Ist Kirschlorbeer besser als sein Ruf? Die Stadt sagt ja und pflanzt den Strauch am neuen Parkhaus Zentrum. Da lässt Kritik nicht lange auf sich warten.
Invasiv, giftig und kaum von ökologischem Nutzen – der BUND hat dem Kirschlorbeer als beliebtester Heckenpflanze ein schlechtes Zeugnis ausgestellt. Warum die Stadt bei der Bepflanzung der Anlagen rund um das neue Parkhaus Süd trotzdem auf das Gewächs setzt, sorgt für Kritik aus der Bürgerschaft.
„Voll Entsetzen haben wir gerade festgestellt, dass rund um das neue Parkhaus-Süd künftig die Besucher unserer Stadt und auch der Landesgartenschau 2028 mit einer Begrünung aus Kirschlorbeersträuchern begrüßt werden sollen“, heißt es in einem Schreiben an unsere Redaktion. Darin wird auf den BUND verwiesen und dessen Einschätzung verwiesen. Auch eine Liste mit Alternativen wie Liguster, Hainbuche oder Kornelkirsche ist dabei.
Wir fragen bei der Stadt nach, warum sie ausgerechnet auf Kirschlorbeer setzt. Die Antwort von Fachbereichsleiter Rudolf Mager überrascht.
Insektenbuffet bietet mehr
Die Stadt verwendet für die Gestaltung der Grünfläche die Sorte „Otto Luyken“. Das ist ein trockenheitsresistenter Kirschlorbeer, frosthart, anspruchslos und mit weiß duftenden Blüten und geringem Wachstum.
„Anders als die bei Sichtschutzhecken verwendeten hochwachsende Sorten muss diese nicht geschnitten werden und es gibt somit die jährlichen Blütenansätze“, schreibt Mager. Und diese seien – so verweist Mager auf einen Artikel des Magazins „Neue Landschaft“ – entgegen der Meinung des BUND sehr wohl Anziehungspunkt für eine Vielzahl von Insektenarten.
Zudem werde der Kirschlorbeer nicht als Hecke oder Sichtschutz gepflanzt, sondern vereinzelnd als immergrüner Hingucker in ein Gesamtkonzept eingebettet. Und dieses sehe auch Bäume wie den Lederhülsenbaum, Tulpenbaum oder Rotahorn; Sträucher wie Felsenbirne, wolliger Schneeball, Liguster und Berberitze; Stauden wie Frauenmantel, Storchschnabel und Herbstanemone sowie Kletterpflanzen wie Wilder Wein vor.
Kein Grund zur Aufregung?
„Wir sehen gerade in der vorgeschlagenen Gesamtkonzeption beim Parkhaus keinen Grund für Aufregung“, betont Mager. Pflanzkonzepte wie zuletzt im Oberen Kameralamtsgarten, bei den Spielplätzen in Hausen und Göllsdorf oder im Nägelesgraben zeigten, „dass eine ausgewogene, attraktive und ökologische Mischung gewählt wird“. Zudem müsse künftig noch stärker auf die Veränderungen im Stadtklima geachtet werden.
Was den Kirschlorbeer und seinen schlechten Ruf anbelange, gibt Mager zu Bedenken, dass eben oft nur das Schlagwort „invasive Art“ verwendet werde und der Eindruck geweckt werde, dass der Pflanze – die natürlich in Bulgarien und Rumänien vorkomme – jegliche Daseinsberechtigung bei der innerstädtischen Bepflanzung abgesprochen werden müsse. Dennoch habe man den Kirschlorbeer bisher nur „sehr sparsam und in besonderen Situationen“ verwendet.
Um solche Diskussionen aber künftig zu vermeiden, „werden wir künftig auf die Pflanzung von Kirschlorbeer ganz verzichten“, verkündet Mager.