Auf einem schmalen Uferstreifen an der Nagold nisten derzeit die Calwer Schwäne – doch ihre Ruhe haben sie dort nicht. Foto: Verena Parage

Das Calwer Schwanenpaar zieht um und baut am Fuße der Marktbrücke ein neues Nest. Direkt an der Nagold sollten die Tiere eigentlich ihre Ruhe vor Menschen haben – würden nicht manche Zeitgenossen ihren Abfall auf die brütenden Wasservögel werfen.

Die Calwer Schwäne ziehen immer wieder die Blicke auf sich: Zu manchen Zeiten sogar so viele, dass sie einen Sichtschutz brauchen. So zumindest sieht es aus, wenn ein Fußgänger die Unterführung vom ZOB in Richtung Marktbrücke benutzt. Wenn er die Treppen hochgeht, läuft er direkt auf einen Bauzaun zu, an dem eine schwarze, blickdichte Plane befestigt ist.

 

Wer hinter den Zaun schaut, entdeckt unten, an der Nagold, ein kleines Uferstück. Und dort sitzt doch tatsächlich ein Schwan in seinem Nest.

Dass die Calwer Schwäne gerade Privatsphäre brauchen, das bestätigt David Mogler, persönlicher Referent des Oberbürgermeisters und Wirtschaftsbeauftragter der Stadt . Denn das Calwer Schwanenpaar brütet wieder.

Normalerweise brüten die Wasservögel immer am selben Ort

Bisher hatten sich die Tiere dafür immer ein Plätzchen am Pavillon herausgesucht. Dort habe der Bauhof für die Sicherheit der Schwäne gesorgt „und in den letzten beiden Jahren mit Bauzäunen einen sicheren Brutplatz geschaffen“, berichtet Mogler. So sei das auch für dieses Jahr geplant gewesen.

Das Schwanenpaar hatte allerdings etwas anderes vor: Es ist umgezogen. Das neue Gelege befindet sich neben der Marktbrücke – an der der Sparkasse gegenüberliegenden Uferseite. Dieser Umzug ist sehr ungewöhnlich. Denn eigentlich bleiben Schwäne nicht nur lebenslang mit demselben Partner zusammen, sondern sie brüten auch immer an derselben Stelle. „Vor Beginn der Brutzeit reparieren sie ihr Nest und polstern es mit frischem Material aus“, heißt es auf der Internetseite des Bundesamts für Naturschutz.

Nicht so die Calwer Schwänen, die sich ein neues Plätzchen gesucht haben, um die Eier abzulegen. Vier bis acht Stück sind es bei Höckerschwänen in der Regel. Aus der Ferne zumindest sieht es so aus, als würde die Calwer Schwänin – anfangs brütet manchmal auch das Männchen mit – auf acht Eiern sitzen.

Während der Brutzeit verteidigen Schwäne ihr Nest und können schon einmal aggressiv werden – auch, wenn ihnen Menschen zu nahe kommen. Beim neuen Standort ihres Nest dürfte das eher weniger der Fall sein, der kleine Uferbereich ist nur übers Wasser zu erreichen. Allerdings: Ungestört sind die Schwäne dort dennoch nicht.

Stadtverwaltung versucht, die Tiere so gut wie möglich zu schützen

Der Bereich an der Marktbrücke sei hochfrequentiert. Viele Pendler laufen dort Richtung Stadt beziehungs zum ZOB und zum Bahnsteig, erläutert Mogler. Das hat für die Wasservögel unschöne Konsequenzen.

Der Mitarbeiter der Stadtverwaltung berichtet, dass es schon gleich zu Beginn der Brutzeit dazu gekommen ist, „dass Menschen Dosen und Flaschen auf die brütende werdende Schwanenmutter geschmissen haben“.

Mehrere Eier sind unter dem Schwan zu erkennen. Foto: Verena Parage

Und tatsächlich: Das kleine Uferstück liegt voller Müll. Direkt neben dem Nest finden sich eine Zigarettenschachtel, eine Getränkedose und Verpackungsfolie. Die Stadt habe schnell reagiert und mit Bauzäunen für Sicherheit gesorgt, teilt Mogler mit. „Wir hoffen, dass das Gelege gut durchkommt und wir weitere junge Schwanenkinder in Calw begrüßen dürfen.“ Die Stadtverwaltung tue ihr Möglichstes, um das Gelege und die Schwäne zu schützen.

Das ist übrigens auch noch nötig, wenn die kleinen Schwänen schlüpfen, was nach bis zu 38 Bruttagen der Fall ist. Als es im vergangenen Jahr so weit war, veröffentlichte die Stadt Calw am 9. Mai auf ihrer Facebookseite nicht nur Fotos des frisch geschlüpften Schwanennachwuchses, sondern appellierte auch an die Bürger: „... bitte füttert die Schwäne nicht. Es sind Wildtiere, die super zurecht kommen. Brot und ähnliches schadet ihnen massiv. Sie werden dadurch fett, träge und krank. Artgerechtes Futter finden sie selbst, in Insekten, Schnecken und Pflanzen.“ Das gilt natürlich auch in diesem Jahr.