gäste lauschen - darunter viele Ehrenamtliche, Feuerwehrleute, Polizisten. Aber er mahnt auch, fordert Maßhalten und Schuldenabbau - mit Rücksicht auf die Kinder und wegen der Inflationsgefahr. "Frisch also! Mutig ans Werk!", ruft der künftige EU-Kommissar in den Saal. Das Schillerjahr ist vorbei, aber Schillerworte gelten für die Ewigkeit.

Das letzte Mal Händeschütteln? Nein. Oettinger wechselt nur den Arbeitsplatz. Brüssel statt Stuttgart. "Ich kehre dem Land nicht den Rücken. Ich bleibe hier wohnen."