Das Neugereuter Theäterle spielt seit 23 Jahren am selben Ort. Ob der in Zukunft noch zur Verfügung steht, ist nicht sicher Foto: StN

Städtische Fehlplanung oder viel Lärm um nichts? Das Neugereuter Theäterle bangt um seine Heimat in einem Seniorenzentrum. Das Bürgerhaus, das demnächst gebaut wird, ist nicht die zugesagte Alternative, klagen die Kulturschaffenden im Stadtteil.

Stuttgart - Wie viel Platz hat die Kultur in Stuttgart? Diese Frage wird immer wieder diskutiert. Vor allem dann, wenn Räumlichkeiten wegzufallen drohen. Dann beginnt die Suche nach Ersatz. Wie jetzt beim Neugereuter Theäterle. Die Gruppe, die weit über den Stadtbezirk Mühlhausen hinaus bekannt ist und Zuschauer anzieht, spielt seit 23 Jahren im Rupert-Mayer-Saal des Caritas-Seniorenzentrums Sankt Monika. Mit großem Erfolg – aber unsicherer Zukunft.

Die Caritas muss wegen des veränderten Landespflegegesetzes innerhalb des Hauses Umbauten vornehmen. „Es soll zwar versucht werden, die Spielstätte zu erhalten, aber sicher ist das nicht“, sagt Berthold Guth vom Theäterle. Also hat die Schauspielgruppe, die über die Jahre an die 100 000 Euro in den Spielbetrieb investiert hat, ihre Hoffnungen auf das neue Bürgerhaus gerichtet. Es ist im Rahmen des Projekts soziale Stadt geplant worden. Die knapp vier Millionen Euro teuren Umbauarbeiten am derzeitigen Kinder- und Jugendhaus sollen in den nächsten Wochen beginnen. Vorgesehen ist auch ein Bürgersaal.

„Nicht nur wir, auch andere Kulturschaffende wie der Faschingsverein sind davon ausgegangen, dass dort gemäß der Zusagen eine richtige Bühne sein wird“, sagt Guth. Stattdessen habe man auf Nachfrage erfahren, dass dem nicht so sei. „Auftritte sind dort offenbar nicht vorgesehen“, ärgert sich Guth. Man habe die Auskunft bekommen, umziehen müssten sich Schauspieler in den Büros oder im Stuhllager, Lagermöglichkeiten für Kulissen seien nicht vorhanden. Statt einer Bühne gebe es nur bewegliche Podeste.

„Es ist bedauerlich, dass es darüber nie ein Gespräch zwischen den Kulturschaffenden und den Vertretern der Sozialen Stadt gegeben hat“, so Guth. Zuletzt hat sich ein Unterstützer der Theaterleute mit einem offenen Brief an verschiedene Beteiligte und Stadträte Luft verschafft. Es werde „die Arbeitsfähigkeit einer über die Lokalgrenzen hinaus bekannten und beliebten Theatergruppe aufs Spiel gesetzt“, heißt es darin. Man müsse deren Engagement anerkennen.

„Für die kulturellen Veranstaltungen sind eine mobile Bühne und die notwendige technische Ausstattung vorgesehen“, sagt Ralf Bohlmann, Bezirksvorsteher von Mühlhausen. Die Planungen seien von einer Arbeitsgruppe des Projekts Soziale Stadt unter Beteiligung der Bürger und Vereine gemacht worden – unter Berücksichtigung der verschiedenen Wünsche und des vorhandenen Budgets. Man werde parallel zum Umbau eine Nutzungskonzeption erstellen, die die künftige Belegung des Hauses regelt.

Zumindest für das Theäterle zeichnet sich Hoffnung ab. Die Caritas will versuchen, auch nach dem Umbau des Hauses Sankt Monika eine Spielstätte anzubieten. „Die Planungen Stand heute sehen den Erhalt des Rupert-Mayer-Saales vor“, sagt Friedemann Müns-Österle, Sprecher des Caritasverbandes für Stuttgart.

Das allein befriedigt Berthold Guth allerdings nicht. Zu unsicher scheint die Lage. „Es muss im Stadtteil zumindest ein anständiger Raum für Kulturschaffende vorhanden sein“, fordert er. Ob und in welcher Form das in Zukunft auch der geplante Bürgersaal sein kann, darüber wollen nach dem Alarmbrief nun alle Beteiligten miteinander reden. „Das Bezirksamt wird Anfang Februar zu einem Runden Tisch einladen“, kündigt Bezirksvorsteher Bohlmann an. Er versichert: „Sollte die Spielstätte im Haus Sankt Monika gefährdet sein, dann werden wir gemeinsam mit allen Beteiligten eine akzeptable Lösung finden.“