Die Pläne, das Neue Schloss in Stuttgart mehr für die Bürger zu öffnen, kommen voran. Besonders das Staatsministerium ist offen dafür, das vom Stuttgarter Ausstellungsmacher Johannes Milla entwickelte und in den Stuttgarter Nachrichten vorgestellte Konzept des Bürgerschlosses teilweise umzusetzen. Eindrücke von den (ursprünglichen) Entwürfen bekommen Sie in unserer Bildergalerie. Foto: Entwurf: Milla und Partner

Im Superministerium von Nils Schmid (SPD) sind die Vorbehalte gegen die weitere Öffnung des Neuen Schlosses für Bürger groß. Dennoch gibt es jetzt Chancen, dass zumindest ein Bürgerschlössle möglich wird – wenn sich der Ministerpräsident dafür einsetzt, womit man nun rechnet.

Stuttgart - Das Neue Schloss sollte viel mehr den Bürgern gehören. Aus dem Gedanken heraus hat der Ausstellungsdesigner und Agenturchef Johannes Milla sein Konzept des Bürgerschlosses entwickelt. Nach der großen öffentlichen Aufmerksamkeit, die Milla mit der Veröffentlichung in den Stuttgarter Nachrichten fand, hat inzwischen auch eine Arbeitsgruppe aus Beamten des Staatsministeriums sowie des Finanz- und Wirtschaftsministeriums getagt.

Das Ergebnis: In der Staatskanzlei wird die teilweise Umsetzung für möglich angesehen und betrieben. Im Doppelministerium von Hausherr Nils Schmid (SPD) ist die Skepsis größer. Man habe bisher erst mögliche Kosten sowie technische und denkmalschützerische Voraussetzungen geprüft, heißt es dort allerdings. Die Bewertung finde nach den Ferien statt. In Regierungskreisen rechnet man damit, dass Ministerpräsident Winfried Kretschmann bald mit Schmid reden wird – und dass er ihn milde stimmt.

Im Staatsministerium (Stami) hält man es nach Informationen der Stuttgarter Nachrichten für möglich, dass im Schloss schon 2014 Ehen geschlossen werden. Im Mitteltrakt, anders als die Flügel vom Stami genutzt, könnten künftig mehr Veranstaltungen stattfinden, heißt es. Auch Wechselausstellungen und das von Milla vorgeschlagene Politik-Labor seien denkbar, wenn die Elemente beweglich wären und weggerollt werden könnten, falls Empfänge das nötig machen. Die stärkere Öffnung des Schlosses könnte am ehesten im Flügel zum Schlossgarten hin in etwa zwei Jahren Wirklichkeit werden, glaubt man.

Vorerst kein Durchgang zwischen Ehrenhof und Akademiegarten

Zwar können die Bürger den Parkflügel schon heute während der Dienstzeiten der Ministerien durchqueren, doch das wisse kaum jemand, sagt Milla. Er wünscht sich, dass es ständig möglich ist. Für Schmids Ministerium, so der Sprecher, ist da „nichts zu verändern“, weil schon eine Durchgangsmöglichkeit bestehe. Dass man im Planieflügel einen neuen Durchgang schafft, ist vom Finanzministerium und von seiner Bauabteilung offenbar verworfen worden: Das wäre teuer und schwierig, weil dort eine Treppe verläuft, einen Durchgang habe es „historisch hier nie gegeben“. Ähnlich ablehnend ist die Haltung, wenn es um einen Durchgang zwischen Ehrenhof und Akademiegarten geht. Das wäre wohl allenfalls mittelfristig denkbar, verlautet auch aus dem Stami.

Dort möchte man ausloten, wo und wie im Neuen Schloss eine Gastronomie möglich ist. „Wir glauben, ein Bedarf wäre vorhanden“, sagte Stami-Sprecher Arne Braun auf Anfrage. Man wolle klären, ob ein wirtschaftlicher Lokalbetrieb möglich wäre. Schmids Sprecher hat dies nicht als Gesprächsgegenstand in der Arbeitsgruppe aufgefasst. Für Gastronomie sehe man speziell im Ehrenhof kaum Platz, weil dort qualitativ hochrangige Konzerte stattfinden dürfen. Zudem müssten manchmal Dienstwagen vorfahren und Besucher von Veranstaltungen, etwa Staatsempfängen, parken können. Man wolle das Parken aber „restriktiver“ regeln. Was das heißt, erklärte der Sprecher nicht. Wegen des Denkmalschutzes müsse der Ehrenhof unbepflanzt bleiben, sagte er. Stühle und Tische immer wieder reinzuholen wäre für einen Gastronomen unattraktiv. Die Regierung werde sich in Sachen Bürgerschloss insgesamt sicherlich auf eine vernünftige Position einigen.

Gastronomie im Park- oder im Planieflügel

Johannes Milla erklärte gegenüber den Stuttgarter Nachrichten, die große Lösung für das Bürgerschloss sei nicht absehbar, aber bereits ein Viertel davon wäre „ein erster und ein guter Schritt“. Ziel: das Neue Schloss zu einem Ort der Identifikation der Bürger mit dem Land und zu einem Lernort in Sachen politischer Teilhabe zu machen. Die Gastronomie könne entweder im Park- oder im Planieflügel sein, je nachdem, wo sie leichter einzurichten wäre. Sie sollte Außenbereiche beidseits des Flügels haben, in dem sie unterkommt. Er sehe sie als Frequenzbringerin für ein Bürgerschloss, „nicht als Sinnstifter“. Die Gastronomie würde es auch ermöglichen, dass im Schloss nicht nur Trauungen vollzogen, sondern auch Hochzeiten gefeiert werden.

Die Gastronomie ist aber nur der sechste und letzte Punkt in dem Minimalprogramm, das Milla jetzt formulierte. Die Liste beginnt mit dem Politik-Labor. Dann folgen: die Beseitigung der Autos im Ehrenhof, „mindestens zwei Durchgänge durch das Gebäude“, nämlich im Park- und im Planieflügel, eine Schimpf- und Motzecke samt personeller Betreuung und ein Hochzeitssalon.