Jede Menge gut gelaunte Besucher sah man auf dem Southside Festival. Foto: Jennifer Meyer

Ungetrübter Sonnenschein und kühle Nächte bestimmen das Southside Festival. Regen beim Hurricane.

Neuhausen ob Eck - Als "beste Band der Welt" bezeichnen sich die Ärzte, die beim Southside-Festival in Neuhausen ob Eck im Landkreis Tuttlingen als Headliner gegolten haben. Sie standen gleich zum Auftakt am Freitagabend auf einer der vier Bühnen – da hätte für manchen Musikfan der Gipfel des Wochenendes bereits erklommen sein können.

Doch die drei Tage auf dem Hochplateau bei Tuttlingen hielten noch so einiges bereit: manche Überraschung, die eine oder andere Enttäuschung und auf jeden Fall ein paar Bands, die den Ärzten den Platz im Olymp streitig machen könnten – wenn sie denn irgendwie den Drang danach spüren würden.

Torjubel in den Abendstunden

Schon am Freitagabend sorgte eine Runde vor den Ärzten Noel Gallagher mit seinen High Flying Birds für eine der positiven Überraschungen des Wochenendes. Die musikalischen Qualitäten sind aus Oasis-Zeiten natürlich hinlänglich bekannt. Dass Gallagher aber seine demonstrativ präsentierte Langeweile ablegen und auch mit richtig Freude an die Arbeit gehen kann, mag nicht jeder erwartet haben. Unter die neuen Songs mischte er Oasis-Hits und sorgte auch so für Begeisterung bei den Zuhörern. Und Mumford & Sons verstanden es im Anschluss, den Drive für sich mitzunehmen und die gute Stimmung – zum einen oder anderen Torjubel – weiter in die Abendstunden zu transportieren.

Am Samstag schienen sich die 55.000 Festivalbesucher auf dem früheren Heeresflugplatzgelände dann so häuslich eingerichtet zu haben, dass sie mehr Zeit vor den Bühnen zubringen konnten. Jedenfalls erschien die Menschenmasse im Veranstaltungsbereich nochmal deutlich gewachsen zu sein. Und das lag sicher nicht an den drei Herren der Ärzte, die den Samstag noch in aller Ausgiebigkeit in Neuhausen ob Eck nutzten, sich die eine oder andere Show anzusehen oder, im Fall von Bela B., einen kleinen Gastauftritt bei K.I.Z. abzuliefern.

Wer nicht gerade vor einer der vier Bühnen feierte, nutzte das gute Wetter, legte sich auf den Rasen, lies sich die Sonne auf den – gerne entblößten – Bauch scheinen und sich von der Musik berieseln. Mit Royal Republic, Die Antwoord oder spätestens The Mars Volta war es dann aber mit der Zeit fürs Nickerchen und zum Kraft schöpfen vorbei. Der Auftritt von Kraftklub auf einer der Zeltbühnen hatte dort zwischendurch bereits für Sauna-Feeling gesorgt.

Als kurz nach 22.30 Uhr die Herren von The Cure die Bühne betraten, war die Thermometersäule bereits so weit gesunken, dass man sich besser ins Getümmel stürzte und in Bewegung blieb. Als dann nach Mitternacht New Order den Sound austesteten, verfolgte das immer noch der Großteil der Festivalbesucher.

Gestern um die Mittagszeit zog dann Jennifer Rostock mit ihrem Auftritt schnell die Aufmerksamkeit auf sich, lockte das Festivalvolk vor die Bühne und verführte zum kollektiven Strip. Gegen Abend knallten Labrassbanda – auch keine Neulinge beim Southside mehr – dem Publikum energiegeladenen Kapellensound um die Ohren.

Mit Blink-182 hatte der Sonntag noch einmal einen Headliner zu bieten. Eigentlich hätten die Kalifornier bereits im vergangenen Jahr ihre Visitenkarte abgeben sollen, dann aber als Trostpflaster für ihre Absage gleich für 2012 unterschrieben. Solche Ankündigungen für das nächste Jahr haben die Veranstalter dieses Mal nicht parat: aber das Versprechen, vom 21. bis 23. Juni 2013 wieder ein ansprechendes Programm zu bieten – und die Aussicht auf eine weitere Aufstockung des Ticket-Kontingents.

Zum Teil dieselben Bands, aber ganz andere Voraussetzungen: Bei nassem Wetter, aber guter Stimmung haben weitere zehntausende Rockfans am Wochenende beim parallel stattfindenden "Hurricane"-Festival im niedersächsischen Scheeßel gefeiert. In Regencapes und Gummistiefeln machten sich viele Musik-Fans schon mittags auf den Weg zu den Bühnen. Für Jens Poltrock ging es dabei in diesem Jahr um mehr als Musik: Am Freitag gaben sich seine Freundin Janina und er auf dem Festival das Ja-Wort. Kennengelernt hatten sie sich vor drei Jahren auf einem anderen Festival, zusammen gekommen waren sie auf dem "Hurricane". Genau wie damals übernachten sie im Zelt. "Andere haben einen DJ, wir haben über 80 Bands, die für uns spielen", meine Janina.