Zukunft ungewiss: Der Sparkassenverband möchte den Gebäudekomplex der Sparkassenakademie in Neuhausen veräußern. Foto: Max Kovalenko

Die Sparkassenakademie ist die zentrale Bildungseinrichtung der Sparkassen- Finanzgruppe Baden-Württemberg. Im Frühjahr zieht sie an den Pariser Platz nach Stuttgart. Jetzt überlegen viele, wie der alte Sitz in Neuhausen auf den Fildern genutzt werden kann.

Die Sparkassenakademie ist die zentrale Bildungseinrichtung der Sparkassen- Finanzgruppe Baden-Württemberg. Im Frühjahr zieht sie an den Pariser Platz nach Stuttgart. Jetzt überlegen viele, wie der alte Sitz in Neuhausen auf den Fildern genutzt werden kann.

Neuhausen - Besitzer der Immobilie am südlichen Ortsrand von Neuhausen ist der Sparkassenverband. Stünde im kommenden Jahr nicht der Umzug an, könnte im Akademiegebäude das 40-jährige Bestehen gefeiert werden: 1974 wurde es eingeweiht. Doch der Sparkassenverband sieht für seine Bildungseinrichtung keine Zukunft – zumindest nicht an dieser Stelle. „Immer mehr Teilnehmer von Seminaren wollen nicht übernachten, sondern abends lieber nach Hause fahren“, sagt Stephan Schorn, Pressesprecher des Verbands. Die Lage des neuen Sitzes nahe am Stuttgarter Hauptbahnhof mache dies möglich.

So hat sich der Verband entschlossen, seine beiden Häuser für Weiterbildung in Rastatt und in Neuhausen in Stuttgart zusammenzulegen. Rastatt ist schon geschlossen, jetzt folgt die Dependance auf den Fildern. „Aus 400 Betten werden 150“, sagt Schorn und bestätigt, dass der Bedarf an Übernachtungsplätzen sinke. Einerseits böten die einzelnen Sparkassen immer mehr Kurse und Seminare bei sich vor Ort an. Zum andern setze auch die Akademie mehr auf Tagesseminare. „So standen die Gästezimmer an vielen Tagen leer.“

Jetzt geht diese Ära zu Ende, am 28. März gehen die letzten Kursteilnehmer nach Hause, die letzten der dort 65 Beschäftigten ziehen nach Stuttgart um. Die seit fast fünf Jahren andauernden Verhandlungen zwischen dem Sparkassenverband und der Gemeinde Neuhausen sind deshalb jetzt energischer geführt worden. Allerdings: „Spruchreif wird dieses Jahr nichts mehr“, sagt Neuhausens Hauptamtsleiter, Bernd Schober. Er bestreitet aber nicht, dass in diesen Tagen noch einmal über die Nachnutzung des klotzigen Gebäudes verhandelt wurde.

Gelände für Neubaugebiet für Wohnungen nutzen?

Auch Stephan Schorn will Details noch nicht nennen. Er lässt aber durchblicken, dass es seinem Verband lieber wäre, die Immobilie zu veräußern als sie zu verpachten. Denn sonst bliebe die Sanierung des Betonbaus am Verband hängen. Die Kosten beziffert Stephan Schorn auf gut 20 Millionen Euro. Vor allem der Brandschutz ist wie bei vielen Bauten aus den 1970er Jahren ein Thema, genauso die energetische Sanierung. Und es müssten eine Unmenge von Leitungen erneuert werden. Kein Wunder, dass es da auch Stimmen gibt, den ganzen „Kasten“ abzureißen.

Im Gemeinderat von Neuhausen sind Stimmen laut geworden, das Gelände für ein Neubaugebiet für Wohnungen zu nutzen. Das allerdings ist im Moment ausgeschlossen. Die Gemeinde hat, so Bernd Schober, absichtlich den Status des Areals als Sondergebiet noch einmal bestätigt. Demnach darf dort planungsrechtlich nichts anderes einziehen als eine Schule oder eine andere Bildungseinrichtung. „Wohnen oder ein Hotel oder ein Gewerbegebiet sind ausgeschlossen“, sagt Schober. Klar ist aber: Die Gemeinde entscheidet letztlich, ob sie den Bebauungsplan doch wieder ändert. Gut möglich, dass das Sondergebiet nur so lange bestätigt wurde, bis die Immobilie den Besitzer gewechselt hat und dann der Gemeinde gehört. Welchen Preis Neuhausen zu zahlen bereit ist und was der Verband dafür haben will, sagen beide nicht.

Hellhörig geworden sind inzwischen allerdings auch Mitarbeiter des Esslinger Landratsamts. Denn dort wird jede frei werdende Immobilie darauf geprüft, ob sie als Unterkunft für Asylbewerber infrage kommt. Inspektoren waren schon vor Ort. „Angesichts der Unterbringungssituation wäre für uns auch die Sparkassenakademie denkbar“, sagt Landratsamt-Sprecher Peter Keck. Vorausgehen müsse aber „ein enger Dialog mit der Gemeinde“. Und sicher würde nicht die gesamte Kapazität des Hauses genutzt – 220 Betten insgesamt. Die kleinen, einfach eingerichteten Zimmer mit Nasszelle wären prinzipiell aber geeignet als Flüchtlingsunterkunft. Eine andere Idee zur Interimsnutzung der Akademie habe sich dagegen wohl zerschlagen: So wollte die Landkreisverwaltung selbst dort einziehen, während das alte Landratsamtsgebäude saniert wird. Weil die Sanierung aber auf 2018 verschoben worden sei, passe das zeitlich wohl nicht mehr zur Neunutzung der Akademie, vermutete Keck.