Der Obertorplatz am frühen Neujahrstag. Auf dem Boden liegen die abgebrannten Böller... Foto: Kauffmann

Mit funkelndem Feuerwerk sind die Hechinger ins neue Jahr gestartet. Die meisten haben den Neujahrstag offenkundig ruhig angehen lassen. Eindrücke vom frühen 1. Januar.

Hechingen - Obertorplatz. Neujahrstag. Nicht ganz neun Uhr. Zu sehen sind abgebrannte Böller, zerbeulte Plastikflaschen, Verpackungen, die mit "Blaster", "Painted Sky" und "Comet" beschriftet sind – die Überbleibsel der Silvesterfeier. Die Stadtreinigung dürfte im Laufe des Neujahrstags noch alle Hände voll zu tun haben. Noch fegten sie an diesem Morgen nicht über den Obertorplatz. Zu spüren ist die Ruhe nach dem Sturm: Kaum einer verirrt sich am Neujahrstag so früh hier her.

Der Neugier wegen

Umso auffallender: Ein Mann, der mitten in abgebrannten Feuerwerken Bilder mit seinem Handy aufnimmt, und das aus gleich mehreren Perspektiven. "Die haben gehörig geballert", stellt er nüchtern fest. Er kommt aus Weilheim und hätte von seinem Fenster eine gute Sicht in Richtung Hechingen. Und jetzt packte ihn die Neugier, denn er war ohnehin auf dem Weg zum Friedhof und wollte mal sehen was übrig geblieben ist von dem bunten Spektakel, das er aus der Ferne fasziniert beobachtete. Die Handybilder machte er für seine Frau, die nicht vor Ort war, sich aber ebenfalls einen Eindruck machen wollte.

"Fotografieren Sie da auch"

Er steigt wieder ins Auto, während in diesem Moment eine Anwohnerin, die im Dachgeschoss wohnt, ihr Fenster öffnet; sie gestikuliert mit dem Zeigefinger und ruft dabei auf den Obertorplatz herab: "Fotografieren Sie da auch." Sie hat das Silvsterfeuerwerk von dort oben betrachtet. Die Feuerwerker unten auf dem Obertorplatz müssen mit richtig Durchhaltevermögen ins neue Jahr gestartet sein: Eine Stunde soll es gedauert haben, bis der Knall des letzten Böllers in der Neujahrsnacht verhallte.

Ob sie keine Angst hatte, dass Raketen in die Wohnung fliegen? Nein, aber sie explodierten nach ihrem Empfinden dicht davor, berichtet sie unbeschwert. Allerdings: "Schade" findet sie, dass dabei so viel Müll liegengeblieben ist.

Eine wahre Fundgrube

Ähnlich intensiv wie auf dem Obertorplatz wurde vielerorts in der Stadt das neue Jahr begrüßt. In der Herrenackerstraße hat eine Anwohnerin bereits den Besen ausgepackt und mit Aufräumarbeiten begonnen. Eine andere Hechingerin läuft im Zickzack von einer Straßenseite zur nächsten und sammelt die Holzstäbe auf, an denen die Raketen befestigt sind. In ihrer Hand hält sie bereits mehrere Dutzend davon. Was hat sie damit vor? Darauf angesprochen, erklärt sie, dass sie die Raketenstäbe für ihre Tomaten im heimischen Garten nutzt, zumal die Stäbe genau die richtige Größe hätten – ein Tipp ihres Gartennachbarn. Deshalb ist sie am Neujahrstag auch so früh dran: Sie will ja rechtzeitig einsammeln, was später entsorgt wird. Gut 60 Tomatenpflanzen hat sie in ihrem Garten, sie hat eine Hand zwar schon fast voll, aber an diesem Morgen noch lange nicht ausgesammelt.

Große Nachfrage

Sammeln könnte die Hobbygärtnerin an diesem Morgen wohl noch sehr, sehr lange, denn das Feuerwerken ist in Hechingen ungebrochen beliebt. So war die Pyrotechnik nicht nur in den Supermärkten und Discountern gefragt, auch der Ansturm auf den "Pulver-Fischer" war in den Tagen vor Silvester enorm.

An der Straße zum Schloss Lindich bildeten sich lange Autoschlangen, und die Nummernschilder zeigten, dass Pulver-Fischers Kundschaft auch aus der ganzen Region eigens nach Hechingen gekommen ist, um dort Feuerwerkskörper zu kaufen. Vielleicht hängt das auch damit zusammen, dass das Feuerwerken wegen Corona in den vergangenen Jahren eingeschränkt oder ganz ausgefallen war.